Brut des Teufels
Nightingale wütend an. » Setzen Sie sich, verdammt noch mal. Setzen Sie sich verdammt noch mal hin und beantworten Sie die Fragen, die ich Ihnen stelle.«
Nightingale schüttelte den Kopf. » Ich bin hier weg.«
» Wenn Sie sich nicht setzen, nehme ich Sie wegen der Zerstörung von Beweismaterial in George Harrisons Wohnung fest. Dann kann ich Sie für vierundzwanzig Stunden in einer Zelle festhalten. Und wenn ich einen Superintendent finde, der mir das abzeichnet, kann ich noch zwölf Stunden dranhängen.« Er lächelte grausam. » Ach, Moment mal… Ich bin doch Superintendent, oder? Es sind also automatisch sechsunddreißig Stunden in einer Polizeizelle. Ist es das, was Sie wollen, Nightingale? Die Vorschriften verlangen nur, dass ich Ihnen eine Hauptmahlzeit und zwei kleinere Mahlzeiten pro Tag gebe; von Zigaretten ist nicht die Rede. Hören Sie jetzt also auf, das Arschloch zu spielen, und setzen Sie sich hin. Oder soll ich Sie festnehmen?«
Nightingale blickte Chalmers mehrere Sekunden lang an, dann zuckte er achtlos mit den Schultern und setzte sich.
» Danke«, sagte der Superintendent. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und faltete die Hände. » Jetzt kommt das, was ich von Ihnen will, Nightingale. Ich möchte, dass Sie sich bereit erklären, uns eine DNA -Probe und Ihre Fingerabdrücke zu geben. Die werden wir mit den Tatorten abgleichen, die uns vorliegen.«
» Sie wissen doch schon, dass ich in George Harrisons Wohnung war. Und in Connie Millers Haus. Und ich war auch schon in Alfie Tylers Haus.«
Chalmers seufzte. » Bitte erzählen Sie mir jetzt nicht, wie ich meine Arbeit zu tun habe«, sagte er. » Wir werden Ihre Proben mit Tylers Wagen und dem Seil abgleichen, mit dem er sich getötet hat. Und ich rede mit meinem Kollegen in Nordwales. Außerdem werden wir den Tatort in Harrisons Wohnung genau unter die Lupe nehmen.«
» Das ist reine Zeitverschwendung.«
» Ich verschwende nur meine eigene Zeit.« Chalmers schob Nightingale ein Blatt Papier zu. » Unterschreiben Sie das hier, dann tun wir, was getan werden muss.«
» Kann ich dann eine Zigarette haben?«
Chalmers reichte ihm einen Stift. » Ja, dann können Sie eine verdammte Zigarette haben.«
22
Nightingale blies Rauch zum Himmel hinauf. Inspector Evans blickte düster zu Boden. » Was ist los?«, fragte Nightingale. Sie standen vor der Polizeiwache. Ein uniformierter Constable und ein Hilfspolizist waren ebenfalls dort und rauchten mit ernster Miene.
» Ich hatte heute Karten für das Spiel der Arsenal«, antwortete Evans. » Einen Tribünenplatz, verdammt noch mal.«
» Unmöglich«, meinte Nightingale.
» Ich habe einen Kumpel, der für Emirates arbeitet, die Fluggesellschaft. Er bekommt als besondere Vergünstigung Plätze, und für das Spiel heute hat er mir zwei gegeben. Ich wollte meinen Sohn mitnehmen.«
» Das tut mir leid«, meinte Nightingale. » Wirklich.«
Evans verzog das Gesicht. » Es ist ja nicht Ihre Schuld«, sagte er. » Chalmers ist ein Arschloch. Er hätte heute auch jemand anderen hinzuziehen können. Aber ich bin Inspector, also fordert er mich an, weil ein Inspector keine Überstunden bezahlt bekommt. Außerdem wusste er, dass ich die Tickets hatte.« Er zuckte mit den Schultern. » So wichtig ist die Sache auch wieder nicht; mein Schwager nimmt meinen Sohn mit.«
» Ja, also, das tut mir leid.«
» Kein Problem.« Er reckte das Kinn vor. » Was Sie mit diesem Pädophilen gemacht haben, dafür war Mut nötig.«
» Angeblich«, meinte Nightingale. Er warf seine Kippe auf den Boden und trat sie aus.
» Deswegen sind Sie gegangen, oder?«
» Man hat mir eigentlich keine Wahl gelassen.«
» Aber man konnte Ihnen nichts nachweisen, oder? Sie waren in seinem Büro, als er aus dem Fenster gestürzt ist?«
» Angeblich«, antwortete Nightingale. » Über diese Sache rede ich nicht.«
» Kann ich verstehen«, meinte der Kriminalbeamte. » Aber die Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben alle dasselbe gesagt. Die hätten in Ihrer Situation am liebsten genauso gehandelt. Er hat seine neunjährige Tochter gebumst, oder?«
Nightingale nickte. » Ja.«
Zwei Jahre waren vergangen, seit die kleine Sophie Underwood gestorben war, aber er erinnerte sich so deutlich an jede Sekunde, als wäre es gerade erst geschehen. Er erinnerte sich, dass ihre Stimme ausdruckslos und monoton geworden war und dass sie ihn beim Sprechen nicht angesehen hatte. » Sie können mir nicht helfen«, hatte sie gesagt. »
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