Brut des Teufels
Brieftasche und reichte sie ihr. Sie nahm sie dankend entgegen. » Und Ihr Verlust tut mir wirklich aufrichtig leid«, sagte sie.
Nightingale und Jenny sahen der Kriminalbeamtin nach, die über den Weg davonging. » Sie ist nett«, meinte Jenny.
» Für eine Polizistin wohl schon.«
» Du warst doch selber mal Polizist.«
» Ja, daher weiß ich ja, dass die meisten Polizisten nicht nett sind. Ich kenne nur einen einzigen Grund, aus dem ein Polizist zum Begräbnis eines Opfers geht.«
» Für den Fall, dass der Mörder auftaucht.« Sie lachte über den Ausdruck der Überraschung in seinem Gesicht. » Komm schon, Jack, ich schaue CSI . Das weiß doch jeder.«
» Aber in diesem Fall ist bekannt, dass Onkel Tommy es getan hat. Warum ist sie dann also hier?«
» Vielleicht wollte sie den berühmten Jack Nightingale kennenlernen.«
» Eher berüchtigt als berühmt«, gab er zurück. » Aber vielleicht hast du ja recht.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. » Sollen wir noch schnell einen Kaffee trinken, bevor wir zurückfahren?«
» Vorausgesetzt, du erwartest nicht, dass ich ihn für dich koche«, gab sie mit ihrem freundlichsten Lächeln zurück.
76
Nightingale rief Dr. Keller auf dem Rückweg nach London an und fragte, ob er seine Schwester Donnerstag besuchen könne. Der Psychiater antwortete, er selbst werde an diesem Tag zwar nicht arbeiten, heiße den Besuch aber ausdrücklich gut. Er fragte Nightingale, wann er eine Transkription von Barbaras Hypnose-Regressions-Sitzung bekommen könne, und Nightingale antwortete, sie arbeite noch daran.
Mittags traf er mit einer großen Einkaufstüte von Harrods in der Psychiatrie Rampton ein. Ein Wächter streckte die Hand nach der Tüte aus, bevor er Nightingale gestattete, durch den Metalldetektor zu gehen; dann trug er sie zu einem Stahltisch.
» Da sind nur ein paar Sachen für meine Schwester drin«, erklärte Nightingale. » Dr. Keller sagte, das sei in Ordnung.«
» Das medizinische Personal kann nicht entscheiden, was hier reinkommt«, entgegnete der Wächter. Er kippte den Inhalt der Tüte auf dem Tisch aus. » Die Insassen sind hier, weil sie gefährlich sind; sie können schon mit einem Kuli Chaos anrichten.«
» Das ist kein Problem, weil ich ihr keine Kulis mitgebracht habe.«
Der Wächter warf Nightingale einen finsteren Blick zu und hielt eine Schachtel Kreide hoch. » Und was ist dann das da?«
» Das ist Kreide. Kreide und Kulis sind so verschieden wie Kreide und Käse.« Er lächelte strahlend. » Ihr Arzt hat gesagt, das wäre in Ordnung. Sie würde gerne zeichnen, und er meinte, das könne Teil ihrer Therapie werden.«
Der Wächter machte die Schachtel auf und nahm ein Stück weiße Kreide heraus. Mit gleichgültiger Miene brach er es in der Mitte durch. » Ihre Schwester braucht keine Therapie«, knurrte er. » Sie braucht die Todesstrafe.« Er machte die Schachtel wieder zu und legte sie in die Tüte zurück. Dann griff er nach einem kleinen Stoffsäckchen und öffnete oben die Verschnürung. » Was ist das?«
» Salz«, antwortete Nightingale. » Ohne Jod. Möglicherweise reagiert sie allergisch auf das Jod, und da haben wir gedacht, wir versuchen es einmal mit jodfreiem Salz.«
Der Wächter schnürte das Säckchen wieder zu und legte es zur Kreide. Er nahm ein kleines Leinenkissen. » Wozu dient das?«, fragte er.
» Es ist ein Kräuterkissen für besseren Schlaf«, antwortete Nightingale. » Dr. Keller sagte, das wäre in Ordnung.«
» Was für Kräuter sind das denn?«
Nightingale zuckte mit den Schultern. » Es ist Rosmarin und Lavendel dabei. Ich bin mir nicht sicher. Ich habe es von einer Kräuterspezialistin bekommen.«
» Es gibt viele Leute, die versuchen, hier Drogen reinzuschmuggeln«, sagte der Wächter. » Ich muss einen Hund kommen lassen.«
» Einen Hund?«
» Einen Spürhund.« Der Wächter kontaktierte mit seinem Funkgerät die Sicherheitszentrale der Psychiatrie, forderte einen Drogenspürhund am Besuchereingang an und fuhr dann mit der Untersuchung des Inhalts der Tüte fort.
Nightingale zeigte auf zwei Plastikflaschen mit Evian-Wasser. » Sie hat sich über den Geschmack des Wassers hier drinnen beklagt.«
» Mit dem Wasser ist alles in Ordnung«, meinte der Wächter, der die Versiegelung der Verschlüsse überprüfte.
» Sie sagte, es schmeckt nach Chlor.«
In der Tüte waren noch fünf weiße Kerzen gewesen. Der Wächter untersuchte sie und sah Nightingale fragend an.
» Aromatherapie«, erklärte
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