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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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sehen, weil das gar nicht passiert ist.« Nightingale starrte den Superintendent verächtlich an. » Sie haben nichts in der Hand«, sagte er. » Andernfalls hätten Sie mich bereits beschuldigt. Sie wissen, dass ich da war, und das streite ich auch gar nicht ab, aber die kriminaltechnische Auswertung wird keinerlei Hinweis darauf erbringen, dass ich etwas anderes getan hätte, als mit ihm zu sprechen. Jenny McLean war da, und sie wird meine Aussage bestätigen.«
    » Das werden wir noch sehen«, sagte Chalmers.
    » Ja«, antwortete Nightingale. » Genau.« Er blickte auf die Wanduhr. » Sind wir fertig?«
    » Wir sind fertig, wenn ich sage, dass wir fertig sind«, erklärte der Superintendent. » Wir haben die Aufnahme einer Überwachungskamera, die zeigt, wie Sie das Hochhaus betreten, in dem Mr Harrison lebte. Und auf einer anderen Aufnahme sehen wir, wie Sie achtunddreißig Minuten später wieder gehen. Sie und Mr Harrison müssen also ganz schön lange miteinander geplaudert haben, bevor er beschloss, sich vom Balkon zu stürzen.«
    » Er hat uns reingelassen, wir sind auf den Balkon hinausgetreten, wir haben höchstens zwei Minuten miteinander gesprochen, und dann ist er gesprungen.«
    » Warum waren Sie denn auf dem Balkon?«
    Nightingale seufzte. » Er wollte frische Luft. Und ich wollte rauchen. Ich wollte mir gerade eine Zigarette anstecken, als er gesprungen ist.«
    » Dann erklären Sie mir einmal, warum Sie achtunddreißig Minuten in dem Gebäude waren.«
    Nightingale rieb sich den Nacken. » Ich mag keine Aufzüge. Wir sind neun Stockwerke hochgestiegen und neun wieder runter.«
    » Warum mögen Sie keine Aufzüge?«
    Nightingale verschränkte die Arme vor der Brust. » Ich mag sie eben einfach nicht.«
    » Höhenangst?«
    » Es hat nichts mit der Höhe zu tun. Es macht mich nervös, in einem Käfig zu stecken, der an Stahlseilen hängt.«
    Der Superintendent klopfte mit dem Stift gegen das Klemmbrett. » Dann sagen wir einmal, man braucht– wie lange? Eine Minute pro Stockwerk. Neun Stockwerke, neun Minuten. Vielleicht die Treppe hinunter ein bisschen schneller. Sagen wir einmal, rauf und runter insgesamt sechzehn Minuten. Bleiben noch zweiundzwanzig Minuten. Sie sagten, Sie hätten nur zwei Minuten mit ihm gesprochen, bevor er vom Balkon sprang. Bleiben also noch zwanzig Minuten, die ungeklärt sind. Was haben Sie und Miss McLean in diesen zwanzig Minuten getan?«
    Nightingale starrte den Superintendent an, sagte aber nichts.
    » Verweigern Sie die Antwort auf diese Frage?«
    » Ich denke darüber nach, wie ich meine Antwort am besten formulieren soll«, antwortete Nightingale.
    » Sagen Sie einfach die Wahrheit«, meinte Chalmers. » Mehr wollen wir nicht. Was haben Sie zwanzig Minuten lang getan?«
    » Ich habe geputzt«, antwortete Nightingale ruhig. » Ich habe die Oberflächen abgewischt, die wir berührt hatten.«
    » Sie haben kriminaltechnisches Beweismaterial entfernt«, erklärte der Superintendent.
    » Das könnte man so sagen, ja.«
    » Sie haben Ihre Fingerabdrücke weggewischt. Sie haben alles gesäubert, was Sie berührt hatten, und dann sind Sie gegangen. Ist das so richtig?«
    Nightingale nickte.
    » Fürs Band, bitte.«
    » Ja«, sagte Nightingale.
    » Sie haben Spuren an einem Tatort verfälscht?«
    » Es war kein Tatort«, beharrte Nightingale.
    » Und warum haben Sie dann kriminaltechnisches Beweismaterial zerstört, wenn nicht, um Ihre Schuld zu verbergen?«
    » Ich wollte das hier vermeiden«, antwortete Nightingale. » Ich wollte vermeiden, wegen etwas ins Kreuzverhör genommen zu werden, was ich nicht getan hatte. Ich dachte, es wäre einfacher, wenn ich weggehe und nicht in die Sache verwickelt werde.«
    » Aber Ihnen leuchtet ein, wie sehr dies den Verdacht nahelegt, dass Sie etwas zu verbergen hatten?«
    » Ja, das leuchtet mir ein«, gab Nightingale zu.
    » Warum haben Sie dann also nicht die neun, neun, neun gewählt, statt wegzulaufen?«
    » Er ist neun Stockwerke hinuntergestürzt«, sagte Nightingale. » Der brauchte keinen Notarzt mehr.«
    » Die Polizei«, erwiderte Chalmers. » Warum haben Sie nicht die Polizei informiert?«
    Nightingale starrte den Superintendent wütend an. » Weil ich das hier vermeiden wollte.«
    » Das hier?«
    » So verhört zu werden, als wäre die Sache irgendwie meine Schuld. So war es nicht. Er ist aus freien Stücken gesprungen. Ich weiß nicht, warum er es getan hat, aber er hat es getan, und nichts, was ich hinterher gemacht oder

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