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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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Kopf in Höhe seiner Hüfte war. Dann öffnete sie den Reißverschluss seiner Hose und nahm ihn schnell in den Mund. Sein Blick glitt über die Buchrücken und zum Fenster auf der anderen Seite des Raumes hinaus in die Stadt und über den Fjord. Zum Schluss verweilte sein Blick auf Munkholmen, das weit draußen im Dunst lag. Wann war er zuletzt dort gewesen? Als sein Leben noch normal war und seine Frau solche Dinge mit ihm gemacht hatte.
    Dann kam er. Sie schluckte alles, bevor sie aufstand.Anschließend fuhr sie sich verspielt mit der Hand über den Mund und lachte.
    »Uih – dabei hatte ich dir doch versprochen, nicht über dich herzufallen.«
    »Ich glaube, ich sollte jetzt besser nach Hause gehen«, sagte Vatten.
    »Okay!«, erwiderte sie, ging zum Sofa und setzte sich.
    Ich lerne es nie, dachte Siri Holm, nachdem Vatten gegangen war.Aber bestimmt wird alles gut. Der Mann war ja schrecklich verkrampft.Vielleicht ist er ja ein bisschen entspannter, wenn wir uns das nächste Mal treffen.
    Sie ging in das enge Badezimmer, das ebenso unordentlich wie der Rest der Wohnung war, suchte ihre Zahnbürste, die auf den Boden gefallen war, und putzte sich die Zähne. Dann stellte sie sich ins Wohnzimmer und begann, Trompete zu spielen. Ein Song von Miles Davis. Kind of Blue .
    Ein letzter Gedanke durchströmte sie, bevor nur noch die Musik in ihrem Kopf war: Sie wusste, was Vatten vor einigen Jahren widerfahren war. Und wie alle anderen kannte sie nicht die Antwort auf die Frage, die sie angedeutet hatte. Trauerte er oder barg er ein Geheimnis in sich, das ihm nicht einmal die Polizei hatte entlocken können?

8
    Am Trondheimsfjord, September 1528
    W ie durch eine Posse des Teufels hatte er ausgerechnet vom Barbier die Kunst der Pergamentherstellung erlernt. Es war eine langwierige Arbeit. Die getrocknete Kalbshaut musste erst in Wasser eingeweicht, dann auf einen Rahmen gespannt und schließlich so lange geschabt werden, bis sie die richtige weiche Oberfläche zum Beschreiben hatte. Kalb galt als die beste Haut, doch der Barbier hatte ihm auch gezeigt, wie sich aus anderen Häuten hochwertige Pergamente herstellen ließen. Jetzt, da er an dieser Haut arbeitete, die definitiv nicht vom Kalb stammte, sich aber dennoch hervorragend für diesen Zweck zu eignen schien, gingen seine Gedanken von alleine zu dem Augenblick zurück, in dem er dem Barbier zum ersten Mal begegnet war.
    Trondheim, 151 2 –1514
    Der Junge hielt die Katze am Schwanz fest. Er hörte die Schreie, die dem eines kleinen, hungrigen Säuglings so ähnlich waren.
    »Schreihals«, sagte er zu der Katze und sah zu, wie sie ihren Körper anspannte, um loszukommen. Die Haare auf ihrem Rücken stellten sich auf, und sie versuchte, ihn zu kratzen, aber er hielt sie eine Armlänge auf Abstand.
    »Du bist doch bloß ein kleiner Schreihals.«
    Nils, der Sohn von Johan, dem Schmied, hatte ihm erzählt, dass Katzen immer auf den Pfoten landeten, egal wie sie fielen. Er wollte überprüfen, ob das stimmte. Um sicherzugehen, dass sie sich nicht verletzte, wollte er sie in den Fluss werfen. Dann landete sie weich, und schwimmen konnte sie. Das wusste er. Er wollte die Katze nicht töten. Eine Hand noch immer am Schwanz, legte er die andere in den Nacken des Tieres. Dann drehte er die Katze mit dem Rücken zum Wasser unter ihnen. Es waren sicher zwei Mannslängen von der dunklen Mauer zwischen den beiden Handelshäusern bis runter zum Wasser.
    »Sei ruhig, wird schon gut gehen«, sagte er und ließ das Tier los.
    Er sah, wie die Katze sich in der Luft drehte, genau wie Nils es gesagt hatte. Die Pfoten zeigten schräg nach unten, und die Haut zwischen den Vorderbeinen entfaltete sich, als hätte die Katze Flügel.Wie ein Engel. Dann traf sie die Wasseroberfläche und verschwand in einem Wirbel aus Blasen und Schaum. Er atmete ein paar Mal schnell ein und aus, bis das Tier wieder auftauchte. Der kleine Kopf sah in dem großen Fluss noch viel kleiner aus. Dann packte die Strömung die Katze und trieb sie weiter. Er lief ihr nach, konnte aber nicht die ganze Zeit dem Wasser folgen. Die Lagerhäuser reichten häufig bis direkt ans Wasser heran, sodass er sie umrunden musste. Er verlor die Katze mehrmals aus den Augen, entdeckte sie aber jedes Mal wieder und sah den kleinen Kopf und die tapfer kämpfenden Pfoten. Die Katze hielt sich an der Oberfläche, wurde aber immer weiter von ihm weggetrieben.Am Ende der Kaimauer führte ein Pfad am Fluss entlang zum Fjord. Er folgte der

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