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Brunetti 18 - Schöner Schein

Brunetti 18 - Schöner Schein

Titel: Brunetti 18 - Schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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reichen. In dem Fall wusste er nicht, wie er reagieren würde. Vielleicht bemerkte Patta das. Wie auch immer, er klappte das Handy wieder auf. Er zog ein Blatt Papier heran, notierte die Nummer des Anrufers und schob das Blatt über den Schreibtisch. »An seinen Namen erinnere ich mich nicht, aber er ist ein Capitano.«
    Brunetti nahm das Papier und sah sich die Nummer an. Als feststand, dass der ViceQuestore nichts weiter beizutragen hatte, stand Brunetti auf und ging zur Tür. »Ich rufe ihn an«, sagte er.
    »Gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte Patta hörbar erleichtert, nachdem es ihm gelungen war, die ganze Angelegenheit auf Brunetti abzuwälzen.
    Oben wählte er die Nummer. Nach nur zweimal Klingeln meldete sich eine Männerstimme: »Si?«
    »Es geht um Ihr Gespräch mit dem Vice-Questore«, sagte Brunetti, nachdem er sich vorgestellt hatte, fest entschlossen, das Gewicht von Pattas Rang in die Waagschale zu werfen. »Jemand hat unter dieser Nummer den Vice-Questore angerufen, mit ihm gesprochen und dann ein Foto geschickt.« Er legte eine Pause ein, aber der andere sagte weder etwas Bestätigendes, noch äußerte er Neugier. »Vice-Questore Patta hat mir das Foto gezeigt; es scheint sich um einen Toten zu handeln, und nach dem, was der ViceQuestore mir mitgeteilt hat, wurde der Mann in unserem Bezirk getötet«, fuhr Brunetti in offiziellem Ton fort. »Der Vice-Questore hat mich beauftragt, dort hinzufahren und ihm anschließend Bericht zu erstatten.«
    »Dazu besteht kein Anlass«, sagte der andere kühl.
    »Der Ansicht bin ich nicht«, gab Brunetti nicht minder kühl zurück, »und deswegen werde ich mir das vor Ort ansehen.«
    Der andere gab sich alle Mühe, wie jemand zu reden, der nur seine Arbeit macht. »Wir haben ihn eindeutig identifiziert«, sagte er. »Der Mann ist ein Kollege, der in einem unserer aktuellen Fälle ermittelt hat.«
    Als hätte der andere gar nicht gesprochen, sagte Brunetti: »Wenn Sie mir verraten, wo Sie sind, fahren wir los.«
    »Das ist nicht nötig. Wie gesagt, die Leiche ist bereits identifiziert.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu: »Ich fürchte, für den Fall sind wir zuständig.« »Und wer ist wir?«, fragte Brunetti.
    »Die Carabinieri, Commissario. Guarino war beim nas, und damit sind wir gewissermaßen doppelt berechtigt, die Ermittlungen selbst durchzuführen.«
    Brunetti sagte nur: »Dann werde ich das hier mal mit einem Richter besprechen.« Patt.
    Brunetti wartete, und er war sicher, der andere wartete auch. Ihm ging durch den Kopf, dass er bei Guarino gewartet hatte, dass er bei Patta gewartet hatte, dass er schon viel zu oft und viel zu lange gewartet hatte.
    Noch immer kein Ton vom anderen Ende der Leitung. Brunetti legte auf. Natürlich, Guarino musste auch noch beim nas gewesen sein, und alle diese Abkürzungen konnte ja sowieso keiner auseinanderhalten. Der Nucleo AntiSofisticazione, eine Sondereinheit der Carabinieri, hatte dafür zu sorgen, dass Hygienegesetze und Umweltvorschriften eingehalten wurden. Brunettis Gedanken kehrten zu den Bildern der Müllberge in den Straßen von Neapel zurück, die aber schnell von der Erinnerung an das Foto von Guarino verdrängt wurden.
    Er wählte Vianellos Nummer, es meldete sich jedoch nur ein anderer Beamter, der sagte, der Ispettore sei nicht im Haus. Brunetti versuchte es auf Vianellos telefonino, aber das war abgeschaltet, nicht einmal eine Nachricht konnte er hinterlassen. Er rief Griffoni an und teilte ihr mit, sie würden zusammen einen Tatort in Marghera aufsuchen, den Rest werde er ihr unterwegs erklären. Unten ging er in Signorina Elettras Büro.
    »Ja, Commissario?«, fragte sie.
    Es schien nicht der richtige Zeitpunkt, ihr von Guarino zu erzählen, andererseits gab es nie einen richtigen Zeitpunkt, Leuten zu erzählen, dass jemand gestorben war.
    »Ich habe schlechte Neuigkeiten, Signorina«, sagte er.
    Ihr Lächeln wurde vorsichtiger.
    »Vice-Questore Patta hat heute Vormittag einen Anruf bekommen«, fing er an. Er beobachtete, wie sie darauf reagierte, dass er Pattas Titel verwendete: Jetzt war sie vorgewarnt und konnte davon ausgehen, etwas Unerfreuliches zu hören zu bekommen. »Ein Capitano der Carabinieri hat ihm mitgeteilt, dass der Mann, der Anfang der Woche hier war, Maggior Guarino, getötet wurde. Erschossen.«
    Sie schloss die Augen, lange genug, um zu verbergen, was sie empfand, aber nicht lange genug, um zu verbergen, dass sie etwas empfand.
    Bevor sie etwas fragen konnte,

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