Buchanan - 06 - Schattentanz
Verdächtigen, und Serenity war fast fünfzehnhundert Kilometer weit weg. Aber Noah hatte gelernt, auf seinen Instinkt zu vertrauen, und plötzlich stieg Unbehagen in ihm auf.
Da draußen lief ein Mörder frei herum. Wo war Jordan?
37
Jordan wurde schwach und kaufte sich ein neues Handy, identisch mit dem, das J. D. Dickey bei ihrer ersten Begegnung zerschmettert hatte. Sie hätte ein neueres Modell aussuchen können, aber sie besaß bereits ein zusätzliches Ladegerät, das auf ihrem Schreibtisch stand, und das Kabel in ihrem Auto passte genau zu diesem Handy.
Sie würde nicht wieder technologiesüchtig werden, schwor sie sich. Sie handelte nur klug. Schließlich diente ein Handy ihrer Sicherheit, wenn sie alleine joggen war oder Auto fuhr. Passierte etwas, konnte sie jederzeit Hilfe rufen – vorausgesetzt natürlich, sie hatte Empfang.
Sie behielt ihre alte Handynummer, und als sie nach Hause kam, nahm sie das neue Gerät sofort in Betrieb und lud den Akku auf. Als sie sich umgezogen, ihre Haare gebürstet und ein wenig Make-up aufgelegt hatte, war das neue Handy betriebsbereit.
In anderthalb Stunden endete die Besuchszeit im Krankenhaus – sie musste sich beeilen. Um dem Stoßverkehr zur Rushhour zu entgehen, fuhr Jordan über Seitenstraßen. Unglücklicherweise hatten andere Leute dieselbe Idee. Endlich parkte sie ihr Auto in der Tiefgarage neben dem Eingang zur Notaufnahme. Der Platz davor war hell erleuchtet, und ständig kamen und gingen Menschen.
Vor dem Eingang saß eine Krankenschwester auf einer Bank und aß einen Schokoriegel. Jordan fiel Jaffees Schokoladenkuchen ein. Sie hatte ihn immer noch nicht angerufen. Rasch zog sie ihr Handy heraus. Sie hatte Empfang und könnte ihn gleich anrufen. Aber später war vielleicht doch besser. Wenn Jaffee zu viele Fragen hätte, würde er sie zu lange aufhalten, und die Besuchszeit wäre vorbei. Also zuerst zu Laurant und dann Jaffee anrufen.
Laurant lag im fünften Stock in einem Einzelzimmer. Als Jordan eintrat, stellte sie überrascht fest, dass sich eine kleine Menschenmenge im Zimmer aufhielt. Ihr Vater war offensichtlich gerade gekommen und küsste seine Schwiegertochter auf die Wange. Auch Nick war da und lag halb schlafend in einem Sessel.
Und an der Fensterbank lehnte Noah. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte völlig entspannt. Jordan hatte sich bereits gefragt, wie es wohl sein würde, wenn sie ihn wiedersähe, und es war genauso, wie sie es sich vorgestellt hatte: Ein messerscharfer Schmerz schoss durch ihre Brust.
Noah fühlte sich so erleichtert, sie zu sehen, dass Wut in ihm aufstieg. Wo war sie nur so lange gewesen? Nick hatte ihm gesagt, dass sie zum Krankenhaus kommen wollte, aber sie hatte ja wohl eine Ewigkeit dafür gebraucht. Kam sie aus New Hampshire?
Die Warterei war qualvoll gewesen. Er hatte sie zu Haus angerufen, aber nur ihren Anrufbeantworter erreicht. Wenn sie ein Handy gehabt hätte, hätte er sie wenigstens während der Fahrt anrufen können, aber so gab es für ihn keine Möglichkeit zu erfahren, ob alles in Ordnung war. Diese Ungewissheit machte ihn fertig.
Jordan umarmte ihren Vater und drückte Laurant die Hand. Da Nick so aussah, als sei er eingeschlafen, kümmerte sie sich nicht weiter um ihn. Schließlich wandte sie sich Noah zu und rang sich ein Lächeln ab.
»Hi.« Das war zwar nicht besonders originell, aber etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
Er richtete sich auf, ergriff ihre Hand und zog sie zur Tür. »Wir müssen miteinander reden.«
»Wir sind gleich wieder zurück«, rief er über die Schulter.
Bevor Jordan reagieren konnte, standen sie im Gang.
»Ja?«, sagte Jordan leise.
»Geht es dir gut?«
Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Die Wahrheit kam nicht infrage. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie sagte, es ginge ihr überhaupt nicht gut – wegen ihm?
»Ach, weißt du …«, stammelte sie.
Stirnrunzelnd blickte er sie an.
»Worüber wolltest du mit mir reden?«, fragte Jordan.
»Ich habe mit Chaddick gesprochen.«
»Ja, ich auch. Wie findest du das? Ungeheuerlich, oder?«
»Na ja, ich war überrascht«, gab Noah zu.
»Einfach eine Frechheit«, zischte Jordan.
»Wieso Frechheit?«
»Was diese Haden sich da geleistet hat! Es im Internet zu versteigern! Wie konnte sie auf die Idee kommen, dass man sie nicht erwischen würde?«
»Jordan, wovon redest du?«
»Von meinem Notebook. Maggie hat versucht, es im Internet zu verkaufen.«
Noah schaute sie an. »Süße,
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