Buch des Todes
Tisch stellte, waren selbst gebacken, nur vielleicht nicht von Mrs. Price. Obwohl sie perfekt schmeckten, hatten sie einen Beigeschmack von Gleichgültigkeit. Bezahlte Hilfskräfte, auch hier, dachte Felicia.
»Ich will gleich zur Sache kommen«, sagte sie, nachdem sie die muschelförmige französische Spezialität probiert hatte. »Sie haben heute Morgen bei der Befragung durch meinen Kollegen gesagt, dass Sie für Efrahim Bond eine Lederprobe an eine Universität geschickt haben. Handelt es sich dabei um die University of Richmond oder die VCU?«
»Die VCU. Mein Mann ist Leiter des Philips-Instituts. Die arbeiten da an der Erforschung von Krankheiten und diesen genetischen Sachen, aber da müssen Sie Fredrick fragen. Schwerpunkt des Instituts ist die Kopf-, Hals- und Kieferregion, aber mein Mann meinte, er wisse schon, wohin er das Lederfragment schicken müsse, um es analysieren zu lassen, weshalb ich es ihm gegeben habe. Ist das wichtig? Glauben Sie, das hat etwas mit dem Fall zu tun?«
»Vorläufig folgen wir noch allen möglichen Spuren.«
»Ich kann Fredrick anrufen«, sagte Mrs. Price.
Sie nahm das Telefon und wählte eine Nummer, ohne auf eine Antwort von Felicia zu warten. Mrs. Price erklärte, um was es ging. Dann antwortete sie ein paar Mal mit Ja, wobei sie beinahe gelangweilt klang, ehe sie wieder auflegte. Felicia hatte ganz spontan das Gefühl, dass sie sich häufig langweilte, wenn sie mit ihrem Mann telefonierte.
»Er hat gesagt, die Ergebnisse seien gekommen und dass er sie eigentlich heute per Boten ans Museum schicken wollte.Aus Rücksicht auf die Geschehnisse habe er sie aber erst einmal zurückgehalten.Wenn Sie wollen, können Sie sie in seinem Büro abholen.«
»Wie lange ist er im Büro?«, fragte Felicia und fragte sich, wieso er nicht freigenommen hatte, damit seine Frau in dem großen, leeren Haus nicht allein ihren düsteren Gedanken nachhing.
»Er wartet, bis Sie kommen«, sagte Mrs. Price.
Felicia stand auf.Auf dem Weg nach draußen blieb sie stehen und sah sich ein paar gerahmte Fotos an, die auf einem Regal in der Eingangshalle standen. Die meisten zeig ten die Eheleute Price.Auf einigen der Bilder, alles Amateurfotos mit teuren Kameras, standen sie mit einem Jungen zusammen, der selbstbewusst in die Kamera blickte.Auf anderen Fotos war der Junge allein zu sehen. Er spielte Baseball und saß in einem Segelboot. Ein paar Bilder waren offensichtlich in einem Ferienhaus aufgenommen worden, vermutlich an der Chesapeake-Bucht. Felicia fielen die Bilder auf, weil der Junge auf den meisten Bildern kaum älter als zehn Jahre war und es keine Bilder eines jungen Mannes mit Familie gab, keine Enkelkinder. Das erklärte vielleicht das unangenehme Gefühl der Leere, das sie im Haus der Price befallen hatte.
Sie wandte sich von den Bildern ab und sah zu Mrs. Price, die sie zur Tür begleitete. Sie war wirklich schmächtig und dünn, dachte Felicia und fragte:
»Wissen Sie eigentlich mehr über dieses Lederfragment? Von welchem Buch stammt es?«
Megan Price sah sie nachdenklich an.
»Das wollte Bond nicht erzählen«, sagte sie. »Ich glaube es aber trotzdem zu wissen. Ein paar Wochen vorher habe ich nämlich bemerkt, dass an einem der Bücher aus Poes privater Sammlung das Leder fehlte. Das sind die Bücher, die in dem Regal in Bonds Büro stehen, in der Regel die Erstausgaben von Poes Büchern, aber auch ein paar andere Bände, die Poe gekauft hat oder die in seinem Besitz oder im Besitz der Familie waren, als er starb. Das Buch, das ich gesehen habe, lag aufgeschlagen auf Bonds Schreibtisch, als ich mit einem Brief bei ihm war. Er war nicht in seinem Büro, weshalb ich einen Blick riskiert habe, um herauszufinden, um welches Buch es sich handelt. Ich kenne alle Bücher gut und hatte keines davon jemals ohne Ledereinband gesehen. Es handelte sich um eine Erstausgabe von Childe Harold’s Pilgrimage von Lord Byron. Über dieses Buch wissen wir recht wenig. Poe soll es von einem europäischen Einwanderer in New York gekauft haben wie eine ganze Reihe anderer Bücher, aber einen sicheren Beweis dafür gibt es nicht.«
»Was glauben Sie? Warum hat Bond den Ledereinband von diesem Buch entfernt? Er war es doch wohl selbst, oder?«
»Ja, es war mit Sicherheit er, der den Einband entfernt hat.Aber warum? Das Buch war in einem guten Zustand.Aber vielleicht stand ja irgendetwas auf dem Leder. Das ist der einzige Grund, der mir in den Sinn kommt.«
»Wie meinen Sie das?«
»Das Buch wurde
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