Brut des Teufels
ihre Zeitung vertieft.
Schließlich setzte Robyn sich zurück und nahm die Ohrhörer ab. Das Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. » Es war Marcus Fairchild«, sagte sie. Ihre Stimme war ein raues Flüstern.
» Ja«, antwortete Nightingale.
» Er sagte, er sei mein Freund. Er sagte, er werde mich kostenlos vertreten, weil er mir helfen wolle.« Sie streckte die Arme aus und ergriff Nightingales Hände. » Er hat mich belogen, Jack. Er hat mir die Sache angehängt.«
» So sieht es aus.«
» Aber warum sollte er so etwas tun?« Ihre Nägel gruben sich in sein Fleisch.
» Vielleicht brauchten sie jemanden, dem sie die Schuld in die Schuhe schieben konnten.«
» Sie? Wen meinst du damit?«
» Er ist Mitglied einer Gruppe, die Kinder tötet. Die sie opfert. Indem er dir die Sache angehängt hat, konnte er alle polizeilichen Untersuchungen abwürgen.«
» Aber warum habe ich geglaubt, dass ich es getan habe?«
» Ich denke, er hat es geschafft, dich zu hypnotisieren. Er hat dir falsche Erinnerungen eingepflanzt, und nachdem du einmal glaubtest, dass du es getan hättest, hast du dich schuldig bekannt, und damit war die Sache erledigt.«
Sie löste endlich ihren Klammergriff um seine Hände, lehnte sich zurück, verschränkte die Arme und wiegte sich vor und zurück.
» Warum ich? Warum hat das Schwein ausgerechnet mich ausgesucht? Was habe ich ihm denn getan?«
Nightingale holte tief Atem. » Ich denke, es hat etwas mit Ainsley Gosling zu tun«, sagte er. » Der hat zur selben Gruppe gehört wie Fairchild. Möglicherweise hat Fairchild herausgefunden, dass du Goslings Tochter bist.«
» Dann hat also mein eigener Vater mich verraten und verkauft?«
» Ich glaube nicht, Robyn. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Gosling nicht wusste, wo du warst. Er hat dich nach deiner Adoption aus den Augen verloren. Aber Fairchild könnte es herausgefunden haben. Vielleicht gab es böses Blut zwischen Fairchild und Gosling. Ich weiß es nicht. Ich wünschte, ich könnte dir die Antwort geben.«
» Was soll ich jetzt machen, Jack?« Sie nickte zu dem Aufnahmegerät hinüber. » Du wirst das da der Polizei geben, oder?«
» Ich weiß nicht, ob das helfen wird.«
» Du musst mich hier rausbringen. Ich habe es nicht getan. Ich weiß jetzt, dass ich es nicht getan habe.«
» Unglückseligerweise hast du gesagt, dass du es getan hast, und das kannst du nicht einfach zurücknehmen.«
Robyn zeigte auf das Aufnahmegerät. » Aber das ist doch der Beweis, oder etwa nicht? Der Beweis, dass ich es nicht war.«
» Nein, das ist leider kein Beweis«, erklärte Nightingale. » Zumindest kein Beweis, den das Gericht akzeptiert. Warum sollte ein Gericht deiner neuen Erinnerung eher glauben als dem, was du beim Prozess gesagt hast?«
» Wir können ihnen sagen, dass Fairchild mich hypnotisiert hat.«
» Das können wir nicht beweisen, Robyn. Und er wird es mit Sicherheit abstreiten, oder? Was meinst du wohl, wem man glauben wird? Dir, einer überführten Mörderin, oder Marcus Fairchild, einem Spitzenanwalt in der City?«
» Und was willst du damit sagen? Dass ich wegen etwas, was ich nicht getan habe, für den Rest meines Lebens hier verfaulen soll?«
Nightingale schüttelte den Kopf. » Nein. Ich habe einen Plan.«
» Erzähl ihn mir.«
Nightingale holte tief Luft. » Was ich dir gleich erzähle, wird verrückt klingen.«
» Noch verrückter als das, was ich gerade gehört habe? Das glaube ich nicht.«
» Verstehst du, was geschehen ist? Marcus Fairchild ist ein Satanist. Die Kinder wurden in einer satanistischen Zeremonie getötet.«
» Wozu? Warum sollte man Kinder töten?«
» Ich weiß es nicht«, antwortete Nightingale.
» Viel weißt du ja nicht gerade, oder?«, fragte sie, die Stimme voll Bitterkeit.
» Ich weiß, wie ich dich hier rausbringen kann«, sagte Nightingale ruhig.
» Ich höre.«
78
Nightingale beendete seine Rede und lehnte sich zurück. Robyn starrte ihn mit ungläubig aufgerissenen Augen an.
» Du bist verrückt«, sagte sie. » Du bist vollkommen durchgeknallt.«
» Jedes einzelne Wort, das ich dir gesagt habe, ist die Wahrheit«, entgegnete Nightingale ruhig.
» Ainsley Gosling hat vor meiner Geburt dem Teufel meine Seele verkauft?«
» Einem Teufel. Ja.«
» Einem Teufel? Wie viele Teufel gibt es denn?«
» Eine Menge.«
» Was meinst du mit eine Menge?«
» Millionen oder Milliarden, je nachdem, mit wem man spricht. Das ist die Wahrheit, Robyn. Ich weiß, dass es schwer zu glauben ist.
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