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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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ein richtiger Wales-Hasser«, gab sie zurück.
    » Quatsch– einige meiner besten Freunde sind Waliser. Also, wie viele?«
    » Knapp über dreihundert«, antwortete sie. » Was im Verhältnis zur Bevölkerungszahl in etwa dem britischen Durchschnitt entspricht.«
    » Und?«
    » Ich habe mir dann die Selbstmordrate im Umkreis von Abersoch angeschaut. Und die ist viel höher. Weit über dem Durchschnitt.« Sie trug zwei Kaffeebecher zu ihrem Schreibtisch, gab Nightingale einen und setzte sich dann wieder hin.
    » Ich höre«, sagte er.
    » Die Sache sieht so aus: Jedes Jahr töten sich in Großbritannien zwischen fünf- und sechstausend Menschen. Während einer Rezession sind es tendenziell mehr, und weniger, wenn alles gut läuft.«
    » Das macht Sinn«, sagte Nightingale und klopfte eine Marlboro aus seiner Packung.
    » Männer begehen mit größerer Wahrscheinlichkeit Selbstmord als Frauen.« Sie grinste. » Wahrscheinlich dieses ganze Testosteron. Die Suizidrate der Männer liegt bei knapp unter siebzehn pro hunderttausend. Das sind etwa drei Viertel aller Selbstmorde. Für jede Frau, die sich das Leben nimmt, tun drei Männer dasselbe.«
    » Und jünger sind wir auch, wenn wir sterben«, sagte Nightingale. » Es ist wirklich nicht fair.« Er zündete seine Zigarette an und blies einen perfekten Rauchring zur Decke hinauf.
    » Sei nicht albern, Jack«, sagte Jenny und beugte sich vor. » Die Selbstmordrate bei Frauen zwischen fünfzehn und vierundvierzig ist die niedrigste aller Gruppen. Weniger als fünf pro hunderttausend. Was bedeutet, dass man in Wales mit seiner Bevölkerung von knapp drei Millionen weniger als hundertfünfzig Frauen erwarten sollte, die Selbstmord begehen. Das entspricht dreihundert in zwei Jahren.«
    » Was ja ungefähr zutrifft, wie du sagtest.«
    Sie nahm ihm die Ausdrucke ab, breitete sie auf dem Tisch aus und reichte ihm einen zurück. Es war eine Landkarte mit roten Punkten. » Ja, für Wales als Ganzes. Aber dann habe ich mir die Umgebung von Abersoch angeschaut. Abersoch ist während der Sommermonate überfüllt, aber jetzt, um diese Jahreszeit, leben dort nur Einheimische, und deren Zahl beläuft sich auf ungefähr tausend. Statistisch gesehen würde man also bei den Frauen weniger als einen Selbstmord pro Jahr erwarten. Aber bisher hat es in diesem Jahr dort drei gegeben.«
    Nightingale schaute auf die Karte und nickte nachdenklich. » Okay, aber Selbstmorde häufen sich manchmal. In meiner Zeit als Polizist hatten wir einmal eine Serie in Südlondon. Ein Mädchen hatte sich getötet und ihren Abschiedsbrief auf Facebook veröffentlicht; innerhalb von sechs Monaten waren zwei weitere Teenager ihrem Beispiel gefolgt. Eine Zeitlang herrschte eine gewisse Panik, aber dann hat sich alles wieder beruhigt.«
    » Das hier ist anders, Jack«, sagte sie. » Das hier betrifft mindestens die letzten fünf Jahre. So weit bin ich bisher zurückgegangen.«
    » Und was genau ist dort deiner Meinung nach los?«
    Sie reichte ihm ein weiteres Blatt, diesmal eine Landkarte von Wales. Wie die erste Karte war auch diese mit roten Kreisen übersät. » Ich habe das Suchgebiet ausgeweitet und Caernarfon und ein paar weitere Städte einbezogen, die nur eine Autostunde von Abersoch entfernt liegen. Damit sind wir bei einer Bevölkerungszahl von beinahe zwanzigtausend. Bei einer Bevölkerung dieser Größe kann man erwarten, dass eine Frau pro Jahr Selbstmord begeht. Auch hier schauen wir wieder nur auf die Altersgruppe zwischen fünfzehn und vierundvierzig. Danach steigt die Selbstmordrate mit dem Älterwerden natürlich an.«
    » Warum natürlich?«, fragte Nightingale.
    » Ältere Menschen werden krank, Jack. Sie bekommen Krebs, erleiden einen Schlaganfall oder bekommen Herzkrankheiten, und viele beschließen, ihrem Leben selbst ein Ende zu setzen. Oder jemand stirbt nach langjähriger Ehe, und der übriggebliebene Partner will nicht allein weitermachen.«
    Nightingale erschauerte. » Du zeichnest da ein ziemlich deprimierendes Bild vom Älterwerden.«
    » Tja, wenn du irgendwelche Vorzüge kennst, dann gib mir Bescheid«, sagte Jenny. » Schau, wenn nur zwei Frauen Selbstmord begangen hätten, könnte das durchaus eine statistische Abweichung sein, aber bei mehr sollten wirklich die Alarmglocken läuten.«
    » Ich halte es nicht mehr aus vor Spannung«, sagte Nightinale. » Wie viele waren es denn?«
    » Dieses Jahr sechs. Constance Miller war die Sechste. Und letztes Jahr waren es fünf. Im Jahr davor

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