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Brunetti 18 - Schöner Schein

Brunetti 18 - Schöner Schein

Titel: Brunetti 18 - Schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Spieler zwei Karten aus - eine offen, eine verdeckt -, und das Spiel ging weiter. Brunetti sah sich um und bemerkte, dass Griffoni ans hintere Ende des Raums gegangen war, wo sie ihre Aufmerksamkeit zwischen dem Tisch, an dem der junge Mann spielte, und einem anderen zu teilen schien, an dem Vasco sich mit einer Frau in einem gelben Kleid unterhielt.
    Als Brunetti sich wieder umwandte, machte der Mann, der eben zur Seite getreten war, noch einen Schritt nach rechts und gab den Blick auf Franca Marinello frei, die hinter Terrasini stand und ihm in die Karten schaute. Terrasini drehte sich zu ihr um, und ihre Lippen bewegten sich. Er kippelte mit seinem Stuhl nach hinten, während die anderen Spieler überlegten, was sie tun sollten, streckte einen Arm aus, legte ihn ihr um die Hüfte und zog sie an sich heran: Als sei ihre Hüfte ein Talisman oder das Knie einer Heiligenstatue, das einem Glück brachte, wenn man es anfasste, so griff er zu: Der Stoff ihres Kleids warf Falten unter seiner Berührung.
    Brunetti beobachtete ihr Gesicht. Die Augen sahen nach Terrasinis Hand, dann wieder auf den Tisch. Sie sagte etwas, vielleicht machte sie ihn auf den Croupier aufmerksam. Er zog seine Hand zurück und kippte mit dem Stuhl wieder nach vorn. Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht. Terrasini bat um eine Karte, die der Croupier vor ihn hinlegte. Terrasini sah sie sich an, schüttelte den Kopf, und der Croupier wandte sich dem nächsten Spieler zu.
    Terrasinis Blick wanderte um den Tisch und glitt auf Brunetti zu, der aber inzwischen sein Taschentuch aus der Brusttasche gezogen hatte und sich die Nase putzte. Als er sich zum Tisch zurückwandte, schob der Croupier gerade wieder Jetons in Terrasinis Richtung.
    An dem Tisch entstand leichte Unruhe, als der Croupier plötzlich aufstand und etwas zu den Spielern sagte. Er trat hinter seinen Stuhl, verbeugte sich flüchtig und wurde sogleich von einem anderen Mann in tadellosem Abendanzug abgelöst.
    Terrasini nutzte die Gelegenheit, sich ein wenig die Füße zu vertreten. Er stand auf und reckte die Arme über den Kopf wie ein erschöpfter Sportler. Die Bewegung ließ sein Jackett hochrutschen, und Brunetti sah unmittelbar über der linken hinteren Hosentasche den Rand eines Lederhalfters.
    Der neue Geber nahm frische Karten und begann sie zu mischen. Bei dem Geräusch ließ Terrasini die Arme sinken und rückte näher an Franca Marinello heran. Wie nebenbei strich er ihr mit beiden Händen über die Brüste und nahm dann wieder Platz. Brunetti sah die Haut um ihren Mund kalkweiß werden, aber sie unternahm keinen Versuch, sich vom Tisch zu entfernen, sondern wandte sich nur ein wenig ab.
    Sie blinzelte, behielt aber die Augen vielleicht eine Sekunde zu lang geschlossen. Als sie sie wieder aufschlug, sah sie in Brunettis Richtung. Und erkannte ihn.
    Er dachte, sie könnte durch irgendein Zeichen, ein Nicken, ein Lächeln, zu erkennen geben, dass sie ihn bemerkt hatte. Oder gar Terrasini auf ihn hinweisen. Aber sie rührte sich nicht. Sie stand da wie eine Statue, die eine andere Statue anstarrt. Nach einiger Zeit senkte sie den Blick wieder auf die Karten, die vor Terrasini lagen. Das Spiel ging weiter, aber diesmal war es der Croupier, der die Jetons einstrich - so auch beim nächsten und übernächsten Spiel. Dann gewann der Mann rechts neben Terrasini, dann der links neben ihm, und schließlich war wieder der Croupier an der Reihe.
    Terrasinis Jetons schmolzen dahin, bis nur noch ein Stapel übrig war, und auch der war bald weg. Er stieß seinen Stuhl nach hinten und sprang auf; der Stuhl fiel um. Der junge Mann ließ beide Hände auf den Tisch krachen, beugte sich weit vor und brüllte den Croupier an. »Das kannst du nicht machen. Das kannst du nicht machen.«
    Plötzlich - Brunetti hatte keine Ahnung, wie das so schnell gegangen war - standen Vasco und ein anderer Mann links und rechts neben Terrasini, fassten ihn unter und sprachen leise auf ihn ein. Vascos rechte Hand packte so fest zu, dass die Knöchel weiß hervortraten, und Terrasinis Ärmel warf noch mehr Falten als vorhin Franca Marinellos Kleid.
    Während die drei Männer zur Tür gingen, redete Vasco so gelassen auf Terrasini ein, als brächten er und sein Helfer lediglich einen Gast zu seinem Taxiboot. Die Frau im gelben Kleid trat hastig an den Tisch, hob den Stuhl auf, zog ihn heran und setzte sich. Sie öffnete ihr Täschchen und nahm eine Handvoll Jetons heraus.
    Brunetti sah Griffoni zur Tür gehen, und als

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