Buchanan - 06 - Schattentanz
zusammengearbeitet? Hatte J.D. den Professor umgebracht, weil er erfahren hatte, dass er große Summen kassierte, während für ihn nur kleine Beträge blieben? Es war durchaus möglich, dass J.D. ihn getötet hatte. Und dann war er beim Legen des Brandes umgekommen.
Wenn sie zusammengearbeitet hatten. Damit wäre ein Teil des Rätsels sicher gelöst, aber Jordan konnte keine Verbindung zwischen den beiden herstellen. Der Professor war ein seltsamer Typ, ein Einzelgänger. Warum hätte er sich mit J. D. zusammentun sollen?
Das passte irgendwie nicht.
Es gab noch eine zweite Möglichkeit. Der Erpresser J.D. hatte von dem Geld erfahren, das der Professor von einer dritten Partei bekam, und dann versucht, ihn zu erpressen. Aber der Professor ließ das nicht zu. Wenn MacKenna damit gedroht hatte, zur Polizei zu gehen, dann musste J.D. fürchten, wieder ins Gefängnis zu kommen. Das konnte er nicht riskieren, deshalb ermordete er den Professor.
Aber auch das kam Jordan nicht stimmig vor, schließlich war der Professor bestimmt auch in etwas Illegales verwickelt gewesen.
Woher hatte er das Geld bekommen? Das schien ihr die wichtigste Frage.
Manchmal musste man einfach aufhören, über etwas nachzudenken, dann löste sich alles von selbst. Jordan beschloss, eine Nacht darüber zu schlafen.
Aber als sie am nächsten Morgen aufstand, wusste sie immer noch nicht, was genau passiert war. Und mittags gab sie schließlich auf.
Sie ergriff ihre Autoschlüssel und wollte sich gerade auf den Weg zu Laurant machen, als das Telefon klingelte.
»Jordan, Agent Chaddick hier. Ich habe interessante Neuigkeiten. Wir haben Ihr Notebook gefunden.«
»Ja? Wo denn?«
»Bei einem Internet-Auktionshaus.«
»Wie bitte?«
»Maggie Haden hatte es an sich genommen und versuchte, es übers Internet zu versteigern. Jetzt kann sie wohl jede Hoffnung aufgeben, noch einmal auf ihren Posten zurückzukehren.«
Jordan sank auf einen Stuhl. Maggie Haden. So eine Frechheit!
Erneut klingelte ihr Telefon.
»Jordan, noch mal Chaddick. Hören Sie, es gibt weitere Neuigkeiten, allerdings sind sie dieses Mal nicht so gut.«
»Ja?«, fragte sie zögernd.
»Wir haben gerade den vorläufigen Autopsiebericht von J.D. Dickey erhalten. Es war Mord.«
Jordans Theorien stürzten in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Es gab ein neues, beunruhigendes Szenario: Der Mörder lief noch frei herum.
35
Paul Newton Pruitt würde sich von niemandem sein neues Leben zerstören lassen. Er hatte hart gearbeitet, um so weit zu kommen, und er würde nicht wieder weglaufen und sich verstecken. Dieses Mal nicht mehr.
Zu morden machte ihm nichts mehr aus. Zuerst war da dieses schottische Würstchen gewesen, dann Lloyd, dieser Idiot, und schließlich sein eifriger, aber dummerweise zu gieriger Gehilfe J.D.
Es hatte ihm überhaupt nichts ausgemacht, sie alle umzubringen. Er hatte auch kein schlechtes Gewissen deswegen. Pruitt hatte schon einmal getötet und dabei eine wertvolle Lektion gelernt. Er würde alles tun, um sich zu schützen.
Eigentlich hatte er geglaubt, in J. D. den perfekten Sündenbock gefunden zu haben. Dass er die Leichen in den Autos dieser Buchanan untergebracht hatte, verschaffte ihm Zeit. Und nachdem die Sache mit J.D. erledigt war, hatte er die letzte Verbindung zum Namen Pruitt getilgt.
Das hatte er zumindest geglaubt.
Er erfuhr als einer der Ersten vom Ergebnis der Autopsie.
Eigentlich hätte nichts mehr von J. D. übrig sein dürfen, das untersucht werden konnte, aber das war offensichtlich nicht der Fall. Der Schädelbruch hatte ihn verraten, und J.D.s scheinbar zufälliger Tod erwies sich auf einmal als Mord.
Nun musste er sich dringend die Kopien von Professor MacKennas Forschungsunterlagen besorgen.
36
Noah hatte in den letzten zwei Tagen ständig mit Dr. Morganstern in irgendwelchen Seminaren gesessen. Er hasste es. Er war nicht der Typ für Seminare, erklärte er immer wieder, aber seine Klagen prallten an Dr. Morganstern ab.
Morganstern wollte ein größeres Budget für seine Abteilung. Das Suchprogramm, das er vor ein paar Jahren ins Leben gerufen hatte, erwies sich als äußerst erfolgreich. Noah und Nick mit ihrer guten Aufklärungsrate waren die beste Werbung für ihren Chef, wenn er das Programm erweitern wollte.
Jede der quälend langen Sitzungen endete mit einer Fragerunde für die Teilnehmer, und Noah musste alleine Rede und Antwort stehen. Nick war wesentlich diplomatischer und geübter im Beantworten schwieriger
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