Brut des Teufels
worden.«
» Dann bist du also Jack Nightingale?«
Nightingale nickte.
» Und dein Vater heißt Ainsley Gosling?«
Nightingale nickte wieder.
Sie grinste ihn höhnisch an. » Das ist ein Scherz, oder?«
» Es ist todernst.«
» Nein, du kapierst nicht, was ich meine«, erwiderte sie. » Unser Vater hieß Gosling– Gänschen. Du bist Nightingale, die Nachtigall, und ich Robyn, das Rotkehlchen. Was sollen diese ganzen Vogelnamen?«
» Keine Ahnung«, antwortete Nightingale. » Vielleicht so etwas wie Zufall.«
» Es gibt keinen Zufall«, erklärte Robyn nachdrücklich. » Alles ist miteinander verbunden.«
» Diese Philosophie kann man vertreten«, meinte Nightingale. » Aber ich glaube nicht, dass es einen Grund dafür gibt, weshalb wir alle Vogelnamen haben.«
» Ich wette, da irrst du dich«, erwiderte sie. » Und wenn das alles stimmt, warum hat dieser Gosling uns dann beide zur Adoption freigegeben? Und warum hat er uns verschiedenen Familien übergeben?«
» Da wird es kompliziert«, sagte Nightingale. » Aber kann ich dir erst eine Frage stellen?«
Robyn zuckte mit den Schultern. » Sicher.«
» Deine Eltern. Siehst du sie noch?«
» Nach dem, was ich getan habe?« Sie schnaubte verächtlich. » Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben.«
» Aber sie leben noch?«
» Angeblich.«
Nightingale lächelte.
» Was ist denn daran so komisch?«, fuhr sie ihn an.
» Ich sage das oft«, antwortete Nightingale.
» Was sagst du oft?«
» Angeblich.«
» Ach ja?«
Nightingale nickte und holte sein Päckchen Marlboro aus der Manteltasche. » Darf man hier rauchen?«
Robyn schüttelte den Kopf. » Sie sagen, dass das hier ein Krankenhaus ist und kein Gefängnis, also dürfen wir nicht rauchen. Einige Insassen sind vor ein paar Jahren deswegen vor Gericht gezogen, aber sie haben verloren.« Sie lächelte verschmitzt. » Aber Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden, nicht wahr?« Sie blickte zu der Wärterin hinüber. » Miss Boyle, dürften mein Bruder und ich vielleicht eine Zigarette rauchen?«
Die Wärterin drohte ihr mit dem Finger. » Es ist gegen die Regeln, Robyn, das wissen Sie doch.«
» Ach, kommen Sie schon, Miss Boyle. Denken Sie etwa, wir wissen nicht, dass Sie sich für eine kleine Zigarette am Nachmittag auf die Toilette schleichen? Kommen Sie schon, nur eine, so von Raucher zu Raucher. Bitte, bitte.«
Die Wärterin schüttelte lachend den Kopf. » Na, Sie sind mir eine, Robyn. Na gut, eine einzige. Aber falls jemand reinkommt, muss ich es melden.«
» Danke, Miss Boyle«, sagte Robyn. Sie zwinkerte Nightingale zu. » Die sind hier wirklich in Ordnung«, sagte sie.
Nightingale lachte und klopfte eine Zigarette für sie und eine für sich heraus. Er holte sein Feuerzeug hervor und steckte beide an, dann bot er das Päckchen der Wärterin an, aber sie winkte ab.
» Das ist meinen Job nicht wert«, sagte sie. » Aber trotzdem danke.«
Nightingale steckte das Päckchen weg. » Das war nett von ihr«, meinte er leise. » Sie musste das nicht tun.«
» Wir sind alle nur Menschen, die versuchen, so gut wie möglich durchs Leben zu kommen, Jack«, sagte Robyn. Sie blies einen perfekten Rauchring zur Decke hinauf. » Was ist mit deinen Eltern?«, fragte sie.
» Tot«, antwortete Nightingale. » Ein Autounfall in der Zeit, als ich noch studiert habe.«
» Du hast studiert? Bist du ein kluger Kopf, Jack?«
Er lächelte. » Angeblich.« Er zog lange an seiner Zigarette. » Haben sich deine Eltern wegen des Gerichtsverfahrens von dir zurückgezogen?«
Robyn schüttelte den Kopf. » Die Beziehung war schon viel früher im Arsch.«
» Was war denn das Problem? Warst du ein schwieriges Kind?«
» Das Problem war nicht ich«, antwortete sie und schüttelte erneut den Kopf. » Meine Mum fand ich ganz in Ordnung, aber mein Dad war ein Drecksack.«
» In welcher Hinsicht?«
Sie blickte finster. » Er hat mich an meinem sechzehnten Geburtstag gebumst– zählt das?«
» Ja, das zählt.«
» Wenigstens hat er gewartet, bis ich das legale Mindestalter hatte«, sagte Robyn. » Hat mich an meinem sechzehnten Geburtstag gefickt, während Mum einkaufen war, und hat es zwei Tage darauf noch einmal versucht. Ich habe ein Messer in ihm versenkt und bin in einen Zug nach London gestiegen.« Sie erschauerte und zog lange an ihrer Zigarette. » Ich denke, dass ich ein Adoptivkind bin, erklärt eine Menge. Es war kein Inzest, es war keine Pädophilie; es war einfach gute alte Vergewaltigung.«
»
Weitere Kostenlose Bücher