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Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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auszureden, wie ich zum Militär zu gehen. Trotzdem hat er sich bei der Luftwaffe verpflichtet.«
    »Ich dachte, es hätte Ihnen beim Militär gefallen. Sie haben mir damals, als wir zusammen zu Abend gegessen haben, viel davon erzählt.«
    »Manches war ja ganz nett«, sagte Bruno. »Vielleicht sogar das meiste. Und über schlechte Erfahrungen rede ich nicht gern. Ich vergesse sie lieber.«
    »Sie denken da wohl an Bosnien, nicht wahr? Ich weiß, Sie haben an einer Friedensmission teilgenommen.«
    »Ja, aber von Frieden keine Spur. Über hundert Männer sind gefallen, über tausend verwundet worden. Nur: Daran erinnert sich heute keiner mehr. Auch damals war davon kaum die Rede. Wir wurden von Heckenschützen ins Visier genommen und von allen Seiten mit Granaten beschossen, von Serben, Muslimen und Kroaten. Ich habe Freunde verloren. Wir durften uns ja nicht wehren, ja, nicht einmal richtig verteidigen. Ein ruhmreiches Kapitel war das wahrhaftig nicht.«
    »Egal, Sie haben die schlimmen Zeiten gut überstanden, das Waisenhaus, Bosnien und das alles«, sagte Jean-Jacques. »Und ich bin ein alter Wichtigtuer, der überall seine Nase reinstecken muss. Vielleicht bringt das der Job mit sich. Wie dem auch sei: Was ich über meine Frau gesagt habe, meine ich ernst. Ich bin froh, mit ihr verheiratet zu sein.« Jean-Jacques legte eine kurze Pause ein. »Außerdem hat sie mich dazu gebracht, Golf zu spielen.«
    »Ich glaub's nicht«, sagte Bruno lachend, dankbar für den Themenwechsel.
    »Sie hat mit ein paar Freundinnen damit angefangen und darauf bestanden, dass ich Unterricht nehme, weil wir, wie sie sagt, gemeinsame Hobbys brauchen, wenn ich in den Ruhestand gehe«, erklärte Jean-Jacques. »Mir gefällt's, gemütliche Spaziergänge an frischer Luft und danach ein paar Drinks mit netten Leuten im Clubhaus. Im Sommer werden wir in Spanien Golfurlaub machen, jeden Tag spielen und Unterricht nehmen. Apropos, ich brauche was zu trinken. Augenblick, bin gleich zurück.«
    Bruno drehte sich um und schaute aufs Haus zurück. Alle Lichter waren eingeschaltet. Hinter den Fenstern bewegten sich weißgekleidete Gestalten hin und her. Ein so großes Polizeiaufgebot hatte er das letzte Mal zur Feier seiner abgeschlossenen Ausbildung gesehen. Er glaubte jetzt zu wissen, was Jean-Jacques anzudeuten versucht hatte. Der Fall versprach jede Menge Ärger mit der Politik, den Medien und der Öffentlichkeit, und Jean-Jacques wollte ihn da raushalten. Bruno wäre das nur recht. Allerdings hatte er einen Job zu erledigen und musste im Interesse der Bürger von Saint-Denis handeln, auch wenn er noch nicht wusste, wie er das anstellen sollte.
    »Tja, es sieht ganz so aus, als hätten wir den Hauptverdächtigen in unserer Mordsache«, frohlockte Jean-Jacques, der vor den hell erleuchteten Fenstern des Hauses nur als Silhouette zu erkennen war, als er auf Bruno zuging und ihm ein Glas reichte. Gefüllt mit Ricard, genau in der richtigen Mischung, nicht zu viel Eis. Dem Möbel-Tycoon würde es nicht auffallen, dass sich der Chefinspektor an seiner Bar bedient hatte.
    »Bisher sprechen nur Indizien gegen ihn, es sei denn, die Spurensicherung findet noch ein paar handfeste Beweise oder die Mordwaffe«, gab Bruno zu bedenken.
    »Wenn Sie mich fragen, war einer dieser Nazidolche an der Wand die Tatwaffe. Die Kollegen werden sich die Dinger genauer ansehen«, erwiderte Jean-Jacques.
    »Ihnen ist doch wohl klar, dass Sie den Fall los sind, sobald Paris eingeschaltet wird«, sagte Bruno.
    »Deshalb will ich ja auch möglichst schnell zu Ergebnissen kommen«, entgegnete Jean-Jacques. »Paris schickt einen Justizbeamten zusammen mit einer sogenannten Medienkoordinatorin, die sich um die Journaille kümmern soll. Sie werden die Nachrichten so frisieren, dass der Minister in seinen Präsidentschaftsambitionen nicht gestört wird. Mich würde es nicht wundern, wenn er persönlich käme, vielleicht sogar zur Beisetzung.«
    »Der Bürgermeister macht sich auch so schon Sorgen um unseren Tourismus. Minister, die für Schlagzeilen sorgen, haben ihm gerade noch gefehlt. Ich sehe sie schon vor mir«, sagte Bruno. »Saint-Denis - Kleinstadt voller Hass.«
    »Ich an Ihrer Stelle würde den Kopf einziehen. Lassen Sie die da oben ihr Ding machen, und versuchen Sie, anschließend das zerbrochene Porzellan wegzufegen«, sagte Jean-Jacques. »So läuft's doch immer.«
     

10
    Ein feiner Nieselregen hatte eingesetzt, der wahrscheinlich über Stunden anhalten würde. Die

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