Bruno Chef de police
und möchte Sie um eine Auskunft bitten. Sie waren schon einmal so freundlich, meiner Kollegin
Inspectrice
Perrault behilflich zu sein.«
»Sind Sie der Polizist, der im Fernsehen zu sehen war, in den Berichten über die Krawalle?«
»Ja, Monsieur, das muss wohl ich gewesen sein.«
»Dann stehe ich Ihnen zur Verfügung. Seien Sie sich der Bewunderung eines Veteranen versichert,
Sous-officier
Arnaud Marignan vom 72. Infanterieregiment. Was kann ich für Sie tun?«
Bruno erklärte, worum es ging, nannte die Namen und erinnerte Marignan an die
Commandos d'Afrique,
die 1944 in der Nähe von Toulon an Land gegangen waren. Ob in den Archiven ein Foto des jungen Hamid al-Bakr zu finden sei, fragte er.
»Ja, ich erinnere mich. Wir müssten ein Foto in der Kopie seines Soldbuchs haben - wenn nicht schon während der Einsätze in Afrika, so hatte er doch gewiss nach seiner Übersiedlung eines. Geben Sie mir Ihre Telefon- und Faxnummer. Ich melde mich dann wieder und schicke Ihnen eine Kopie des Ausweisfotos. Das Original darf ich leider nicht aus der Hand geben. Und grüßen Sie bitte Ihre charmante Kollegin von mir.«
Bruno schmunzelte. Isabelle hatte offenbar einen starken Eindruck auf den alten Mann gemacht. Eigentlich hätte er als Nächstes Christine anrufen müssen, um ihr die neuen Namen durchzugeben, die sie für ihre Recherchen in Bordeaux brauchte; bei der Gelegenheit konnte er sich auch gleich noch mal bei Pamela für das vorzügliche englische Abendessen bedanken. Doch dann fand er einen handgeschriebenen Dankesbrief angemessener, und erst als dieser auf dem Stapel im Postausgang lag, rief er in
Les Peupliers
an und verlangte direkt, Mademoiselle Wyatt zu sprechen. Und kaum hatte er aufgelegt, klingelte sein Handy. Es war Jean-Jacques.
»Bruno, Glückwunsch, was Sie über Jacqueline herausgefunden haben, bringt uns ein gutes Stück weiter«, sagte er. »Es hat sich herausgestellt, dass die Typen, mit denen sie zusammen war, in Holland bestens bekannt sind. Drogen, Pornos, schnelle Autos - sie haben offenbar überall ihre Finger drin. Mit den Urteilen, die sie haben, säßen sie in Frankreich hinter Schloss und Riegel - und wir hätten den Schlüssel weggeworfen. Aber Sie wissen ja, was die Holländer von Gefängnissen halten. Zur Sache. Als wir Jacqueline gestern Abend die von Ihnen gesammelten Beweismittel vorgelegt haben, ist sie eingeknickt. Ich habe sofort Isabelle anzurufen versucht, konnte sie aber bis spät in die Nacht nicht erreichen. Muss wohl an dem schlechten Mobilfunknetz der Region liegen. Wie dem auch sei, wir haben ein umfassendes Geständnis, was die Drogengeschichte angeht. Aber mit dem Mord will sie immer noch nichts zu tun haben.«
»Immerhin. Und was ist mit Richard? Hat er auch mit Drogen gehandelt?«
»Sie behauptet, nein. Schätze, wir werden ihn laufenlassen müssen. Seine Geschichte scheint hieb- und stichfest zu sein. Wenn's nach mir ginge, wäre er heute schon frei, aber die Entscheidung darüber trifft Tavernier. Übrigens, was habt ihr gestern mit ihm angestellt? Er kam wutschnaubend zurück und hat stundenlang mit Paris telefoniert.«
»Ich glaube, der Bürgermeister hat ihm als alter Freund seines Vaters den Marsch geblasen. Tavernier wollte Karim, den Enkel des Ermordeten, in Haft nehmen lassen, wegen Tätlichkeit und Körperverletzung im Zuge der Schlägerei, die diese Idioten vom
Front National
angezettelt haben.«
»Im Ernst? Ist der denn völlig übergeschnappt? Halb Frankreich hat gesehen, was in Saint-Denis los war, und feiert euch für die Art und Weise, wie ihr eingeschritten seid, als Helden.«
»Mit Ausnahme von Tavernier. Er pocht auf das Prinzip der Gleichbehandlung.«
»Dass ich nicht lache! Er hat sie ja nicht alle. Sei's drum, zum Glück habt ihr ihn aufhalten können. Sonst noch was?«
»Es scheint, dass wir dem verschwundenen Foto der Fußballmannschaft auf der Spur sind. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.«
»Das ist zwar momentan nebensächlich, aber bleiben Sie dran, Bruno. Wir suchen nach einem Mörder und haben immer noch nichts Konkretes an der Hand.«
Als er aufgelegt hatte, hörte Bruno Mireilles Stimme im Flur. Sie begrüßte Momu, der zu dieser Zeit eigentlich in der Schule hätte sein sollen. Bruno warf einen Blick nach draußen und sah Momu auf dem Weg ins Büro von Roberte, die sich um Fragen der Sozialversicherung kümmerte. Er winkte den Freund zu sich. Momu kam und schüttelte ihm die Hand.
»Keine Zeit«, sagte Momu. »Mir
Weitere Kostenlose Bücher