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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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zuzuschauen war ein Genuss.
    »Du darfst mir also nichts verraten?«, fragte der Baron überlaut, obwohl er leise zu sprechen versuchte.
    »So ist es«, erwiderte Bruno. »Und dafür hast du doch bestimmt Verständnis.«
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass gestern Abend in Lalinde mehrere Personen festgenommen worden sind und dass du an dem Einsatz teilgenommen hast. Ein Kumpel von mir hat dich gesehen. Ich will nur wissen, ob diese Festnahmen im Zusammenhang mit unserem Araber stehen.«
    »>Unserem Araber    »Ich sagte unser Araber und meinte es auch so. Ich kenne Momu und Karim ebenso gut wie du. Ich weiß auch, dass der Alte ein
Harki
war, und das nimmt mich für ihn ein. Ich habe im Algerienkrieg selbst eine
Harki-Truppe
angeführt und mich anfangs ständig gefragt, wann mir wohl einer von ihnen in den Rücken schießen würde. Tatsächlich aber haben sie mir mehrfach das Leben gerettet.«
    Bruno musterte den Baron mit neugierigem Blick. Er stand, wie jeder wusste, politisch weit rechts, und es hieß, dass er nur deshalb kein Parteigänger des
Front National
war, weil er nach wie vor Charles de Gaulle die Treue hielt.
    »Ich dachte, dir wären Einwanderer aus Nordafrika ein Dorn im Auge«, sagte Bruno und unterbrach sich, um Michel Beifall zu klatschen, der ein Ass geschlagen hatte.
    »So ist es auch. Wie viele sind es mittlerweile? Sechs, sieben Millionen Araber und Muslime, die sich bei uns breitmachen. Paris ist nicht wiederzuerkennen. Trotzdem, für die
Harkis
hab ich was übrig. Statt ihnen zu danken, haben wir die meisten an der Grenze abgewiesen und zugelassen, dass ihnen in ihrer Heimat die Kehlen durchgeschnitten wurden, obwohl sie für uns gekämpft haben.«
    »Ja, der alte Hamid war ein
Harki.
Er hat sogar in Indochina für uns gekämpft und ist dafür mit dem
croix de guerre
ausgezeichnet worden.«
    »In dem Fall war er kein
Harki,
sondern ein
Zouave
oder
Tirailleur.
So wurden sie jedenfalls in ihren Regimentern genannt. Und die durften sich in Frankreich niederlassen - im Unterschied zu den
Harkis.
Wer es von denen dennoch über die Grenze schaffte, kam in ein Lager. Eine Schande war das. Einige von uns haben zu helfen versucht. Ich habe mehrere meiner Jungs auf dem Truppentransporter mit rübergebracht, aber die meisten wollten ihre Familien nicht im Stich lassen und sind geblieben. Scheiße, sie haben einen verdammt hohen Preis bezahlen müssen.«
    »Woher weißt du, dass sie umgebracht worden sind?«, wollte Bruno wissen.
    »Ich bin mit einigen, die ich nach Frankreich geschleust habe, in Kontakt geblieben, habe ihnen Jobs verschafft und so weiter. Ein paar von ihnen haben auch für mich gearbeitet. Sie standen alle über ihre Familien in Verbindung miteinander. Du weißt, ich bin kein eifriger Kirchgänger, aber wenn ich höre, dass einer meiner
Harkis
dran glauben musste, geh ich in die Kirche und zünde eine Kerze an.« Er stockte und starrte auf seine Füße. »Mehr kann ich nicht tun«, murmelte er wie zu sich selbst. Dann räusperte er sich, straffte die Schultern und sagte: »Also, verrat's mir, weißt du, wer unseren Araber, einen Soldaten Frankreichs, umgebracht hat?«
    »Nein. Die Ermittlungen laufen noch, wie es so schön heißt. Wir stehen erst am Anfang, und ich habe mit der Sache eigentlich nichts zu tun. Die
police nationale
kümmert sich darum und hat über dem Verkehrsamt ein provisorisches Büro eingerichtet.«
    »Was war denn in Lalinde?«
    »Es hat da eine Hausdurchsuchung gegeben, die vielleicht nicht einmal etwas mit dem Fall zu tun hat. Es war eher eine Drogenrazzia«, antwortete Bruno vorsichtig. Er wollte nicht lügen müssen.
    Der Baron nickte und beobachtete das Spiel. Rollo hatte gerade zwei Aufschläge verhauen.
    »Habe ich dir schon mal erzählt, wie wir aus Algerien rausgekommen sind?«, fragte der Baron plötzlich. Bruno schüttelte den Kopf.
    »Wir waren in Oran, am Hafen. Chaotische Verhältnisse. In Evian hatte de Gaulle soeben den Friedensvertrag unterzeichnet, woraufhin mehrere Einheiten zu meutern anfingen. Ich war in meiner Einheit der einzige Offizier, der sich weigerte, am Putsch teilzunehmen, und zwar einzig und allein aus dem Grund, weil er sich gegen de Gaulle richtete. Wie auch immer, meine Jungs hätten auf gar keinen Fall mitgemacht. Ich führte damals einen Zug von Wehrpflichtigen, jungen Franzosen, die alle diese neumodischen kleinen Transistorradios besaßen, um

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