Brut des Teufels
Du hattest nie den Verdacht, dass sie nicht deine richtigen Eltern sein könnten?«
Sie schüttelte energisch den Kopf. » Als Kind habe ich immer geträumt, ich sei in Wirklichkeit eine Prinzessin und meine Eltern der König und die Königin eines weit entfernten Landes. Eines Tages würden sie mich abholen, aber so ist es nicht gekommen.« Sie schnippte Asche auf den Boden. » Vermutlich war mein genetischer Vater kein König, oder?«
» Nein, nicht direkt«, antwortete Nightingale.
» Und was war er dann, dieser Ainsley Gosling?«
» Das ist eine lange Geschichte, Robyn.«
Sie lachte rau. » Jack, Zeit ist das Einzige, wovon ich im Moment mehr als genug habe.«
39
Robyn lehnte sich, die Hände auf den Tisch gelegt, zurück. » Du verarschst mich«, sagte sie. » Du versuchst, mich mit irgendeiner Betrugsmasche abzuziehen.« Sie blickte zur Wärterin hinüber, die noch immer außer Hörweite am Getränkeautomaten lehnte. » Ich kann kaum glauben, dass man dich hier reingelassen hat.«
» Es ist bei Gott die Wahrheit«, erwiderte Nightingale und beugte sich zu ihr vor. » Auch wenn das unter den gegebenen Umständen vielleicht der falsche Ausdruck ist.«
» Hast du Geld dabei? Münzen?«
» Sicher.«
Sie zeigte auf die Münzautomaten. » Hol mir einen Kaffee. Schwarz. Ohne Zucker.«
» So trinke ich meinen auch«, sagte Nightingale.
» So trinkt ihn die Hälfte der Bevölkerung«, entgegnete sie verächtlich. » Das bedeutet nicht, dass wir an den Hüften zusammengewachsen sind.«
Sie funkelte ihn wütend an, als er sich vom Tisch erhob. Er steckte eine Pfundmünze in den Automaten und drückte die Taste für schwarzen Kaffee. Ob sie auch einen wolle, fragte er die Wärterin, aber sie schüttelte den Kopf.
» Aber zu einem Kit-Kat würde ich nicht Nein sagen.«
» Das würde wohl keiner«, gab Nightingale zurück. Gesagt, getan. Er reichte ihr das Kit-Kat und holte dann einen zweiten Kaffee. Robyn starrte ihn noch immer wütend an, als er mit den Kaffeebechern zum Tisch zurückkehrte.
» Das ist doch irgendeine Trickbetrügermasche«, maulte sie, als er sich setzte. » Du versuchst, mich reinzulegen.«
» Robyn, du hast fünfmal lebenslänglich, und alles, was du besitzt, passt in eine Einkaufstüte vom Supermarkt. Warum sollte ich dich betrügen?«
Sie beugte sich vor und starrte ihn an. » Mein biologischer Vater war ein Satanist und hat dir ein riesiges Herrenhaus in Surrey vermacht?«
» Das fasst es zusammen, ja.«
» Warum hat er denn mir nichts hinterlassen? Ich meine, ein großes Haus würde mir hier nicht viel nützen, aber ein bisschen Bares könnte ich gut gebrauchen.«
» Er wusste nicht, wo du warst oder wer deine Adoptiveltern waren«, erklärte Nightingale. » Er hat versucht, dich zu finden, aber es ist ihm nicht gelungen. Ich konnte dich nur aufspüren, weil ich Zugang zur nationalen DNA -Datenbank hatte.«
» Und er hat den Teufel angebetet?« Sie lächelte höhnisch und schüttelte den Kopf. » Vielleicht hab ich ja da das Verrückten-Gen her.« Sie trank Kaffee und verzog das Gesicht. » Weißt du, was ich hier drinnen mit am meisten vermisse?«
Nightingale hob seinen Plastikbecher. » Anständigen Kaffee?«
Sie grinste. » Verdammt richtig. Er ist grässlich, nicht wahr?«
» Ich habe schon besseren getrunken«, stimmte Nightingale zu. » Viel besseren.«
Robyn stützte das Kinn in die Hände. » Warum bist du wirklich hier, Jack? Gibt es noch etwas, was du mir sagen möchtest?«
Nightingale blies Rauch zur Decke empor und fragte sich, wie viel er ihr erzählen sollte. Sie wirkte durchaus rational, aber er war sich nicht sicher, ob sie das vielleicht nur spielte. Er zuckte mit den Schultern. » Ich dachte, wir sollten uns treffen. Das ist alles.«
» Machst du dir Sorgen, dass du verrückt sein könntest?«
» Warum sagst du das?«
» Weil ich in einer Irrenanstalt bin. Und wenn du recht hast und wir einen Teil unserer DNA gemeinsam haben, bist du ja vielleicht ebenfalls verrückt. Denn dieser ganze Satanismus- und Teufelsanbetungskram legt den Gedanken nahe, dass bei dir die eine oder andere Schraube locker sein könnte.«
» So hatte ich das noch nicht gesehen.«
» Lügner«, meinte sie. » Ich sehe in deinen Augen, dass du lügst. Woher soll ich wissen, dass diese ganze Sache keine Lüge ist? Woher soll ich wissen, dass das keine dämliche Therapie ist, die Keller an mir ausprobieren möchte?«
» Wie schon gesagt, ich habe nichts daraus zu gewinnen, dass
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