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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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vermutlich irgendwann im 18. Jahrhundert eingebunden, und Kalbsleder war damals Mangelware, weshalb man es oft mehrfach verwendet hat. Eine Recycling quelle dieses Materials waren zum Beispiel die Pergamentseiten alter Bücher, die man für überholt hielt.Auch Pergament wird aus Kalbsleder gemacht. Deshalb findet man noch heute alte Textfragmente auf der Innenseite alter Bucheinbände. Nicht selten handelt es sich dabei um wichtige historische oder literarische Quellen. Und um das Ganze noch zu verkomplizieren, entdeckt man mitunter, dass auch auf diesen Pergamenten bereits mehrere Texte übereinanderstehen. Im Mittelalter war es nicht unüblich, ein beschriebenes Pergament zu waschen oder abzuschaben und noch einmal zu benutzen.Viele wichtige Texte sind auf diese Weise entfernt worden, was allerdings auch Raum für neue Texte gegeben hat. Ein Pergament mit einem solchen abgewaschenen oder abgeschabten Text nennt man Palimpsest. Mit moderner Technik kann man diese verborgenen Texte – man nennt sie auch scripta inferiori – häufig wieder entziffern.«
    Felicia nickte, recht beeindruckt über das Spezialwissen von Mrs. Price.
    »Und Sie glauben, Bond hat eine solche Entdeckung gemacht?«
    »Ich weiß es nicht; das sind alles bloß Spekulationen.Aber vielleicht war er deshalb in den letzten Wochen so geheimnisvoll.«
    »Sie reden die ganze Zeit von Kalbsleder. Haben Sie eine Idee, warum Bond ein Fragment dieses Leders analysieren lassen wollte? Kann man Bücher auch mit anderem Leder einbinden? Oder Pergamente herstellen?«
    »Kalbsleder gilt als das beste, aber viele Leute haben auch aus ganz anderem Leder Pergamente hergestellt. Ziege und Schwein sind auch häufig zur Anwendung gekommen.«
    »Warum, glauben Sie, war es Bond so wichtig, die Herkunft dieses Leders so genau bestimmen zu lassen?«
    »Keine Ahnung, das weiß ich wirklich nicht«, sagte Mrs. Price mit einem tiefen Seufzen.
    Felicia Stone bedankte sich und machte sich auf den Weg.
    Das Philips-Institut lag an der 11th North Street, mitten im Herzen von Richmond, unweit des Capitol District mit seinen altehrwürdigen Gebäuden und Mahnmalen an eine Zeit, in der Richmond das Zentrum des Freiheitskampfes gewesen war. Genau an diesem Ort hatten frühere Landes väter so gewichtige Äußerungen getan wie: »Give me liberty, or give me death!«
    Der heutige Freiheitsbegriff ging eher in die Richtung, dass jeder die freie Wahl hatte, welche Geschmacksrichtung sein Caffè Latte haben sollte oder welches Logo auf seinen Sportkleidern stand, wobei alle Logos, ungeachtet der Marke, von irgendwelchen unfreien Chinesen appliziert worden waren. Trotzdem gefiel es ihr, an die Bedeutung von Freiheit erinnert zu werden und auch daran, dass sie durch ihre Arbeit dazu beitrug, diese Freiheit zu bewahren. Deshalb schlenderte sie gerne durch das Capitol-Viertel, wenn sich einmal die Gelegenheit dazu bot. Sie stellte den Wagen ein paar Straßen entfernt ab und ging zu Fuß durch den Park mit dem Virginia Civil Rights Memorial und von dort weiter zum Institut.
    Fredrick Price war ein breitschultriger Mann mit grauen Haaren, dessen Augenbrauen Reste eines dunklen Typus erkennen ließen. Er war freundlich, aber geschäftsmäßig.
    »Ich habe die Analyseergebnisse hier«, sagte er, nachdem er sich vorgestellt und wieder hinter seinen großen Buchenholzschreibtisch gesetzt hatte. Er hielt ein ungeöffnetes Ku vert in der Hand. »Wenn Sie wollen, kann ich ihn öffnen und Ihnen das Ergebnis vorlesen. Es ist mitunter etwas schwierig, diese wissenschaftliche Sprache zu verstehen.«
    Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass sie vielleicht jung und dumm aussah, dass dieser Eindruck aber trog und sie überdies über genügend Leute bei der Polizei verfügten, die sich ebenso gut auf »wissenschaftliche Sprache« verstanden wie der Leiter des Philips-Instituts. Stattdessen nickte sie, lächelte und ließ ihn lesen. Es war ein wichtiger Teil der Ermittlungstaktik, die Leute so viel wie möglich aus eigener Initiative tun zu lassen.
    Er las erst einmal leise für sich und sagte dann:
    »Ich weiß nicht, welche Antwort Sie sich von dieser Probe erhofft haben oder woher dieses Lederfragment stammt.« Fredrick Price beugte sich über den Schreibtisch, pflanzte die Ellenbogen auf die Tischplatte und sah aufrichtig besorgt aus. »Aber ich denke, Sie werden überrascht sein.«
    Dann erklärte er, was in dem Brief stand. Ihr war augenblicklich klar, dass dieses kleine Stückchen Leder keine

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