Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
Vom Netzwerk:
eisernen Frau von Austrått. Er plünderte das Burggut und raubte alles von Wert. Heute ist aus Frau Ingers Zeiten nur noch der Kronleuchter erhalten, der direkt hinter der Eingangstür des Haupthauses hängt, ein ausgesuchtes Stück Handwerkskunst aus der Renaissance.
    Als Hauptkommissar Singsaker durch die Tür des Haupthauses trat, fiel sein Blick als Erstes auf zwei goldene, teuer aussehende Sandalen. Prada? Silvia Freud war eine elegant gekleidete Frau.Als er aufblickte, sah er, was über den Sandalen war: eine Hose und die geblümte Bluse. Um ihren Hals war ein Seil geknotet, das wiederum an Frau Ingers Kronleuchter geknotet war. Silvia Freuds Gesicht war so blass wie das einer perfekt geschminkten Renaissancefrau. Sie hatte, schon einige Minuten bevor Singsaker zur Tür hereingekommen war, zu atmen aufgehört. In der Regel steckte er den Anblick von Leichen einigermaßen weg.Aber jetzt wurde ihm übel. Lag das an der Hektik, der Anspannung, dem Gerenne? Er drehte sich um und ging nach draußen auf die Treppe. Dort blieb er stehen und beugte sich über das kunstvoll geschmiedete Geländer. Sein Mageninhalt blieb, wo er hingehörte, und sein Atem beruhigte sich langsam wieder.
    Dann ging er in den unteren Innenhof und durch das Tor nach draußen, wo Winsnes stand und rauchte. Singsaker, der nie geraucht hatte, beneidete den Verwalter um seine Zigarette.
    »Ist die Jagd vorüber?«, fragte Winsnes.
    »Ja, es ist vorbei«, antwortete Singsaker. »Aber gehen Sie bitte noch nicht ins Haupthaus, bevor Polizei und Rettungswagen hier sind. Da drinnen hängt eine Tote.«
    Winsnes holte tief und theatralisch Luft. Dann nickte er bestätigend und nahm einen Zug von seiner Zigarette.
    Singsaker rief Brattberg an und unterrichtete sie über die Geschehnisse.
    »Ich höre, was du sagst«, brummte sie, »Aber es gibt da so ein paar Sachen in deiner Darstellung, die mich stutzig machen, und das nicht zu knapp.«
    »Ja?«
    »Erstens: Was hat unsere Amerikanerin bei dir da draußen in Ørland zu suchen? Und zweitens: Was hast du dir dabei gedacht, Silvia Freud allein zu verfolgen? Ich meine, wir sind hier weder in Amerika noch in irgendeinem Fernsehkrimi.«
    »Multitasking«, sagte er. »Ich habe Felicia mitgenommen, um Zeit zu sparen.«
    »Felicia. Seit ihr jetzt schon per du?« Brattbergs Stimme klang schärfer als gewöhnlich.
    »Ja, das ist eine nette Frau«, sagte er, immer verwirrter.
    »Sie kann so nett sein, wie sie will. Hier in Norwegen ist sie eine Zivilperson.Wie konntest du ihr diesen Nevins überlassen? Wie es aussieht, ist er eine Schlüsselfigur für unseren Fall – wenn nicht sogar ein Verdächtiger.«
    »Ich verstehe deine Reaktion«, sagte er. »Aber zweifle nicht an meiner Einschätzung. Ich vertraue ihr. Sie ist eine verdammt gute Ermittlerin. Die wird Nevins nicht abhauen lassen.Aber jetzt brauchen wir erst einmal ein paar Leute in der Austrått-Burg und einen Wagen am Krangsås-Hof, damit wir Nevins auf eine etwas formellere Art und Weise festnehmen können.«
    »Auf welcher Grundlage können wir ihn denn festnehmen?«
    »Wir wäre es mit Exhibitionismus? Wir haben ihn mit der Hose auf den Knöcheln erwischt«, sagte Singsaker und versuchte, die Stimmung aufzulockern.
    Die Stille am anderen Ende der Leitung sagte ihm, dass ihm das nicht wirklich gelungen war. »Okay, nicht festnehmen, ihn zur Vernehmung bringen, meinte ich.«
    »Ich werde die entsprechenden Telefonate führen«, sagte Brattberg auf eine Weise, die darauf schließen ließ, dass sie dabei war, sich wieder zu beruhigen. »Ruf mich an, wenn es Neuigkeiten gibt, und damit meine ich, bevor du wieder auf eigene Faust irgendwelche Dummheiten angestellt hast.«
    »Okay, Chef«, sagte er.
    »Schwierigkeiten mit Ihrem Boss?« Der Verwalter war zu ihm gekommen. Der locker flockige Ton passte nicht recht zu ihm.
    »Nichts, das nicht auch wieder vorübergeht«, sagte Singsaker.
    »Ich wollte Sie eigentlich auf ein merkwürdiges Geräusch aufmerksam machen. Hören Sie das? Es kommt, glaube ich, aus dem grünen Auto da drüben, mit dem die Frau gekommen ist.«
    »Was für ein Geräusch meinen Sie?«
    Zuerst hörte er nur das Rauschen des Windes in den Eichen, die das Gut umstanden, und die wenigen Autos, die auf der Straße vorbeifuhren, doch dann nahm auch er das Klopfen wahr. Es kam aus dem Kofferraum. Mein Gott, da ist jemand im Kofferraum!, dachte er. Da drinnen liegt ein Mensch. Er öffnete die Fahrertür und sah, dass der Schlüssel steckte. Er zog

Weitere Kostenlose Bücher