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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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Arbeit geplatzt.Was mich ziemlich stutzig machte, war, dass sie total gestresst wirkte. Der Ton, den sie mir gegenüber angeschlagen hat, war einfach viel zu freundlich. Trotzdem habe ich mir auch da noch nichts dabei gedacht. Ich hielt sie einfach für einen dieser Menschen, die in sozialen Zusammenhängen gerne übertreiben. Jon Vatten hatte ich ja bereits getroffen. Erst viel später kam ich ins Grübeln.Als ich das Johannesbuch oben im Sicherheitstrakt stehen sah, als wir ein paar Tage später den Mord entdeckten. Die große Frage lautete also, wann Silvia Freud das Buch zurückgestellt hatte?«
    »Du hast sie am Samstagvormittag an dem Buch arbeiten sehen«, sagte Singsaker. »Da hatte sie doch genügend Zeit, es vor dem Mord zurückzustellen.«
    »Das dachte ich anfangs auch. Ich habe Jon darauf angesprochen, als wir alle im Knudtzonsaal versammelt waren, also bevor du Jon mitgenommen hast. Er hat mir gesagt, dass niemand mehr im Sicherheitstrakt war, nachdem wir am Samstag miteinander gesprochen hatten. Er sei sich vollkommen sicher, sagte er, denn in den Sicherheitstrakt käme man nur mit Hilfe von ihm und von Gunn Brita.Außerdem hat er behauptet, Silvia hätte das Johannesbuch nicht ausgeliehen, schon seit gut einer Woche nicht mehr.«
    »Woher willst du wissen, dass Vatten nicht gelogen hat?«
    »Das wusste ich natürlich nicht. Im Gegenteil, ich hatte sogar den Eindruck, als würde er etwas zurückhalten.Aber warum sollte er nicht zugeben, dass er der Konservatorin geholfen hat, das Buch zurück in den Sicherheitstrakt zu stellen? Außerdem war die Sache natürlich viel interessanter, wenn man davon ausging, dass er die Wahrheit sagte. Das hätte nämlich bedeutet, dass Silvia Freud entweder eine Kopie kopiert hatte, oder dass das Buch, das ich im Sicherheitstrakt gesehen habe, als wir Gunn Brita gefunden haben, nicht das Original war.«
    »Aber wer sollte eine Kopie in den Sicherheitstrakt stellen?«, fragte er.
    »Leuchtet dir das wirklich nicht ein? Silvia Freud persönlich. Der Plan war ebenso intelligent wie einfach durchzuführen. Sie stellt eine Kopie in den Sicherheitstrakt, die so gut ist, dass niemand sieht, dass sie nicht echt ist. Und sollte jemand auf die Idee kommen, die Echtheit des Buches zu überprüfen, würde aller Voraussicht nach sie selbst damit beauftragt werden. Das Original sollte ja ohnehin in nächster Zukunft gänzlich im Sicherheitstrakt verbleiben und nicht mehr ausgeliehen werden. Zu diesem Zweck war schließlich die Kopie angefertigt worden. Später konnte sie dann einen Diebstahl der rechtmäßigen Kopie vortäuschen, also des Buches, an dem sie gerade arbeitete, als ich sie überrascht habe. Nach der Ausstellung würde die Kopie dann einfach auf Abwege geraten, was hoffentlich keine großen Ermittlungen nach sich zog. Schließlich war es nur eine Kopie, die leicht zu ersetzen war. Und sollte später jemand feststellen, dass das Original im Sicherheitstrakt durch eine Kopie ersetzt worden war, könnte niemand mehr zurückverfolgen, wer die Exemplare ausgetauscht hat, da eine Kopie ja schon seit Langem auf Abwegen war. Die Polizei hätte in diesem Fall keine Ansatzpunkte, das echte Buch wäre längst an irgendeinen narzisstischen Buchsammler mit privatem Safe verkauft, und Silvia hätte womöglich längst eine andere Stellung in einer prestigeträchtigeren Sammlung irgendwo auf dem Kontinent bekommen.«
    »Das hätte möglicherweise klappen können, aber unterschätze die Polizei nicht.«
    »Das tue ich nicht. Der Plan war jedenfalls so gut, dass zwei kluge Menschen wie Silvia Freud und John Nevins bereit waren, das Risiko einzugehen. Kein Verbrechen ohne ein gewisses Risiko, und in diesem Fall hatten sie wirklich gute Karten. Bis der Plan durch einen Mord zum ungünstigsten Zeitpunkt auf den Kopf gestellt wurde.«
    »Das würde bedeuteten, dass Silvia Freud nichts mit den Morden zu tun hat? Ist es das, was du meinst?«
    »Ja, du etwa nicht?«
    »Doch, vermutlich«, sagte er.
    »Und Nevins«, sagte Felicia Stone, die ihnen still zugehört hatte, »ist auch nicht der Mörder. Er ist der narzisstische Buchsammler, der das Buch kaufen wollte. Das hat er bereits gestanden. Er ist vor ein paar Monaten bei einer Konferenz hier in Trondheim mit Silvia Freud in Kontakt gekommen. Danach ist er unter dem Vorwand, nach Frankfurt zu müssen, noch einmal nach Europa zurückgekehrt, und ist mit dem Zug – einem deutlich anonymeren Verkehrsmittel – von Deutschland nach Norwegen

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