Bruno Chef de police
ihren Rock 'n' Roll hören zu können. Sie hörten aber auch die Rede von de Gaulle, der sie zur Befehlsverweigerung all denjenigen Offizieren gegenüber aufrief, die sie gegen die französische Republik aufzuhetzen versuchten. Die einfachen Soldaten blieben in ihren Kasernen und rührten sich nicht. So wurde der Putsch vereitelt. Sie blieben in den Kasernen, bis der Truppentransporter kam, um uns nach Hause zu bringen.«
»Das war 1961, nicht wahr?«, sagte Bruno. »General Salan schloss sich der oas an, die de Gaulle zu ermorden versuchte. Hab ich das richtig in Erinnerung?«
»Ja«, antwortete der Baron. »Wie dem auch sei, bevor wir an Bord des Schiffes gegangen sind, haben wir unsere
Harkis
eingesammelt, zumindest die, die aufzutreiben oder clever genug waren, um zu wissen, dass sie sich besser aus dem Staub machten. Mein Sergeant, der den Krieg über an meiner Seite gewesen war, mochte die
Harkis
und war bereit zu helfen. Wir beschafften uns Uniformen - davon gab's genug - und führten unsere Mitstreiter einfach an Bord. Es gab keine Listen oder irgendwelche organisierten Abläufe, weil fast keine Offiziere da waren, und so konnte ich meine Leute durchschleusen.«
»Und in Frankreich?«, sagte Bruno. »Wie hast du sie an Land gebracht?«
»Am Marinestützpunkt in Toulon, wo noch kontrolliert wurde, gab es keinen Platz, weil so viele Transporter aus Algerien ankamen. Deshalb legten wir im Handelshafen von Marseille an. Von dort sollten wir in Lastwagen, die die Armee bereitgestellt hatte, in die nächsten Lager gebracht werden. Welche Einheit wohin kam, blieb dem Zufall überlassen. Mein Sergeant und ich haben unseren Jungs ein paar Tage Urlaub gegeben und gesagt, sie könnten nach Hause gehen, müssten sich aber spätestens in einer Woche zurückmelden. Wir haben alle Hals über Kopf das Schiff verlassen, sind auf einen der alten Laster gestiegen und losgefahren. Von den Jungs ist dann einer nach dem anderen während der Fahrt abgesprungen, so auch meine
Harkis,
ausgestattet mit Zivilklamotten und ein paar Francs. Davon abgesehen, hatten sie nur einen Zettel mit meinem Namen und meiner Adresse bei sich.«
»Klingt verrückt«, sagte Bruno. »Mir ist zwar bekannt, dass der Algerienkrieg im Chaos endete, aber davon hatte ich keine Ahnung.« Mit einem Ohr hörte er, wie Dougal in seinem komischen Akzent
»Five-Fourrr«
rief, worauf die beiden Doppel die Seiten wechselten. Das Match schien bald zu Ende zu sein. Bruno hatte kaum etwas davon mitbekommen.
»Du musst bedenken, dass es damals keine Computer gab«, fuhr der Baron fort. »Es gab nur Listen auf Papier, und unsere Listen sind in dem großem Durcheinander verlorengegangen, und der Truppentransporter war zu überfüllt, als dass noch Kontrollen möglich gewesen wären. All das, was nicht verlorengegangen war, ist von mir und meinem Sergeant verbrannt worden, als wir unser Hauptquartier in Fréjus erreichten. Wohl gemerkt, ich war der einzige Offizier meiner Einheit, der loyal geblieben war. Wahrscheinlich hat man's mir deshalb leichtgemacht. Mein Oberst beglückwünschte mich sogar zur sicheren Rückkehr meiner Männer.«
»Spiel, Satz und Sieg«, rief Dougal. Die vier Tennisfreunde auf dem Platz fingen an, die Bälle einzusammeln.
»An den allerletzten Moment im Hafen von Oran kann ich mich besonders gut erinnern«, sagte der Baron. »Ich stand am Fuß des Landungsstegs und versuchte sicherzustellen, dass alle meine Männer an Bord gingen. Ich folgte ihnen als einer der Letzten. Am Poller stand einer der algerischen Hafenarbeiter und wartete darauf, die Leine zu lösen. Er sah mir direkt in die Augen und sagte: >Das nächste Mal marschieren wir bei euch ein.< Er starrte mich an, bis ich mich umdrehte und an Bord ging. Das werde ich nie vergessen. Und wenn ich mich im heutigen Frankreich umschaue, weiß ich, dass er recht hatte.«
Wie nach jedem Spiel gingen die vier gemächlich ins Clubhaus, denn der Regen hatte nachgelassen. Sie duschten und holten dann aus ihren Autos, was sie für das gemeinsame Mittagessen mitgebracht hatten. Bruno steuerte Eier von seinen Hühnern und Gartenkräuter bei. Im Frühjahr brachte er normalerweise jungen Löwenzahn mit, aber diesmal hatte er jungen Knoblauch dabei, glattblättrige Petersilie und eine der Trüffelknollen, die seit dem Winter in Öl lagen. Michel packte
pâté
und außerdem
rillettes
aus eigener Herstellung aus; das Fleisch dazu stammte von dem Schwein, das er in hämischer Missachtung einschlägiger
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