Buch des Todes
wohl kaum per Zufall in dieses Bild gestolpert sein.«
»Das Gleiche denke ich auch.Aber wann ist dieser Artikel geschrieben worden?«
»Das Datum steht hier«, sagte er. »Die schreiben das da drüben falsch herum. Der Artikel stammt aus dem April dieses Jahres.«
»Machen Sie mal einen Suchlauf für diesen Raum, diesen Knudtzonsaal«, sagte sie.
Jensen suchte.Auf norwegischen Seiten. Eine Reihe von Treffern wurde angezeigt. Er klickte den ersten an und las:
»Der Saal ist benannt nach einer Person namens Bruder Lysholm Knudtzon«, sagte er, nachdem er den Text kurz überflogen hatte, der von der Homepage irgendeiner Institution stammte, vielleicht einer Bibliothek oder Universität. »Das muss ein großer Sammler gewesen sein.«
»Hab ich mir doch gedacht«, murmelte Felicia Stone.
Jensen verließ den Artikel, den er gelesen hatte, und klickte den nächsten an. A uch dieser Text stammte aus Adressavisen. Jetzt, da sie wusste, dass sie das Datum rückwärts lesen musste, sah sie, dass der Artikel brandneu war. Vom selben Tag.
Knut Jensen saß eine Weile still da und las.
»Das verstehe ich nicht«, sagte er schließlich.
»Sprachprobleme?«
»Nein, die Sprache verstehe ich.Aber der Inhalt verschlägt mir die Sprache.Alle Angestellten der Universitätsbibliothek Trondheim wurden heute dort für eine polizeiliche Ermittlung zusammengerufen. Und der Fall, in dem ermittelt wird … Also, was soll ich sagen? Das ändert so ziemlich alles, denke ich. Entweder sind Sie eine geniale Ermittlerin, oder Sie hatten einfach nur Glück.«
»Jetzt sagen Sie schon, worum es geht, Mann!« Am liebsten hätte sie Knut Jensen am Kragen gepackt und geschüttelt.
»Vor ziemlich genau zwölf Stunden wurde eine Frau ermordet im Sicherheitstrakt der Universitätsbibliothek von Trondheim gefunden.«
»Aha, interessant.«
»Ja, viel interessanter ist aber, dass diese Frau gehäutet und enthauptet wurde.«
Felicia starrte ihn an. Okay, jetzt geht’s los, dachte sie. Jetzt geht’s wirklich los.Vielleicht hätte es sich noch besser angefühlt, wenn sie nicht durch einen Zufall darüber gestolpert wäre.Aber welche Rolle spielte das schon? Es waren Augenblicke wie dieser, für die man als Ermittler arbeitete.Augenblicke, die sich verdammt gut anfühlten. Ein Durchbruch in ihrem Fall, endlich!
Dann starrte sie wieder auf ein Foto auf dem Bildschirm. Es zeigte eine dicke, rothaarige Frau. Diese Frau hatte sie schon einmal auf Bonds rätselhafter Fotografie gesehen.
»Wer ist das auf dem Foto?«, fragte sie, wusste die Antwort aber längst.
»Das ist die Ermordete.«
Sie sah ihn lange an und überlegte, ob sie ihn umarmen sollte, begnügte sich dann aber damit, ihm die Hand auf die Schulter zu legen.
»Knut, wir brauchen eine schriftliche Übersetzung des Artikels, so bald wie möglich. Ich berufe eine Gruppensitzung ein und hätte Sie gerne dabei.«
*
Eine Stunde später waren alle im Sitzungsraum versammelt. Einleitend las der Rechtsmediziner seine Übersetzung des Artikels aus der Adressavisen vor. Er hatte die Zeit bis zur Sitzung nicht nur für die Übersetzung genutzt, sondern im Internet auch noch einen Blick in die anderen norwegischen Zeitungen geworfen und konnte berichten, dass der Mordfall die Topmeldungen in allen Medien des Landes war.Weiter berichtete er, dass die Polizei dort drüben bereits einen Verdächtigen verhört hatte. Reynolds kaute auf seinem Kaugummi herum und fragte:
»Wenn die skandinavische Presse mit unserer vergleichbar ist, sollten wir vorsichtig sein.Wir haben so gesehen ja auch schon einen Verdächtigen.«
»Ach, haben wir das?«, fragte Felicia Stone, die seit ihrem ersten Begeisterungsschub über den Durchbruch in diesem Fall Zeit zum Nachdenken gehabt hatte. »Wie wahrscheinlich ist es, dass Nevins in Norwegen ist?«
»Nevins könnte theoretisch durchaus in Norwegen sein«, sagte Reynolds. »Er ist vor drei Tagen nach Europa ge flogen.«
»Nach Deutschland«, präzisierte sie. »Von dieser Reise hat er mir letzte Woche erzählt.«
»Ich habe in der Zwischenzeit auch schon sein Alibi für den Tag gecheckt, an dem Bond ermordet wurde. Er hat zu dieser Zeit einen Buchhändler in Louisville getroffen. Ich habe mit dem Betreffenden gesprochen und auch mit den Angestellten im Hotel, in dem er sich in der Mordnacht aufgehalten haben will. Es gibt keinen Grund, seine Aussage zu bezweifeln.«
»Wir haben vorläufig nichts Konkretes gegen ihn in der Hand«, sagte Johnes, der bis jetzt nur
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