Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruno Chef de police

Bruno Chef de police

Titel: Bruno Chef de police Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
Vom Netzwerk:
möglichst klein bleibt.«
    »Aber Sie kennen doch Montsouris und seine Frau«, seufzte der Bürgermeister. »Sie werden Presse und Fernsehen einladen und dafür sorgen, dass die Gewerkschaften mitmachen - genau die Aufmerksamkeit, die wir jetzt nicht brauchen können.«
    »Sei's drum, der Öffentlichkeit zu zeigen, dass unsere Stadt für ein friedliches Miteinander auf die Straße geht, ist doch allemal besser, als den Stempel der Fremdenfeindlichkeit aufgedrückt zu bekommen«, sagte Bruno. »In Amerika heißt es: Wenn man dir Zitronen gibt, mach Limonade draus. Und wenn bei uns demonstriert wird, sollten wir in vorderster Reihe mitmarschieren, anstatt denen mit den roten Fahnen den Vortritt zu lassen.«
    »Da ist was dran«, grummelte der Bürgermeister.
    »Wenn Sie, Monsieur, die Sache in die Hand nehmen, könnten Sie die Marschroute festlegen. Ich schlage vor, wir ziehen von der
mairie
zum Kriegerdenkmal. Der alte Hamid war schließlich Veteran und Kriegsheld«, sagte Bruno. Plötzlich fiel ihm ein Ausweg aus der politischen Klemme ein. »Sie wissen doch, dass er mit dem
croix de guerre
ausgezeichnet wurde. Wir könnten also dem Ganzen einen patriotischen Anstrich geben und um einen tapferen Soldaten Frankreichs trauern. Von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus wird dann keine Rede sein.« Er musterte die nachdenkliche Miene des Bürgermeisters und fügte hinzu: »Es hätte sogar den Vorteil, der Wahrheit zu entsprechen.«
    »Ganz schön gerissen. Sie sollten in die Politik gehen«, bemerkte der Bürgermeister, was als Kompliment aufzufassen war.
    »Das macht Ihr Einfluss, Monsieur«, lächelte Bruno. Die beiden hoben ihr Glas, tranken und genossen einen kurzen Moment der Ruhe, der schon bald gestört wurde von aufheulendem Motorenlärm und quietschenden Reifen. Sie stürzten ans Fenster und sahen blaue Uniformen und graue Anzüge aus dem Transporter der Gendarmerie springen und einem flinken Jungen nachsetzen, der zwischen den Marktständen zu fliehen versuchte, aber seine unvermeidliche Festnahme nur hinauszögern konnte.
    »Merde«,
rief Bruno. »Das ist Karims Neffe.« Er rannte nach draußen.
     
    Als er den Marktplatz erreichte, war der Junge bereits eingefangen worden.
Capitaine
Duroc hielt ihn triumphierend am Arm gepackt. Die beiden Männer in den grauen Anzügen - Bruno erkannte sie auf den ersten Blick - waren Inspektoren aus Brüssel, Beamte, die an einem Samstag eigentlich nicht im Dienst sein dürften. Einer von ihnen hielt eine große Kartoffel in die Höhe.
    »Da haben wir den Strolch«, erklärte der andere. »Auf frischer Tat ertappt.«
    »Und das ist die Kartoffel. Schon am Dienstag wurde uns so ein Ding in den Auspuff gesteckt«, ergänzte sein Kollege.
    »Überlassen Sie die Sache mir, meine Herren«, rief Duroc und blickte in die Runde der neugierig zusammengelaufenen Marktbesucher und -händler. »Der kleine Teufel wird weggeschlossen.«
    »Mon capitaine,
vielleicht hilft's, wenn ich Sie begleite«, sagte Bruno ruhig und freundlich, was ihn selbst am meisten überraschte, denn er kochte innerlich vor Wut und machte sich Vorwürfe. Wäre er doch bloß entschiedener gegen die unsinnigen Aktionen eingeschritten, mit denen versucht worden war, die Autos der Inspektoren lahmzulegen! Hätte er doch rechtzeitig mit Karim gesprochen und ... Dann aber besann er sich und dachte nach. Nach dem Mord an Hamid hätte er unmöglich Karim auf die Streiche seines Neffen ansprechen können. Außerdem kam es jetzt vor allem darauf an zu verhindern, dass der Junge noch mehr Scherereien machte. Bruno brauchte dringend eine Idee.
    »Ich kann Ihnen versichern, dass wir die Eltern benachrichtigen werden,
mon capitaine«,
sagte er. »Ich glaube, ich habe ihre Telefonnummer in meinem Handy gespeichert. Während Sie die Beschwerden der beiden Herren zu Protokoll nehmen, könnte ich mit der Familie des Jungen Kontakt aufnehmen.«
    Duroc hielt inne und schürzte die Lippen. »Ah, ja, natürlich.« Dann wandte er sich mit düsterem Blick den beiden Zivilbeamten zu. »Wissen Sie, wie Sie zur Gendarmerie kommen?«
    »Und was ist damit?«, keifte die alte Mutter Vignier und zeigte auf die zerbrochenen Eier neben ihrem umgestürzten Stand. »Wer kommt dafür auf?«
    Einer der Inspektoren bückte sich, fischte eine Schale aus den Überresten und grinste hämisch.
    »Da ist kein Stempel drauf, Madame. Ihnen müsste doch wohl klar sein, dass Sie damit gegen die Vorschriften verstoßen. Solche Eier können Sie allenfalls

Weitere Kostenlose Bücher