Brut des Teufels

gesagt hätte, hätte an dem, was geschehen war, noch etwas geändert.«
    » Sie haben den Tatort eines Verbrechens verlassen«, sagte Chalmers.
    » Es war Selbstmord, und Selbstmord ist kein Verbrechen.«
    » Aber jemanden in den Tod zu stoßen, ist ganz entschieden eines«, sagte Chalmers.
    » Das ist aber nicht geschehen.«
    » In diesem Fall hätten Sie der Polizei Gelegenheit geben sollen zu entscheiden, ob ein Verbrechen stattgefunden hatte oder nicht.«
    » Bin ich ein Beschuldigter?«, fragte Nightingale.
    » Derzeit noch nicht«, antwortete Chalmers und notierte etwas auf seinem Block.
    Nightingale stand auf. » Dann bin ich hier weg.«
    » Das steht Ihnen frei. Aber das hier ist nicht vorbei.«
    » Das ist es bei Ihnen nie, Chalmers«, sagte Nightingale.

11
    Nightingale verließ die Polizeiwache, zündete sich eine Zigarette an und rief sich ein Taxi. Er hatte die Zigarette halb aufgeraucht, als Jenny auftauchte.
    » Also, das war für alle nichts als Zeitverschwendung«, maulte sie.
    » Tut mir leid«, meinte Nightingale.
    » Du kannst ja nichts dafür«, antwortete Jenny und knöpfte sich den Mantel zu. » Nur diese Sturköpfe.«
    » Wer hat dich verhört? Die Polizistin?«
    » Sie war im Raum, aber ein uniformierter Inspector hat die Fragen gestellt. Ein Mann namens Johnson. Kennst du ihn?«
    Nightingale schüttelte den Kopf.
    » Er war ein Idiot. Sie haben diesen Trick mit dem guten Bullen und dem bösen Bullen versucht. Die Frau hat so getan, als wäre sie meine neue beste Freundin, und Johnson hat mich mit einem Leben hinter Gittern bedroht, weil ich dir geholfen hätte, einen Mord zu vertuschen. Bitte sag mir, dass nicht alle Cops so dumm sind.«
    Nightingale blies eine dichte Rauchwolke in den Himmel hinauf. » Das ist unterschiedlich«, antwortete er. » Chalmers ist nicht dumm, aber er hat mich halt ins Visier genommen. Was hast du ihnen gesagt?«
    » Ich habe gesagt, du hättest Harrison vom Balkon gestoßen und mir mit dem Tod gedroht, falls ich irgendjemandem davon erzähle.« Nightingale klappte die Kinnlade herunter, und Jenny grinste und schüttelte den Kopf.
    » Mach mich nicht fertig«, sagte er.
    » Also, meine Güte, Jack, was meinst du wohl, was ich ihnen gesagt habe?«
    » Ich hoffe einfach nur, du hast ihnen erzählt, was passiert ist«, antwortete er. » Das habe ich nämlich getan.«
    Jenny seufzte. » Ein bisschen Zutrauen kannst du schon zu mir haben«, meinte sie. » Jedenfalls, wenn sie nicht mit dem zufrieden gewesen wären, was wir gesagt haben, hätten sie uns doch nicht gehen lassen, oder?«
    » Sie können uns nicht festhalten, ohne uns zu beschuldigen«, sagte Nightingale. » Und dafür haben sie nicht genug in der Hand.«
    » Na bitte!«
    » Du hast ihnen erzählt, dass wir in der Wohnung saubergemacht haben, die Fingerabdrücke weggewischt haben und so?«
    Sie nickte. » Das musste ich wohl, oder? Wenn sie sich die Aufzeichnung der Überwachungskamera angeschaut haben, müssen sie auch nach Fingerabdrücken gesucht haben, und dann war ja unübersehbar, dass die Wohnung gesäubert worden war. Also, ja, ich habe es ihnen erzählt.«
    Nightingale nickte. » Das ist gut. Wenigstens stimmen unsere Aussagen überein.«
    » Denkst du, damit ist die Sache gegessen?«
    » Ich hoffe es«, antwortete Nightingale. » Aber Chalmers wird weiter herumschnüffeln, da bin ich mir sicher. Er hat schon mit dem Waliser Polizisten gesprochen, was wohl heißt, dass aus dieser Richtung noch mehr Ärger zu erwarten ist.« Er warf seine Kippe auf den Boden und trat sie aus.
    Jenny nickte zu seinem Fuß hinunter. » Pass auf, dass sie dich nicht wegen Straßenverunreinigung drankriegen.«
    Sie mussten beinahe eine Stunde warten, bevor ein Taxi vor der Polizeiwache vorfuhr. » Das ist doch eine Sauerei«, sagte Jenny, als sie hinten einstieg. » Sie haben uns abgeholt und hierhergebracht, da sollten sie uns verdammt noch mal auch zurückfahren.«
    » So funktioniert das nicht«, erklärte Nightingale, stieg ein und zog die Tür zu. » So was hat nur Constable Dixon in Dixon of Dock Green gemacht.«
    » Wir sollten sie anzeigen«, meinte Jenny. » Sie haben uns nicht verhaftet; sie wollten uns nur befragen. Sie hätten dich wenigstens in deinem eigenen Wagen herfahren lassen sollen.«
    » Wahrscheinlich haben sie geglaubt, ich würde die Biege machen«, gab Nightingale zurück.
    Der Fahrer drehte sich auf seinem Sitz herum. Er war dunkelhäutig und hatte einen dichten Bart. » Wohin?«, knurrte