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Brut des Teufels

Brut des Teufels

Titel: Brut des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Leather
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ich dich anlüge. Hast du irgendwo ein paar Millionen Pfund versteckt, von denen keiner etwas weiß?«
    » Schön wär’s.«
    » Versuch also, mir hier zu vertrauen. Wir sind Geschwister. Derselbe Vater, aber eine andere Mutter.«
    Sie rieb sich das Gesicht. » Weißt du, wer unsere Mütter sind? Unsere leiblichen Mütter?«
    » Meine habe ich kennengelernt«, antwortete Nightingale. » Über deine weiß ich nichts.«
    » Wie hast du sie gefunden?«
    » Mit Hilfe von Goslings Unterlagen. Ich habe sie in einem Pflegeheim aufgespürt.«
    » Kannst du dasselbe noch einmal tun und meine Mutter finden? Meine leibliche Mutter?«
    » Ich werde es versuchen«, antwortete Nightingale. Er trank seinen Kaffee. Er war bitter und schmeckte nach Chemie. » Kann ich dich etwas fragen, Robyn?«
    Sie zuckte mit den Schultern. » Ich denke schon«, antwortete sie. » Da du ja mein lange verschollener Bruder bist.«
    Er sah sie mit leicht zusammengezogenen Augenbrauen an. » Was du getan haben sollst… mit diesen Kindern. Hast du es wirklich getan?«
    » Ich bin hier oder etwa nicht?«
    » Es sitzen massenhaft Unschuldige im Gefängnis. Deswegen kann man ja Berufung einlegen.«
    » Was möchtest du denn, dass ich sage? Dass das alles ein schreckliches Missverständnis ist? Dass ich unschuldig bin und ein Fehlurteil gefällt wurde?«
    » Etwas in der Art, ja.«
    Sie grinste, reckte das Kinn vor und rümpfte die Nase. » Leider muss ich dich enttäuschen«, erklärte sie. » Also, ja, ich habe es getan. Ich habe sie ermordet, alle fünf.« Sie hielt inne. » Angeblich.«

40
    Dr. Keller rührte langsam in seinem Tee und nickte zu dem Teller mit Keksen hinüber, der vor Nightingale stand. » Bitte, bedienen Sie sich«, sagte er.
    Nightingale nahm einen Keks mit Vanillecremefüllung und tunkte ihn in seinen Tee. » Sie kommt mir nicht wie eine Mörderin vor«, sagte er.
    Der Arzt rührte weiter in seinem Tee. » Soziopathen sind geschickt darin, ihre wahre Natur zu verbergen«, erklärte er. » Jede Emotion, die sie zeigen, ist ein erlerntes Verhalten. Sie haben keine echten Gefühle, aber wenn sie intelligent genug sind, lernen sie, sie zu imitieren.«
    » Sie schauspielern, wollen Sie das damit sagen? Sie tun so, als wären sie glücklich oder traurig oder wütend?«
    Dr. Keller nickte. Er legte seinen Teelöffel so behutsam auf die Untertasse, dass kein Geräusch zu hören war. » So kann man es zusammenfassen, ja.«
    » Sie wirkt so normal. Sie hat sogar ein paar Scherze gemacht.«
    » Verstehen Sie mich nicht falsch«, gab Dr. Keller zurück. » Ich will damit nicht sagen, dass sie für Sie oder irgendjemanden in dieser Anstalt eine Gefahr darstellt. Aber sie ist psychisch schwer gestört. Das kann ich Ihnen versichern.«
    » Warum sagen Sie das? Sie sieht normal aus und klingt normal, wieso kommen Sie als Experte dann zu dem Schluss, dass sie verrückt ist?«
    Dr. Keller lachte leise. » Mr Nightingale, so hart würden wir das niemals ausdrücken.«
    » Aber das ist es, was Sie meinen, oder? Sie behaupten, dass sie trotz des äußeren Anscheins vollkommen verrückt ist.«
    » Sie hat fünf Kinder ermordet, Mr Nightingale. Und sie hat keinerlei Reue gezeigt.«
    Nightingale steckte sich den Keks in den Mund, kaute und schluckte.
    » Hat sie mit Ihnen über die Morde gesprochen?«, fragte der Arzt.
    » Nur um zuzugeben, dass sie sie begangen hat.«
    » Keine Erklärung, keine Bitte um Verständnis oder Vergebung?«
    Nightingale schüttelte den Kopf. » Sie hat einfach nur gesagt, dass sie sie ermordet hat.«
    » Und genau das ist soziopathisches Verhalten, wie es im Buche steht«, erklärte der Arzt. » Ein normaler Mensch wäre voller Schuldgefühle und Reue. Oder er würde zumindest versuchen, die Taten zu erklären. Aber Robyn hat uns ebenso wenig erzählt wie anscheinend auch Ihnen. Ja, sie hat es getan, ja, sie hat diese fünf Kinder getötet, aber sie äußert kein einziges Wort über das, was sie dazu getrieben hat.«
    » Und das ist auch nicht anders zu erwarten?«
    » Ich würde sagen, dass es auf ein Drittel der Insassen hier zutrifft, ja. Sie hat Therapiesitzungen, Einzeltherapie mit einem Psychologen und Gruppensitzungen mit anderen Insassen, und dort ist sie nett und gesellig, öffnet sich aber niemals.«
    » Aber es ist keine Verdrängung, oder? Wenn es Verdrängung wäre, würde sie doch sagen, dass sie es nicht getan hat, richtig?«
    » Richtig«, antwortete Dr. Keller. Er trank seinen Tee und beobachtete Nightingale

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