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Buch des Todes

Buch des Todes

Titel: Buch des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Brekke
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elicia ging die ganze Strecke bis zu ihrem Haus am Monument Avenue Park zu Fuß. Trotz der Wärme zitterte sie am ganzen Körper. Unbändige Wut und eine beinahe lähmende Leere wechselten sich ab und zwangen sie, immer wieder stehen zu bleiben und sich die immer gleiche Frage zu stellen: Wie konnte sie sich derart in einem Menschen täuschen? Nette Augen, ach ja? So ein kranker Teufel. Und sie hatte das auch noch mit sich machen lassen.
    Als sie ihre Wohnung im zweiten Stock betrat, sah sie Licht im Wohnzimmer brennen. Ihr Vater war von der Spätschicht nach Hause gekommen. Er war Polizist, und er saß im nächsten Zimmer, aber nie im Leben hätte sie ihm gesagt, dass sie gerade vergewaltigt worden war. Ausgeschlossen, voll kommen unmöglich. Und genau das wusste Shaun, schoss ihr durch den Kopf, dass sie niemals zur Polizei gehen oder mit ihrem Vater darüber reden würde. Bei diesem Gedanken wurde ihr übler, als ihr ohnehin schon war. Sie schlich sich an der Wohnzimmertür vorbei ins Bad. Dort steckte sie sich den Finger in den Hals und erbrach sich so lautlos wie nur möglich, damit ihr Vater nichts hörte. Um ihre Mutter musste sie sich keine Sorgen machen, die schlief längst mit einer aufgelösten Schlaftablette im Blut. Nachdem sie sich erbro chen hatte, putzte sie sich die Zähne und spülte mindestens zwan zig Mal den Mund aus, bevor sie sich aus dem Bad in ihr eigenes Zimmer schlich. Papa wird denken, dass ich be soffen nach Hause gekommen bin, aber was macht das schon?
    Die ganze Nacht über lag sie wach und starrte an die Decke. Sie schwitzte und fror abwechselnd und dachte, dass jetzt alles vorbei war. Ihr achtzehnter Geburtstag stand dicht bevor, und in wenigen Wochen würde auch die Highschool zu Ende sein. Im Moment konnte sie sich partout nicht vorstellen, überhaupt jemals wieder in diese Schule zu gehen. Der Gedanke, Shaun Nevins wiederzusehen, war unerträglich, und sie wusste nicht, wie sie ihren Freundinnen jemals wieder in die Augen blicken sollte. Eine merkwürdige Mischung aus Scham und Wut erfüllte sie, als sie an Susan und Holly dachte. Sie hatte zwar ihre Jungfräulichkeit behalten, dafür aber alles andere und ihre Unschuld verloren. Eigentlich wollte sie im Herbst auf dem College anfangen, neue Freunde finden, vielleicht einen Lover, und endlich einmal verreisen.Aber wie sollte all das jetzt auch nur ansatzweise gehen?
    Um fünf Uhr morgens schlich sie ins Bad und nahm zwei Schlaftabletten ihrer Mutter. Sie schlief gleich darauf ein und wachte erst am späten Vormittag wieder auf. Ihre Eltern hatten sie schlafen lassen.
    Ein Rauschen, wie man es in großen Schneckenhäusern hört und bei dem man immer ans Meer denkt, hatte sich in ihren Ohren festgesetzt, und das Zittern ihrer Hände war einem Gefühl von Taubheit gewichen. Die Übelkeit kam und ging, und jedes Mal, wenn sie aus dem Bett aufzustehen versuchte, wurde ihr schwindelig.Wie ein Kater, der, statt abzuklingen, immer stärker wurde, nahmen die Symptome im Laufe des Tages zu, und als Felicia zum Abendessen ihr Zimmer noch immer nicht verlassen hatte, kam ihre Mutter zu ihr, setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihr über die Haare. Ihre Hand fühlte sich eiskalt an.
    »Bist du krank, Felicia?«, fragte sie besorgt und hatte sicher längst gemerkt, dass es im Zimmer ihrer Tochter nicht nach Alkohol roch.
    »Ich fühle mich nicht wohl«, antwortete Felicia und hoffte, das Streicheln ihrer Mutter würde aufhören, ehe sie in Tränen ausbrach.
    »Soll ich dir das Essen ans Bett bringen? Es gibt Kalbssteak.«
    »Nein, mir ist schlecht.Aber ein bisschen Wasser wäre gut«, sagte sie.
    Die Mutter kam mit einem Glas Wasser zurück und ließ sie den Rest des Tages in Frieden.
    Drei Tage lang blieb sie der Schule fern, und nachts klaute sie Pillen von ihrer Mutter, um schlafen zu können.Am vierten Tag waren die Schwindelanfälle vorbei, nicht aber das Taubheitsgefühl, das sie schätzen gelernt hatte. Sie wollte mehr davon und wünschte sich, dass sich die Taubheit bis in die obere Schicht ihrer Haut ausweitete, damit sie nichts mehr spürte. Sie sehnte sich nur noch nach dem Augenblick vor dem Einschlafen, wenn sie gerade eine Tablette genommen hatte.Wollte leicht sein wie die Luft, die vorbeitrieb.Am vierten Tag tat sie so, als wäre sie wieder gesund, und ging Richtung Bushaltestelle, wo sie ihren Nachbarn, den Dealer Brad Davis, traf.
    Wie gewöhnlich verkaufte er ein paar Kleinigkeiten an Jugendliche, die sich an diesem

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