Buchanan - 06 - Schattentanz
Jordan und lächelte die anderen Frauen an, die sie anstarrten.
»Ich gebe für Charlene eine Brautparty. Sie wissen doch, Charlene«, flüsterte sie. »Sie haben Ihre Papiere bei ihr in der Agentur kopiert.«
»Ach ja, natürlich.« Jordan blickte sich nach Charlene um. »Es ist nett von Ihnen, mich einzuladen, aber ich möchte nicht stören.«
»Unsinn«, protestierte Amelia Ann. »Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind.«
»Aber ich habe kein Geschenk«, sagte Jordan leise.
»Das ist kein Problem«, erklärte Amelia Ann. »Wie wäre es mit Platztellern aus Porzellan? Charlene hat sich ein sehr hübsches Muster ausgesucht. Vera Wang.«
»Ja. Gerne …«, begann Jordan.
»Sie brauchen sich um nichts zu kümmern. Ich bestelle sie morgen und setze es Ihnen einfach auf die Rechnung. Candy? Schreib Jordans Namen auf eine Geschenkkarte.«
Jordan wurde allen dreiundzwanzig Frauen vorgestellt und war dankbar dafür, dass sie auch Namensschildchen trugen. In der nächsten Stunde schaute sie zu, wie Geschenke ausgepackt wurden, trank süßen Punsch, aß Pfefferminzblättchen und weißen Kuchen mit dickem, klebrigem Zuckerguss. Als sie endlich auf ihr Zimmer kam, hatte sie einen regelrechten Zuckerschock.
Sie schlief wie ein Stein. Am nächsten Morgen erledigte sie ein paar Telefonanrufe und verließ das Motel erst nach zehn Uhr. Sie wollte zur Versicherungsagentur, um den Rest der Unterlagen zu kopieren und sie wieder ins Motel zu bringen. Anschließend würde sie zur Werkstatt laufen und dort warten, bis Lloyd den Wagen fertig hatte. Und sie würde sich auf keinen Fall mit weiteren Ausreden abspeisen lassen oder mit einer Verzögerung abfinden.
Ihr Plan funktionierte jedoch nicht. In der Agentur erklärte Charlene ihr, dass das Kopiergerät vor einer Stunde abgeholt worden sei. »Steve hat dem Vertreter gesagt, dass er es nicht kaufen wolle. Haben Sie denn noch viel zu kopieren?«
»Etwa zweihundert Seiten«, erwiderte Jordan.
Sie bedankte sich noch einmal bei Charlene und ging zum Motel zurück. Okay, neuer Plan. Sie würde das Auto holen, zum Supermarkt fahren, und wenn dieses Gerät keinen automatischen Papiereinzug hatte, würde sie sich eben nach einem anderen umschauen.
Lloyd erwartete sie bereits vor der Werkstatt. Als er sie sah, rief er: »Er ist fertig. Sogar zu früh. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich ihn repariere, und das habe ich getan. Okay?«
Er war schrecklich nervös. Seine Hand zitterte, als er ihr die Rechnung reichte. Anscheinend wollte er sie so schnell wie möglich loswerden, denn er zählte nicht einmal das Geld, das sie ihm gab.
»Stimmt etwas nicht?«
»Nein, nein«, stieß er hervor. »Sie können losfahren.« Ohne sich noch einmal umzudrehen, rannte er in seine Werkstatt.
Sie legte ihre Handtasche und ihr Notebook auf den Beifahrersitz und ließ den Motor an. Alles schien zu funktionieren. Lloyd, dachte sie, war mindestens so merkwürdig wie der Professor. Sie war froh, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun hatte.
Sie fuhr direkt zum Supermarkt und stellte erfreut fest, dass dort ein hochmoderner Fotokopierer stand. Wenn sie sich beeilte, war sie in zwei Stunden fertig. Dann würde sie den Professor anrufen und ihm die Kartons zurückbringen.
Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, kaufte sie jedoch Wasser, falls der Kühlwasserbehälter erneut lecken sollte.
Mit vier Fünf-Liter-Kanistern Wasser, zwei in jedem Arm, verließ sie den Laden. Der Parkplatz war völlig leer. Kein Wunder. Wer kaufte in dieser Hitze schon ein? Obwohl es noch Vormittag war, brannte die Sonne bereits so vom Himmel, dass Jordan das Gefühl hatte, auf dem Weg zum Auto einen Sonnenbrand zu bekommen. Sie stellte die Behälter neben dem Kofferraum auf den Boden. Während sie den Autoschlüssel in ihrer Tasche suchte, fiel ihr ein Stück Plastik auf, das aus dem Kofferraum herausragte.
Merkwürdig, dachte sie. Vorhin war es ihr gar nicht aufgefallen. Sie versuchte, es herauszuziehen, aber es bewegte sich nicht.
Schließlich fand sie den Schlüssel, steckte ihn ins Schloss, und der Kofferraumdeckel sprang auf. Jordan blickte hinein – und erstarrte. Dann machte sie den Deckel ganz vorsichtig wieder zu.
»Nein«, flüsterte sie. »Das kann nicht sein.« Sie schüttelte den Kopf. Sie sah weiße Mäuse. Das lag bestimmt an dem ganzen Zucker, den sie gegessen hatte – und an der Hitze. Ja, das musste es sein. Die Hitze. Sie hatte bestimmt einen Sonnenstich und wusste es nur nicht.
Erneut öffnete
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