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Bucheckern

Bucheckern

Titel: Bucheckern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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sich.“
    Ohne Unterbrechung berichtete die Frau weiter und kam jetzt zu einem Thema, wo sie sich anscheinend noch besser auskannte, als beim Beruf ihres Nachbarn. „Aber schon lange hab’ ich zu meinem Mann gesagt, dass da was nicht stimmt. Bei ihm, meine ich.“
    Wellmann runzelte fragend die Stirn. Sie winkte ab: „Ha, Sie wissen schon, so Weibergeschichten halt. Wenn die Männer mal ins mittlere Alter kommen ... Der ist doch auch Vorstand vom Tennis, da bei dem einen Sportverein am Adenauerring.“
    „Ach, bei der DJK“, fiel Jan Sternberg ein, der bisher nur zugehört hatte, denn die Unterhaltung war von der Art her eher auf die mittelalte Generation zugeschnitten.
    Die Frau beugte sich zu Paul Wellmann vor und sprach etwas leiser weiter: „Mein Mann und ich, wir haben ihn schon zwei Mal mit einer Anderen gesehen, drin in der Stadt. Viel jünger als seine Frau. Da haben wir uns gleich gedacht, dass da irgendwas im Busch ist. Bestimmt spielt die auch Tennis. Ja, sagt mein Mann, wenn’s den Leuten halt zu gut geht. Wir könnten uns das gar nicht leisten, wir müssen beide arbeiten, so hoch wie die Schulden auf unserem Haus noch sind. Da kommt man nicht auf so dumme Gedanken.“
    „Dann scheint’s dem Burgbacher finanziell ja wirklich nicht schlecht zu gehen“, lenkte Wellmann das Gespräch wieder in die Richtung, die ihn mehr interessierte.
    „Jedes Jahr zwei Mal in Urlaub, Sommers sind sie mindestens drei Wochen fortgefahren und im Winter noch zum Skilaufen. Aber jetzt, wo die Kinder schon größer sind, da hat die Frau halt ihre Sachen gepackt und im Frühjahr, ist dann der Möbelwagen dagestanden. Wir wissen gar nicht, wo sie hingezogen sind. Seit die Familie fort ist, sieht man ihn auch nur noch ganz selten – und der Garten, total ungepflegt, kein Rasen gemäht, die Hecken nicht mehr geschnitten, Unkraut überall.“
    Wellmann fand, sein Informationsbedürfnis sei befriedigt und meinte, am besten würde er den Herrn Burgbacher mal an seinem Arbeitsplatz anrufen. „Da müssen wir halt extra einen Termin machen, wissen Sie, wegen dem Versicherungsschaden, den er uns gemeldet hat.“
     
    „Also warten wir halt, bis ihn die Fahndung schnappt“, kommentierte Jan Sternberg das Gespräch, als sie wieder im Auto saßen. „In seinem Büro wird er wohl kaum sein.“
    „Aber wir könnten schon mal nachforschen, was er genau arbeitet. Die Nachbarin hat doch was von Kläranlagen und Kanalisation gesagt. Vielleicht hilft uns das weiter“, überlegte sein Kollege.
    Er meldete sich telefonisch bei Oskar Lindt und berichtete ihm kurz von dem neuen Informationsstand.
    „Haltet euch doch mal in der Nähe des Fabrikgeländes auf“, wies Lindt die Beiden an, „vielleicht kommt ja dieser Tankwagen aus dem Werksgelände rausgefahren. Die Verkehrsüberwachung hat ihn seit gestern Abend noch nicht wieder auf den Monitor gehabt.“
     
    Er selbst nahm sich vor, bei der Stadtverwaltung Erkundigungen über die Arbeit von Alfred Burgbacher einzuziehen.
    „Wen rufe ich in dem Fall am besten an, damit es nicht so auffällt?“, überlegte er. Auch wenn nach Burgbacher schon gefahndet wurde, wollte er gerade an dessen Arbeitsplatz nicht mit der Tür ins Haus fallen. Allzu schnell waren nach einem Besuch der Kripo üble Gerüchte im Umlauf, die sich auch dann hartnäckig hielten, wenn sich später herausstellte, dass an den Verdächtigungen gar nichts dran war. Ein Telefonat mit der Personalabteilung hätte vermutlich ein schnelles Ergebnis geliefert, aber Lindt wollte jede Art von Aufsehen vermeiden.
    Er suchte im Internet den Auftritt des städtischen Tiefbauamtes und fand ausgiebige Informationen über das städtische Kanalsystem und die zentrale Großkläranlage. Für nahezu jedes Problem eines Bürgers waren kompetente Ansprechpartner genannt, meist sogar mit dem Bild des jeweiligen Sachbearbeiters. Allein ein Alfred Burgbacher schien nicht zu existieren.
    Lindt grübelte: „Vielleicht hat er ja ein Arbeitsgebiet, das den gewöhnlichen Karlsruher gar nicht betrifft. Also muss ich mir eine andere Informationsquelle suchen.“
    Er stopfte erst mal eine seiner Pfeifen, setzte sie in Brand und ging zum Fenster, um den entstandenen Qualm nach draußen abziehen zu lassen. Für späten Herbst empfand er die hereinströmende Luft als noch erstaunlich mild und er beugte sich etwas hinaus, um das am äußeren Rahmen angebrachte Thermometer abzulesen. Früher konnte man die Skala von innen erkennen, aber bei einem

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