Brut des Teufels
Stimme
Jenny blickte ihn verwirrt an.
» Lass den Zeiger los!«, brüllte Nightingale.
Er streckte die Hand aus und packte sie am Arm. Er zog ihre Hand weg, und sie gab den Zeiger frei. Beide beobachteten mit weit aufgerissenen Augen, wie der sich von sich aus weiterbewegte. Er verharrte kurz beim Buchstaben E und rückte dann nacheinander zu U-F-E-L .
» Was ist da los, Jack?«, fragte Jenny.
Nightingale stand auf, packte das Brett und warf es gegen die Wand. Als es auf den Boden krachte, gingen die Kerzen aus, und Jenny schrie.
25
Nightingale griff in seine Jackentasche und holte sein Feuerzeug hervor. Er machte es mit dem Daumen an, und eine kleine Flamme erwachte zischend zum Leben.
Jenny saß auf ihrem Stuhl, das Gesicht zwischen den Händen, und starrte ihn entsetzt an. Sie sprang auf und packte Nightingale am Arm. » Bring mich hier raus«, sagte sie mit zitternder Stimme.
» Es ist alles in Ordnung«, sagte er.
» Nichts ist in Ordnung!«, schrie sie. » Bring mich sofort hier raus!«
Ihr Ausbruch erschütterte ihn einen Moment lang, doch dann ergriff er sie mit der linken Hand und führte sie zur Treppe. Er hielt das Feuerzeug in der rechten Hand, während er mit ihr die Treppe hinaufstieg, doch bevor er die Hälfte geschafft hatte, versengte ihm die Flamme den Daumen, und er ließ sie ausgehen. Jenny schrie erneut, und er machte das Feuerzeug trotz des Schmerzes wieder an. Vom Feuerzeug schossen Funken auf, und dann flackerte die Flamme und warf Schatten über die Wände, während er Jenny vor sich die Treppe hinaufschob. Sie drückte die Geheimtür auf und stolperte in die Eingangshalle hinaus. Nightingale folgte ihr. Er steckte das Feuerzeug in die Tasche und versuchte, sie in den Arm zu nehmen, aber sie stieß ihn weg.
» Was ist da unten passiert, Jack?«
Nightingale zuckte mit den Schultern, erwiderte aber nichts.
» War das Robbie?«, fragte Jenny.
» Ich glaube nicht.«
» Irgendein anderer Geist?«
» Ich weiß es nicht, Jenny. Vielleicht.«
» Und du hast gewusst, was da gesagt wurde, oder? Deswegen hast du das Brett gegen die Wand geworfen.«
» Es war eine Botschaft, die ich schon vorher gesehen hatte.«
» Die Buchstaben betrafen deine Schwester, richtig? Deine Schwester holt der– Wer holt sie, Jack? Was ist mit deiner Schwester los?«
» Jenny, bitte…«
» Der Teufel? War es das? Deine Schwester holt der Teufel? War das der Sinn der Wörter?«
Nightingale nickte.
» Und wann hast du das vorher schon gesehen? Die Botschaften, von denen du mir vor deinem Geburtstag erzählt hast, lauteten, dass der Teufel dich holen werde? Jetzt betreffen sie deine Schwester. Ist es so?«
» Jetzt ist nicht die richtige Zeit, Jenny.« Er schwitzte und wischte sich das Gesicht mit dem Ärmel ab.
» Schließ mich nicht aus«, schrie sie. » Verdammt, Jack! Du kannst mich nicht nur zur Hälfte in diese Sache reinziehen. Ganz oder gar nicht.«
Nightingale seufzte. » Tut mir leid.«
» Hör auf damit. Ich will die Wahrheit, keine Entschuldigung. Ich möchte wissen, warum du das Brett gegen die Wand geschleudert hast.«
» Weil es nicht Robbie war. Er hätte das nicht gesagt. Jemand oder etwas anderes hat sich des Bretts bedient.«
» Und der Luftzug? Woher kam der? Und warum sind die Kerzen ausgegangen?«
Nightingale legte ihr die Hände auf die Schultern, und diesmal stieß sie ihn nicht weg. Er blickte ihr in die Augen. » Ich weiß es nicht, Kid. Tut mir leid.«
Ihre Augen bohrten sich in seine. » Wo hast du die schon einmal gehört? Diese Botschaft?«
Nightingale nahm die Hände von ihren Schultern und steckte sie in die Jackentasche. » In Connie Millers Haus.«
» Sie hat sie geschrieben?«
» Sie hat sie gesagt.«
Jenny runzelte die Stirn. » Du sagtest doch, sie sei tot gewesen, als du dort hinkamst.«
» Das ist es ja eben«, antwortete Nightingale. » Sie war tot.«
Jenny schüttelte den Kopf. » Nein«, gab sie zurück. » Ich muss mich verhört haben. Das kann doch nicht dein Ernst sein?«
» Sie war tot, aber dann schlug sie die Augen auf, und die Worte kamen heraus.«
Jenny ließ sich gegen die getäfelte Wand sacken. Nightingale versuchte, ihr Halt zu geben, doch sie schob seine Hände weg. » Fass mich nicht an«, sagte sie.
» Es ist einfach passiert«, sagte er. » Aber ich konnte niemandem davon erzählen. Wie hätte ich erklären sollen, dass eine Tote mit mir gesprochen hat? Die hätten mich doch für verrückt gehalten. Oder geglaubt, dass ich
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