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Buchanan - 06 - Schattentanz

Buchanan - 06 - Schattentanz

Titel: Buchanan - 06 - Schattentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sie den Deckel. Ihr blieb das Herz stehen. Im Kofferraum lag, zusammengerollt im größten Plastikbeutel mit Reißverschluss, den Jordan je gesehen hatte, Professor MacKenna. Seine leblosen Augen standen offen, und er schien sie anzustarren. Jordan stockte der Atem. Sie wusste nicht, wie lange sie dort gestanden und erstarrt auf den Mann geblickt hatte, zwei, vielleicht drei Sekunden, aber ihr kam es vor wie eine Ewigkeit.
    Dann zuckte sie erschreckt zurück. Sie ließ ihre Tasche fallen, stolperte über einen Wasserkanister und schlug den Kofferraumdeckel wieder zu. Sie konnte es einfach nicht glauben, dass in ihrem Kofferraum eine Leiche lag.
    Was, um Gottes willen, hatte die da zu suchen?
    Oh Gott, sie würde noch einmal nachschauen müssen, aber eigentlich wollte sie nicht. Sie holte tief Luft und wappnete sich.
    Er war immer noch da.
    Sie ließ den Schlüssel im Schloss stecken, rannte zur Beifahrertür und steckte den Arm durchs Fenster, um ihr Handy zu holen, das auf dem Sitz lag. Wen sollte sie anrufen? Die Polizei von Serenity? Den Sheriff? Oder das FBI?
    Zwei Dinge wusste Jordan ganz genau. Erstens wollte ihr offensichtlich jemand etwas anhängen, und zweitens verlor sie gleich den Verstand. Sie war eine gesetzestreue Bürgerin, verdammt noch mal. Sie fuhr nicht mit Leichen im Kofferraum durch die Gegend, und deshalb hatte sie auch keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollte.
    Sie brauchte schnell einen Rat. Zuerst wollte sie ihren Vater anrufen. Er war schließlich Bundesrichter; er würde bestimmt wissen, was sie tun sollte. Aber er machte sich immer so schnell Sorgen, wie die meisten Väter, und mit seinem gefährlichen Prozess in Boston hatte er zurzeit ganz andere Probleme am Hals.
    Sie beschloss, Nick anzurufen. Er arbeitete für das FBI und würde ihr sagen, was zu tun war.
    Plötzlich klingelte ihr Handy. Das Geräusch erschreckte sie so sehr, dass sie aufschrie und das Gerät beinahe fallen ließ.
    Ihre Schwester war am Apparat. Sie schien von Jordans hysterischem Anfall nichts mitzubekommen.
    »Du wirst nicht glauben, was ich gefunden habe. Ich war noch nicht einmal auf der Suche nach einem Kleid, aber letztlich habe ich zwei gekauft. Sie waren heruntergesetzt, und beinahe hätte ich auch eins für dich gekauft, aber dann dachte ich, dass du einen ganz anderen Geschmack hast und es dir vielleicht gar nicht gefällt. Soll ich noch einmal hingehen und es trotzdem kaufen? Der Ausverkauf geht nicht mehr lange, und ich kann es ja auch wieder zurückgeben …«
    »Was? Oh Gott, Sidney, wovon redest du? Ach, ist egal. Bist du zu Hause?«
    »Ja. Warum?«
    »Ist sonst noch jemand da?«
    »Nein«, antwortete sie. »Warum? Jordan, stimmt etwas nicht?«
    Jordan fragte sich, wie ihre Schwester wohl reagieren würde, wenn sie ihr erzählte, dass sich eine Leiche im Kofferraum ihres Autos befand.
    Sie konnte es ihr nicht sagen. Wenn Sidney ihr nicht glaubte, würde sie sich nur aufregen, und von Boston aus konnte sie sowieso nichts tun. Außerdem konnte ihre jüngere Schwester kein Geheimnis für sich behalten, und sie würde sofort zu ihren Eltern rennen und es ihnen erzählen. Nein, sie würde es jedem erzählen, der ihr über den Weg liefe.
    »Ich erkläre es dir später«, sagte sie. »Ich muss Nick anrufen.«
    »Warte. Was ist mit dem Kleid? Soll ich …«
    Jordan unterbrach einfach die Verbindung, ohne die Frage zu beantworten, und wählte rasch Nicks Handynummer.
    Ihr Bruder nahm nicht ab. Sein Partner, Noah, kam ans Telefon.
    »Hi, Jordan. Nick kann gerade nicht. Ich sage ihm, er soll dich zurückrufen. Bist du noch in Texas?«
    »Ja, aber Noah …«
    »Tolle Gegend, oder?«
    »Ich stecke in Schwierigkeiten.«
    Die Panik in ihrer Stimme vermittelte sich laut und deutlich über das Telefon. »Was für Schwierigkeiten?«, fragte Noah ruhig.
    »In meinem Kofferraum liegt eine Leiche.«
    »Im Ernst?«
    »In einem Reißverschlusssack.«
    Sie wusste nicht, warum sie gerade dieses Detail erwähnte, aber es kam ihr im Moment vor, als sei es von höchster Wichtigkeit.
    »Und er trägt einen blau-weiß gestreiften Pyjama. Allerdings keine Pantoffeln.«
    »Jordan, atme durch und beruhige dich.«
    »Mich beruhigen? Hast du nicht gehört, was ich gerade gesagt habe? Dass sich eine Leiche in meinem Kofferraum befindet?«
    »Ja, ich habe gehört, was du gesagt hast«, erwiderte er. Er klang völlig ungerührt, so, als ob es nichts Besonderes wäre, eine Leiche im Kofferraum zu haben. Andererseits half ihr seine

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