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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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wehte vom hinteren Ende des Kellers her, so dass beide ein Schauder überlief. » Achte nicht darauf, Jenny. Wohin ist der Zeiger verschwunden?«, fragte er und blickte sich um.
    Jenny schüttelte den Kopf, antwortete aber nicht.
    Nightingale bückte sich und blickte unter den Tisch, ohne ihn zu finden. Als er sich aufrichtete, begann ein großer Globus bei einem mit Büchern bedeckten Tisch sich langsam zu drehen. Er ging hinüber und legte die Hand flach auf Amerika. Der Globus blieb stehen, aber sobald er die Hand wegzog, drehte er sich wieder.
    » Jack, bitte…«, sagte Jenny.
    Der Globus drehte sich schneller und schneller, bis die Kontinente zu einer beigefarbenen Einheit verschwammen. Hinter ihnen polterte etwas, und als Nightingale sich umdrehte, sah er, dass ein Buch auf dem Boden lag. Seine Seiten blätterten hin und her, als machte sich eine unsichtbare Hand daran zu schaffen. Ein weiteres Buch fiel oben vom Regal herunter und kam mit einem dumpfen Aufschlag auf dem Boden auf. Dann noch eines. Und noch eines. Die Bücher begannen, aus den Fächern zu regnen, und klatschten auf den Fliesenboden.
    » Jack!«, schrie Jenny.
    Sie stand auf, aber Nightingale zeigte auf sie. » Bleib, wo du bist!«, schrie er. » Bleib sitzen!«
    Ein großes, ledergebundenes Buch flog auf Nightingales Gesicht zu, und er duckte sich. Es streifte ihn am Hinterkopf und donnerte gegen das Bücherregal hinter ihm. Als er sich aufrichtete, entdeckte er den Zeiger neben einem der Sofas, eilte hin und ergriff ihn.
    Die Leuchtstoffröhren an der Decke begannen zu flackern, während Nightingale zum Tisch eilte und sich neben Jenny setzte. Er klatschte den Elfenbeinzeiger heftig auf das Brett. » Deine Hände, Jenny«, sagte er. » Leg deine Hände darauf.«
    Jenny streckte beide Hände aus und platzierte die Fingerspitzen auf dem Zeiger. Nightingale legte seine Hände auf ihre, und gemeinsam begannen sie, den Zeiger in Richtung LEB WOHL zu rücken. Nightingale spürte, wie das Elfenbein gegen sie kämpfte, als hätte es einen eigenen Willen. Er stöhnte und drückte fester.
    » Der Zeiger bewegt sich nicht«, keuchte Jenny.
    Hinter ihnen fielen immer mehr Bücher aus den Regalen. Schranktüren flogen krachend auf und wieder zu, und Papiere wehten vom Schreibtisch hoch und flatterten durch die Luft.
    » Das wird er aber«, sagte Nightingale. » Drück weiter.« Er blickte zur Decke auf. » Im Namen Jesu Christi binde ich alle menschlichen Geister an dieses Brett. Ich befehle allen nicht menschlichen Geistern, dorthin zu gehen, wohin zu gehen Jesus Christus ihnen aufträgt, denn ER ist es, der ihnen befiehlt.«
    Eine der Leuchtstoffröhren knallte, und das Glas zerbarst. Scherben fielen klirrend auf die Fliesen.
    Der Zeiger ließ sich nun bewegen, aber Nightingale und Jenny brauchten ihre ganze Kraft, um ihn weiter Richtung LEB WOHL zu rücken.
    Nightingale holte tief Luft. » Jenny, du musst es mit mir zusammen sagen.« Hinter ihnen zerbarst noch eine Leichtstoffröhre.
    » Ich kenne den Text nicht«, keuchte sie.
    » Sprich mir einfach nach«, bat er. » Wir müssen es beide sagen.« Er begann erneut mit dem Gebet, und Jenny folgte seiner Aufforderung stockend. Als sie am Ende angekommen waren, schien der Zeiger aufzugeben, und sie schoben ihn zu LEB WOHL . Nightingale seufzte. » Amen«, sagte er. Er nickte Jenny zu.
    » Amen«, wiederholte sie.
    Plötzlich herrschte Stille. Die Papierseiten flatterten zu Boden, die Schranktüren blieben geschlossen. Nightingale schaute zu dem Globus hinüber. Er drehte sich langsamer und blieb schließlich stehen.
    » Es ist vorbei«, sagte er. Er nahm die Hände von Jennys Fingern. Sie blickte ihn ängstlich an und ließ den Zeiger los. Er blieb unbewegt liegen.
    Jenny stieß die Luft aus und lehnte sich zurück. » War’s das?«, fragte sie.
    Nightingale nickte. » Ich denke schon.«
    » Du denkst?«
    » Alles ist in Ordnung«, erwiderte er. » Das spürst du doch, oder? Man spürt, wie die Atmosphäre sich verändert hat.«
    Jenny schauderte. » Ich möchte heim«, sagte sie.

27
    Nightingale fuhr Jenny in ihrem Wagen zu ihrem Mews -Haus – einer zu einer modernen Wohnung umgebauten ehemaligen Stallung – in Chelsea zurück. Auf der ganzen Rückfahrt sagte sie kein einziges Wort. Nightingale versuchte, sie dazu zu bewegen, ihr Schweigen zu brechen, aber mehr als ein gelegentliches Nicken oder Kopfschütteln bekam er nicht aus ihr heraus. Er brachte sie zur Haustür und wartete, bis sie

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