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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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bei Paul Wellmann am Gartengelände ein. „Die Kinder sind jetzt drüben an der Laube bei ihren Eltern, aber den Zaun, den müssen wir uns auf jeden Fall anschauen“, begrüßte er seine Kollegen.
    „Am besten hier durch.“ Er ging vor, bog am Ende des Hauptweges nach links ab und sie durchquerten ein sehr verwildertes Gartenstück.
    „Hier haust aber kein typischer Schrebergartenbesitzer“, kommentierte Jan Sternberg den Zustand des Grundstückes. „Sieht ja so aus, als würde die Parzelle gar nicht bewirtschaftet.“
    „Ja, das haben die Eltern der drei Kinder mir erzählt“, klärte Wellmann auf, „dieser Garten gehört wohl einer alleinstehenden älteren Frau, die im März einen Schlaganfall bekommen hat und seither im Pflegeheim lebt. Da hat das ganze Jahr noch niemand gearbeitet, aber der Kleingartenverein wollte abwarten, wie sich der Gesundheitszustand der Besitzerin entwickelt. Die Frau hat das Stück anscheinend schon über dreißig Jahre, da konnte bestimmt nicht so ohne weiteres gekündigt werden.“
    In den über mannshohen Brennnesseln neben einem Kompostbehälter aus morschen Rundhölzern war ein schmaler Trampelpfad zu erkennen. „Den Weg haben die Kinder mir gezeigt“, erklärte Paul Wellmann. „Dieses ungepflegte Gartenstück hat sie wohl magisch angezogen.“
    Alle drei kämpften sich durch das grüne Dickicht, immer darauf bedacht, die Brennnesselblätter nicht mit unbedeckten Körperteilen zu berühren. „Erwachsene sind hier aber bestimmt nicht durchgekrochen – au – Mist, jetzt hat’s mich doch am Hals erwischt“, schimpfte Jan Sternberg, der vorausging und den tunnelartigen Pfad etwas erweiterte. Ein paar kleine Quaddeln waren unterhalb seines Ohres zu erkennen. „Mach etwas Spucke drauf“, riet Paul Wellmann hinter ihm. „Ich hab vorhin auch was abbekommen, hier am Handrücken, Spucke hilft echt, das brennt jetzt kaum noch.“
    „Gefahrenzulage wollt ihr ja hoffentlich nicht beantragen“, meinte Oskar Lindt, der sich als letzter durch den schmalen Pfad kämpfte, „oder müssen wir wegen zurückbleibenden Körperschäden Dienstunfallmeldungen schreiben?“
    Sie waren inzwischen an einem bauchhohen rostigen Drahtzaun angelangt, der von dicken Brombeerranken überwuchert wurde. Der Trampelpfad führte bis in die äußerste Ecke des Gartens, wo im Verlauf des Zaunes nacheinander mehrere Holzpfosten abgefault waren und das Drahtgeflecht deshalb am Boden lag. „Hier kommen wir durch“, wies Sternberg vorne den Weg, „aber Vorsicht, Brombeerstacheln sind noch viel schmerzhafter als die Brennnesseln da hinten.“
    Direkt hinter dem niederliegenden Zaun begann ein Weidengebüsch und die Beamten mussten sich tief bücken, um dem Pfad der Kinder zu folgen, der nun einen kleinen Abhang hinunterführte. „Wenn es viel regnet, fließt hier sicherlich ein kleiner Bach“, mutmaßte Paul Wellmann, als sie unten angekommen waren und die Büsche hinter sich gelassen hatten.
    Nach der langen Trockenheit im Spätsommer war alles ringsum trocken, aber man konnte noch schwach erkennen, welchen Weg das Wasser nahm, wenn es nach längeren Niederschlägen durch den Graben floss. Auch einige trockene, verkrustete Fußspuren, der Größe nach von Kinderschuhen, hatten sich bei feuchterem Wetter in die Erde geprägt. „Hier sind sie bestimmt schon öfter durch“, zeigte Jan Sternberg auf die Schuhabdrücke und deutete auf der anderen Grabenseite nach oben.
    „Dort kommt Wiese“, sagte Paul Wellmann, der mit den Kindern diesen Weg eine Stunde zuvor schon einmal gegangen war. „Wir bleiben aber besser bei den beiden niedrigen Bäumen stehen, da sehen wir alles und werden selbst nicht bemerkt.“
    „Ach so, hier sind wir jetzt.“ Oskar Lindt richtete sich auf. „Wenn man so gebückt durch dieses Dick-icht da hinten schlüpft, muss man sich erst wieder neu orientieren.“
    Vor ihnen lag ein sauber gemähter Wiesenstreifen von rund dreißig Metern Breite, der an den Zaun des ›Blanco‹-Firmengeländes grenzte.
    Dieser Zaun war es, der sofort jedem der drei ins Auge stach.
    „Was ist denn das?“, Jan Sternberg betrachtete die Front: „Da nach links, ein ganz altes, rostiges Maschendrahtgeflecht, halb zerbröselte Betonpfosten und obendrüber ein schlaffer Stacheldraht, aber hier ... Wieso brauchen die denn so was?“
    Die langgezogene alte Backsteinhalle vor ihnen hatte ein Dach aus Wellplatten und machte insgesamt einen recht schmuddeligen Eindruck. Es schien, als ob hier gar nicht

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