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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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gegeben, würde ich mich vielleicht an dich erinnern.«
    Der Wirt, ein glatzköpfiger Mann Mitte fünfzig mit einer Boxernase, tauchte hinter dem Tresen auf. Er deutete warnend auf den Alten. » Du, raus hier!«, schrie er. » Das hab ich dir schon mal gesagt. Wenn du was verkaufen willst, verkauf es draußen.«
    Der alte Mann fluchte und ging, die Zeitschriften an die Brust gepresst.
    » Der ist nicht mal obdachlos, der da«, erzählte der Wirt. » Er lebt mit einer Sozialhilfeempfängerin hier in der Straße zusammen. Was er an Geld in die Finger kriegt, gibt er für Alkohol aus.«
    » Gut fürs Geschäft«, meinte Nightingale.
    » Er kauft ihn nicht hier«, erwiderte der Wirt verächtlich. » Er geht direkt zum Spirituosenladen.« Er ging weg, um eine Gruppe von Geschäftsleuten zu bedienen.
    » Das hier bringt überhaupt nichts«, sagte Morris. Er nahm einen langen Zug aus seinem Bierglas und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab.
    » Geben Sie der Sache Zeit«, meinte Nightingale.
    » Die Bullen waren schon hier«, erwiderte Morris.
    » Die sind bestimmt nur tagsüber hier gewesen und haben dem Personal Ihr Foto gezeigt«, erklärte Nightingale. » Für einen Besuch am Abend hätten sie Überstunden machen müssen, und ich glaube kam, dass Sie denen dafür wichtig genug sind. Menschen sind zu einem guten Teil Gewohnheitstiere. Es gibt Wochentagstrinker, Wochenendtrinker, Leute, die tagsüber trinken, und Leute, die abends trinken. Wenn jemand an dem Dienstagabend hier war, an dem Sie da waren, mag er durchaus auch heute Abend vor Ort sein. Und dann wird er Sie Auge in Auge besser erkennen als nach einem Foto.«
    » Vielleicht«, antwortete Morris. » Aber ich habe den alten Kerl gesehen, und er hat sich nicht an mich erinnert.«
    » Ich habe Zweifel, dass er sich auch nur an seinen eigenen Namen erinnern würde.«
    » Wenn wir niemanden finden, der bestätigt, dass ich hier war, buchten sie mich ein.«
    » Keine Sorge.«
    » Sie haben leicht reden, Jack. Sie sind ja nicht derjenige, der eingelocht wird.«
    » Es gibt Schlimmeres als das Gefängnis, Eddie«, sagte Nightingale. Er hob seine Flasche Corona. » Entspannen Sie sich. Wir sind jetzt erst bei Plan A.«
    » Wie sieht denn Plan B aus?«
    » Jetzt warten wir erst einmal ab, wie Plan A sich entwickelt.«
    Zwei Frauen kamen herein und gingen zum hinteren Ende der Theke. Die eine hatte schulterlanges, blondes Haar, die andere einen kastanienbraunen Kurzhaarschnitt. Beide trugen lange Mäntel und hielten abgenutzte Lederaktentaschen in der Hand. Morris blickte stirnrunzelnd zu ihnen hinüber.
    » Erkennen Sie sie?«, fragte Nightingale.
    » Die Blonde, glaube ich«, antwortete Morris. Er kratzte sich am Kinn. » Ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich sie gefragt habe, ob sie einen Drink möchte.«
    » Ziemlich sicher? Was ist denn mit Ihnen los, Eddie? Kriegen Sie allmählich Alzheimer?«
    » Ich hatte ein paar Drinks intus, darum erinnere ich mich nicht so gut«, gab Morris zurück. Er deutete mit dem Finger auf die Blonde. » Doch, ich bin mir sicher. Sie war hier.«
    » An ihren Namen können Sie sich wohl nicht erinnern?«
    Morris zuckte mit den Schultern. » So weit sind wir, glaube ich, nicht gekommen.«
    Nightingale stellte sein Bier hin. » Okay, bleiben Sie, wo Sie sind.«
    Er ging zu den beiden Frauen hinüber. Ein Barkeeper schob ihnen gerade zwei große Gläser Wein hin.
    » Hallo, die Damen«, sagte Nightingale.
    Die Brünette betrachtete ihn von oben bis unten und lächelte dann. » Hallo, selber.«
    » Ich heiße Jack«, sagte er. » Ich weiß, das klingt jetzt abgedroschen, aber kommen Sie oft hierher?«
    Die Blonde hob die Augenbrauen, und die Brünette kicherte. » Funktioniert dieser Spruch eigentlich jemals?«, fragte die Blonde. Sie war Ende dreißig, hatte die ersten Krähenfüße um die Augen und den Ansatz eines Doppelkinns, aber ihre grünen Augen sprühten wie bei einem Teenager.
    » Das ist kein Spruch«, gab Nightingale zurück. » Ich möchte es wirklich wissen. Insbesondere vor drei Wochen.«
    Die Blonde blickte über Nightingales Schulter und sah Morris, der sie anstarrte. Ihr Gesicht verdüsterte sich. » Sie sind doch nicht etwa mit dem da zusammen, oder?«
    » Warum?«, fragte Nightingale. » Kennen Sie ihn?«
    Sie nickte. » Er hat mich angemacht. Vor drei Wochen. So feinfühlig wie ein Güterzug.« Sie sah ihre Freundin an. » Weißt du, was er gesagt hat? ›Zieh deinen Mantel an, du hast einen Treffer

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