Bruno Chef de police
sind keine Blutspuren. Wir können sie also allenfalls wegen Drogenbesitzes drankriegen. Bei dem Mädchen wird es für eine Anklage reichen. Noch fraglich ist der Fall des Jungen; er war gefesselt. Sein Anwalt wird darin den Tatbestand der Nötigung erfüllt sehen. Außerdem ist er noch keine achtzehn, also noch nicht voll strafmündig.«
»Für mich sah das wie Sex in beiderseitigem Einverständnis aus«, sagte Bruno.
»Ja, wahrscheinlich«, erwiderte sie. »Aber das geht uns nichts an, denn Sex ist auch für Jugendliche nicht strafbar, und dass dabei Drogen im Spiel waren, lässt sich nicht mehr nachweisen. Wir werden den Jungen wohl laufenlassen müssen. Wenn's nach mir ginge, würde ich über das Mädchen Druck auf den Jungen ausüben. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass die beiden auf irgendeine Weise mit dem Mord zu tun haben, auch wenn es keine klaren Indizien dafür gibt. Der Junge ist offenbar verrückt nach dem Mädchen; er erkundigt sich ständig nach ihr. Wenn wir ihn dazu bringen könnten zuzugeben, dass er Drogen genommen hat, würden wir von ihm vielleicht noch mehr erfahren. Aber Jean-Jacques lässt sich auf so was nicht ein. Sie kennen ihn ja.«
»Das Recht lebt und ist im Périgord zu Hause«, bemerkte Bruno trocken und warf einen Blick auf die Glut in der Feuerstelle. Er trank den letzten Schluck Ricard und ließ sich von Isabelle Wein einschenken.
»Es gibt da eine neue Spur«, sagte sie. »Wir haben an einer Stelle des Wegs, der zum Häuschen des Ermordeten führt, Reifenabdrücke sichergestellt. Einer davon könnte zum Auto des Mädchens passen. Allerdings handelt es sich um Michelin-Reifen, und damit fahren Tausende von Autos.«
»Und der Weg führt zu mehreren Häusern.«
»Tja, so ist es. Übrigens, für Montag wurde irgendein junger aufstrebender Staatsanwalt aus Paris angekündigt, der den Fall übernimmt und uns dann vorschreiben wird, was zu tun ist. Von meinen Freunden in Paris weiß ich, dass es ein politisches Hickhack darüber gibt, wer den Job übernimmt. Vorerst aber leitet Jean-Jacques die Ermittlungen weiter, wahrscheinlich deshalb, weil die Beweislage noch so dürftig ist. Wenn der Fall dann kurz vorm Abschluss steht, wird sich irgendein Wichtigtuer von der Pariser Polizei einklinken und die Lorbeeren ernten. So, jetzt kümmere ich mich um den Salat.«
Er stand auf, um Isabelle in die Küche zu begleiten, und schaltete unterwegs die Terrassenbeleuchtung ein. Er holte einen schon etwas welken Salatkopf aus dem Kühlschrank, zeigte ihr, wo Olivenöl und Weinessig zu finden waren, setzte einen Topf Wasser auf und machte sich daran, Kartoffeln zu schälen. Dann drückte er ein paar Knoblauchzehen platt, stellte eine Bratpfanne auf den Herd und gab einen Spritzer Öl hinein. Als das Wasser kochte, schob er die in Scheiben geschnittenen Kartoffeln vom Schneidbrett in den Topf, in dem er sie drei Minuten lang blanchierte. Als Zeitmesser diente ihm eine kleine Sanduhr.
»Wenn es so weit ist, können Sie die Kartoffeln abtropfen lassen und mit dem Knoblauch in die Pfanne geben«, sagte er. »Ich leg jetzt mal die Steaks auf den Grill.«
Die Glut war genau richtig. Es hatte sich eine dünne graue Ascheschicht darauf gebildet. Er legte die Steaks auf den Rost und fing an, leise die
Marseillaise
vor sich hin zu summen, wofür er erfahrungsgemäß exakt fünfundvierzig Sekunden brauchte. Danach wendete er das Fleisch, bestrich es mit der Marinade und sang die Nationalhymne ein zweites Mal, um anschließend das Fleisch noch einmal zu wenden, mit Marinade zu bestreichen und auf beiden Seiten weitere zehn Sekunden braten zu lassen. Schließlich nahm er die Steaks vom Rost und legte sie auf Teller, die er auf den heißen Ziegeln am Grillrand vorgewärmt hatte. Wenig später kam Isabelle, die Bratpfanne in der einen, die Salatschüssel in der anderen Hand.
»Warum haben Sie gewartet?«, fragte sie. »Ich habe durchs Fenster geschaut und gesehen, dass Sie längst fertig waren. Jeder andere Mann wäre reingegangen, um nach dem Rechten zu sehen.«
Bruno zuckte mit den Achseln, servierte ihr das Steak und sagte:
»Bon appétit.«
Sie verteilte die Bratkartoffeln, ließ aber den Salat in der Schüssel. Gut. Es war ihm lieber, wenn sich der Bratensaft mit den Kartoffeln vermischte, ohne dass Essig und Öl dazwischengerieten.
»Die Kartoffeln sind perfekt«, lobte er.
»Die Steaks auch.«
»Da ist eine Sache, die mir nicht aus dem Kopf geht«, sagte Bruno. »Ich habe mit Richards
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