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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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Menschen zu reden, die eine Krise durchmachen.«
    » Ich erinnere mich«, erwiderte Nightingale. » Aber er war nicht bereit, mit mir zu reden. Er hat überhaupt nichts gesagt. Tatsächlich schien er überhaupt nicht wahrzunehmen, dass ich da war– er sah aus, als wäre er in Trance. Er hat einfach das Seil um seinen Hals gebunden und ist in den Wagen gestiegen.«
    » Haben Sie etwas zu ihm gesagt, etwas, das ihn aus der Fassung gebracht hat?«
    » Was denn zum Beispiel?«
    » Ich weiß es nicht. Vielleicht haben Sie seine Mutter beleidigt. Vielleicht haben Sie damit gedroht, irgendein schmutziges, dunkles Geheimnis zu enthüllen. Normalerweise enthaupten sich die Leute nicht einfach so.«
    Nightingale nahm sein Päckchen Marlboro aus der Manteltasche.
    » Sie dürfen hier drinnen nicht rauchen«, sagte Chalmers.
    » Ich rauche nicht, ich betaste einfach nur das Päckchen«, erwiderte Nightingale. » Es geht mir um die Berührung.« Er klopfte mit dem Päckchen auf den Tisch. » Schauen Sie, Tyler hat mich erwartet. Ich hatte ihn vorher angerufen, und er sagte, ich könne kommen. Wir wollten Snooker spielen.«
    » Snooker?«
    » Wir haben schon früher miteinander gespielt.«
    » Dann waren Sie also mit ihm verabredet, aber statt mit Ihnen Snooker zu spielen, hat er sich lieber den Kopf abgetrennt?«
    » Ich bin genauso überrascht wie Sie, Superintendent.«
    » Es gibt keine Hinweise, dass Mr Tyler in der Vergangenheit irgendwelche psychischen Probleme hatte. Allerdings ist er wegen schwerer Körperverletzung vorbestraft.«
    » Er kommt klar«, sagte Nightingale. » Ich meine, er kam. Er kam klar.«
    » Er hat zu seiner Zeit ein paar Leuten die Knochen gebrochen, dieser Mr Tyler. Wussten Sie das?«
    » Ich hatte davon gehört.«
    » Er war Geldeintreiber für eine Gang in Nordlondon. Hat ein paar Leuten die Arme gebrochen oder das Gesicht zerschnitten. Nicht gerade der Typ, dem man nachts gerne im Dunkeln begegnen würde.«
    » Er ist wohl inzwischen sanfter geworden«, erwiderte Nightingale. » Mit mir war er okay.«
    » Und worüber genau wollten Sie mit ihm reden?«
    Nightingale schlug das Päckchen Marlboro gegen seine rechte Schläfe. Er brauchte dringend eine Zigarette. » Er hat meinen Vater herumgefahren. Er war eine Mischung aus Chauffeur, Leibwächter und Mädchen für alles.«
    Chalmers runzelte die Stirn. » Ihren Vater? Welchen Vater? William Nightingale oder den Mann, der sich umgebracht und Ihnen das große Haus vermacht hat?«
    » Schauen Sie, es spielt keine Rolle, was Alfie Tyler für meinen Vater getan hat. Es war Selbstmord. Es war eindeutig Selbstmord. Ich war auf der anderen Seite des verschlossenen Tors, als es passiert ist. Er hat sich selbst einen Strick um den Hals gebunden, er hat selbst den Wagen angelassen, und er ist selbst in das Tor hineingefahren. Nachdem er sich umgebracht hatte, habe ich den Notruf alarmiert und bin draußen geblieben, bis die Polizei da war. Das hier hat überhaupt nichts mit mir zu tun.«
    Chalmers nickte langsam. » Sie sagen also, dass sein Tod nichts mit Ihnen zu tun hat?«
    » Er hat absolut nichts mit mir zu tun.«
    » Nicht das Geringste?«
    » Das sage ich Ihnen ja die ganze Zeit.«
    Chalmers lächelte schmallippig und griff nach dem braunen Umschlag. Er machte ihn auf und holte ein Tatortfoto heraus, auf das oben Datum und Uhrzeit gedruckt waren. » Dann können Sie ja vielleicht das hier erklären«, sagte er. » So haben wir sein Schlafzimmer vorgefunden.«
    Nightingale nahm das Foto. Es zeigte ein Schlafzimmer, wahrscheinlich Tylers. Ein Kingsize-Bett mit Leopardenmusterbettwäsche und darüber ein großer Spiegel in einem vergoldeten Rahmen. Auf dem Spiegel stand in brauner, verschmierter Schrift ein Satz, bei dem Nightingale nach Luft schnappte:
    DEINE SCHWESTER HOLT DER TEUFEL , J ACK NIGHTIN GALE .

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    Chalmers tippte mit dem Zeigefinger auf das Foto. » Die Sache ist doch die, Nightingale: Sie haben gar keine Schwester, oder?«
    » Es ist kompliziert«, meinte Nightingale.
    » Ihrer Personalakte zufolge waren Sie ein Einzelkind.«
    » Sie haben sich meine Akte angeschaut?«
    » Sie werden mehrerer möglicher Morde verdächtigt«, antwortete Chalmers. » Da habe ich das Recht, jede beliebige Akte anzuschauen.«
    » Ich habe niemanden umgebracht«, entgegnete Nightingale. » Ich möchte rauchen.«
    » Sie können rauchen, wenn wir hier fertig sind.«
    Nightingale stand auf. » Ich bin jetzt fertig.«
    Chalmers erhob sich ebenfalls und starrte

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