Brutlabor OKOLAR-Trabant
eröffnen. Tatsächlich schienen hier noch einige Chancen vorhanden zu sein. Nishimura gesellte sich zu ihm. Gemeinsam feuerten sie ihre Strahler ab. Gleichzeitig wurden die Augen des Kleinen wieder glasig. Er machte sich auf die telepathische Suche nach den Denebern. Schon nach knapp einer Minute schnaufte er hörbar und wandte sich mir zu. In diesem Moment stürzte die von Allison und Nishimura herausgebrannte Bodenplatte in die Tiefe. Ich blickte zu den beiden Männern hinüber und sah, wie sie erschreckt zurückfuhren.
Der Australier eilte erbleichend auf mich zu.
»Da unten ist alles rot«, rief er.
Ich begriff, was er meinte. Das rote Leuchten schirmte uns nunmehr nach allen Richtungen ab. Ich glaubte nicht mehr daran, daß es über uns anders aussehen konnte.
»Die Deneber spielen halbwegs verrückt«, berichtete der Klei ne hastig. »Sie sind wie von Sinnen. Sie wissen, daß sie eine Zeit spanne von fast zweihunderttausend Jahren heil überstanden haben, und daß es für sie jetzt nur noch um die lächerlich geringe Zeitspanne von ein paar Jahren geht, bis sie wieder voll aktiv werden können. Die Tatsache, daß ihr Langzeitplan buchstäblich in letz ter Minute noch scheitern könnte, macht sie fast wahnsinnig. Sie haben sich alle im Zentrallabor OKOLAR-Trabant versammelt. Dort sind erhebliche Schäden eingetreten. Die meisten Embryos sind zu Staub zerfallen. Das ist der Grund dafür, daß die Deneber sich nicht scheuen, dort das rote Leuchten einzusetzen.«
Er schluckte mühsam.
»Und jetzt wissen sie, daß sie uns in der Falle haben. Sie tri umphieren.« Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Uns bleiben noch zwei oder drei Minuten, Großer, dann hat uns das rote Leuchten erreicht.«
Meine Gedanken überschlugen sich förmlich. Ich sah etwa zwanzig Meter von uns entfernt die rote, pulsierende Strahlung aus dem Boden aufsteigen. Sie schien zunächst wie Nebel über den Boden zu fließen, erhob sich jedoch danach und erreichte die Decke. Damit war eine für uns undurchdringliche Wand entstanden, die absolut tödlich war.
Uns blieb nur noch ein Weg. Wir mußten in das Brutlabor OKOLAR-Trabant eindringen. Genau das wollten die Deneber erreichen. Sie wollten, daß wir ihnen direkt in den Projektor hineinliefen, damit sie uns mit ihrem roten Leuchten umbringen konnten.
Uns blieb keine andere Wahl. Wir mußten vor der roten Strahlung zurückweichen und kamen dem Brutlabor dabei immer näher.
In dieser Situation griff ich zum Kommandokodator.
»Sie müssen es schaffen«, sagte Dr. Framus G. Allison eindringlich. Nie zuvor hatte ich ihn so verzweifelt gesehen. Er war ein Mann, der sich seiner Haut zu wehren wußte, aber in diesem Fall war der Gegner praktisch unerreichbar für uns, so daß uns unsere Waffen überhaupt nichts nützten.
»ZONTA«, rief ich mit scharfer Stimme. »HC-9 von der GWA spricht. Ich fordere dich auf, uns zu unterstützen. Wir befinden uns in akuter Lebensgefahr, die durch deine Passivität hervorgerufen worden ist. Entsprechend deiner Programmierung bist du verpflichtet, hochstehendes Leben, wie es unter anderem durch einen Intelligenzquotienten von mehr als 50 Neu-Orbton repräsentiert wird, zu schützen. Antworte, ZONTA.«
Einige bange Sekunden verstrichen, in denen sich die rote Falle weiter schloß. Dann endlich ertönte die Stimme des Positronenhirns. Mir fiel ein Stein vom Herzen. ZONTA war unsere letzte Chance.
»Ich höre Sie, HC-9.«
»Ich fordere indirekte Hilfe, ZONTA«, erklärte ich rasch. »Dabei respektiere ich, daß du uns die aktive Kampfunterstüt zung gegen die lebenden Bio-Schläfer verweigerst, obwohl es sich hier um systemfeindliches Leben handelt.
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