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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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zu rauchen. Manchmal schnorrte er die verbotenen Glimmstängel bei guten Bekannten, wobei er mit Rücksicht auf die Rauchmelder immer nur bei weit geöffnetem Fenster rauchte.
    Der junge, vielversprechende Jon Vatten nahm es deshalb als Kompliment, als der Professor ein Päckchen Marlboro öffnete und ihm eine Zigarette anbot. Sie hatten zuvor schon draußen vor dem Haupteingang geraucht, wie es damals Brauch war, niemals aber in der konspiratorischen, fried lichen Ruhe seines Büros.Vatten erachtete das als sehr gutes Zeichen, nahm das Angebot gerne an, und öffnete das Fenster, um die laue Frühlingsluft hereinzulassen. Dann erzählte er eine ihm gerade zu Ohren gekommene Anekdote über zwei japanische Forscher, die Jahre zuvor an der Universität gastiert hatten.Auf die Frage, wie sie das universitäre Angebot fänden, antworteten sie, eigentlich sehr gut, wenn da nur nicht so viele Prostituierte vor den Eingangstüren herumlungern würden.
    Severin Blom, der diesen Witz sicher schon mehrmals gehört hatte, lachte und stimmte zu, dass es wirklich viel besser sei, die Rauchpausen drinnen im Büro zu machen. Dann zündete er sich seine Zigarette an, inhalierte wie ein Walross vor dem Abtauchen und sah Vatten mit freundlichem Blick an.
    »Es ist noch nichts entschieden.Aber ich glaube, Sie haben gute Chancen.«
    Vatten wusste gleich, worum es ging. Blom sprach Vattens Bewerbung auf die Dozentenstelle an und hatte soeben auf akademische Art bestätigt, dass er die Stelle bekommen würde.Vatten hatte unter dem Vorwand, ein sprachliches Detail bei Platon diskutieren zu wollen, um einen Termin mit dem Professor gebeten, wobei es sein eigentliches Anliegen gewesen war, etwas über den Stand seiner Bewerbung zu erfahren. Er war erleichtert, dass der Professor so direkt zur Sache gekommen war. Das machte alles einfacher, auch im Hinblick auf die Zukunft.
    »Wir werden in Zukunft dann ja noch enger zusammenarbeiten und sicher eine andere Gelegenheit finden, Platons sprachliche Launen zu diskutieren.Was halten Sie davon, dass wir stattdessen jetzt ein Glas Whisky trinken.«
    Der Professor öffnete eine Tür seines Schreibtisches und nahm eine gute, alte Flasche Single Malt und zwei Gläser heraus.
    Vatten starrte auf die Gläser und spürte, wie ihm an den Schläfen der Schweiß ausbrach. Ob er wenigstens ein kleines Glas vertragen würde?
    Bei den Verhören, die auf das im Grunde unschuldige Glas Whisky unter zwei Kollegen folgten, konnte Jon Vatten keine Rechenschaft darüber ablegen, was er nach dem Besuch bei seinem Professor getan hatte. Er wusste nur noch, dass er das Whiskyglas auf Bloms Schreibtisch abgestellt hatte und Hals über Kopf aufgebrochen war mit nur einem Gedanken im Kopf: nach Hause zu kommen, bevor alles schwarz wurde. Er erinnerte sich nicht mehr daran, im 36er-Bus eingeschlafen und drei ganze Runden zwischen Dragvoll und der Stadt hin und her gefahren zu sein. Der Fahrer hatte ihn erst bei Dienstschluss bemerkt. Er war gegen 15.00 Uhr in Dragvoll losgefahren und irgendwann nach 19.00 Uhr in der Munkegata in der Innenstadt aus dem Bus geworfen worden. Diese vier Stunden lange Busfahrt sollte schließlich sein Alibi sein.
    Erst auf dem Weg nach Hause war er wieder einigermaßen zu sich gekommen.Als er die Wohnungstür aufmachte, stellte er enttäuscht fest, dass Hedda und Edvard nicht zu Hause waren. Zu gerne hätte er sie in seine positiven Zukunftsaussichten eingeweiht.
    Hedda und er hatten in letzter Zeit etwas Probleme gehabt. Nichts Ernstes, die alltäglichen Meinungsverschiedenheiten, größere Abstände zwischen den Zärtlichkeiten. Er ging davon aus, dass das ganz normal war. Gute Neuigkeiten wie die, die er jetzt nach Hause brachte, waren wahrscheinlich genau das, was sie brauchten. Er liebte Hedda und wusste, dass sie es brauchte, ihren Mann hin und wieder bewundern zu können. Das musste nichts Großartiges sein, ein publizierter Artikel oder eine kleine Gehaltserhöhung reichten in der Regel schon aus.
    Nach einer Stunde zu Hause begann er sich Sorgen zu machen. Er schickte Hedda eine leicht humorvolle SMS, um nicht zu aufdringlich zu wirken, aber als sie auch nach zwanzig Minuten noch nicht darauf reagiert hatte, rief er sie an. Ihr Handy war aus, was ihn sehr beunruhigte. Dann rief er Heddas Eltern in Singsaker an und fragte sie, ob seine Frau dort sei, oder ob sie aus irgendeinem Grund, den er vielleicht vergessen hatte, an diesem Abend auf Edvard aufpassten.Aber das taten sie nicht.
    »Ich

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