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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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schriller Stimme nach einem unbekannten Mr. Reynolds zu rufen.Waren diese Schreie ein letztes Aufbäumen seines Hirns, oder hatte dieser Mr. Reynolds tatsächlich etwas mit Poes Zustand zu tun? Niemand hat je herausgefunden, wer der Unbekannte war. Die Polizistin Felicia Stone war ziemlich sicher, dass dieser Mr. Reynolds nicht existierte; die Lyrikliebhaberin in ihr sah das ganz anders.
    Früh am Morgen des 7. Oktobers hörte Doktor Snodgrass Poes letztes Gebet: »Möge der Herr meiner armen Seele gnädig sein.« Dann schlief Poe für immer ein. Im Totenschein vermerkte Snodgrass eine Gehirnentzündung als Todesursache. Edgar Allan Poe, der Vater des Kriminalromans, wurde zwei Tage später beerdigt, ohne vorher obduziert worden zu sein.
    1921, zweiundsiebzig Jahre nach Poes Tod, traf sich eine kleine Gruppe der wachsenden Anhängerschar des Autors in Richmond. Das Treffen fand im Garten eines alten Steinhauses statt, einem der ältesten Gebäude der Stadt, das keinen direkten Bezug zu Poe hatte. Sie gaben dem Garten den Namen Der verwunschene Garten und stellten darin ein Denkmal des Autors auf.
    Als Felicia Stone um 7.30 Uhr erstmals dienstlich den verwunschenen Garten betrat, existierte dieser bereits seit neunundachtzig Jahren. Er war inzwischen fester Bestandteil des Poe-Museums, das in anderthalb Stunden öffnen sollte.
    Privat war Felicia schon häufiger hier gewesen, und sie erinnerte sich gut an ihren letzten Besuch. Lag das jetzt drei Jahre zurück? Damals arbeitete sie noch im Drogendezernat. Holly LeVold, ihre alte Schulfreundin, die sie nach der Highschool vor Schlimmerem bewahrt hatte und in deren Schuld sie deshalb noch immer stand, hatte den Garten für ihre Hochzeit gemietet. Felicia erinnerte sich noch an die Worte auf der Einladungskarte: »Jeder geht mit ein bisschen Angst im Bauch zum Altar.Wir nehmen das ernst und trauen uns im Haus des Meisters des Burlesken und Makabren.« Das war typisch für Holly, der nichts, aber auch gar nichts heilig war. Die Trauung war schön gewesen, der Garten hatte in voller Blüte gestanden, und der Pastor hatte aus Poes Gedicht »To One in Paradise« gelesen.
    Die Zeremonie war wirklich sehr schön gewesen, Felicia hätte fast Lust bekommen, selbst zu heiraten.Aber wirklich nur fast, denn sie wusste genau, dass es genauso enden würde wie bei ihrer Freundin Holly, die nach zwei Jahren wieder geschieden worden war.
    Sie begrüßte Patterson. Er war groß, eins siebenundneunzig, und breit wie ein Brauereipferd. Er sah erschreckend müde aus, und Felicia erinnerte sich daran, wie er ihr vor knapp einer Stunde den Mord am Telefon beschrieben hatte. Ihre Gedanken gingen wieder zu Poe. Der Meister des Bur lesken und Makabren hat wieder zugeschlagen, dachte sie düster.
    Sie wandte sich an Patterson, um ihn zum Reden und etwas Leben in sein ungewöhnlich mattes Gesicht zu bringen:
    »Wer ist hier?«
    »Johnes leitet die Ermittlungen, er war drinnen im Museum, ist jetzt aber schon wieder zurück im Präsidium«, antwortete Patterson. »Und Reynolds, der ist mit Johnes aber gleich wieder zurückgefahren. Dafür ist Laubach hier und in vollem Gange.«
    »Laubach? Das ist gut. Einen Kriminaltechniker seiner Klasse können wir hier gebrauchen, wenn es wirklich so übel aussieht, wie du gesagt hast.«
    »Überzeug dich selbst«, sagte er und zündete sich eine Zigarette an.
    Sie gingen schweigend zum Ende des verwunschenen Gartens. Die meisten von Felicias Kollegen hatten schon weitaus mehr Leichen gesehen als sie, aber trotz ihrer bislang siebenjährigen Polizeikarriere, von der sie nur zwei Jahre beim Morddezernat war, hatte auch sie schon einiges erlebt.Was sie nun aber an Edgar Allan Poes Denkmal erwartete, war anders als alles, was sie bisher gesehen hatte. Meist strahlten selbst die Opfer eines brutalen Gewaltverbrechens eine gewisse friedvolle Ruhe aus, doch dieser Leichnam schien … Wie sollte sie es beschreiben? … Dieser Leichnam schien nicht richtig zur Ruhe gekommen zu sein.Vermutlich lag es daran, dass sie nie zuvor eine Leiche ohne Haut gesehen hatte, wobei sicher auch die aufrechte Position und das Fehlen des Kopfes eine Rolle spielte. Es war, als betrachtete sie ein Gespenst. Ihr war übel, eine Reaktion, die sie eigentlich an einem der ersten zehn Tatorte ihrer Karriere abgelegt zu haben glaubte. Das Gefühl erschreckte sie, denn unter der Übelkeit lauerte etwas Dunkleres, Bedrohlicheres. Das Mons ter, mit dem sie am Ende ihrer Kindheit so viele Kämpfe

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