Bucheckern
geringen Preisen, die wir für ein Essen bezahlen müssen, auch klar.“
Lindt war wieder halbwegs beruhigt und lies es sich weiter schmecken, als ihm plötzlich einfiel, dass Jan Sternberg vor ein paar Tagen beim WKD gar nichts über ›Blanco‹ herausgefunden hatte.
„Am besten kommst du nach dem Essen gleich mit in mein Büro, dann suchen wir mal“, meinte Bruno Kunz, als er ihn darauf ansprach. „Zwar nicht mein direkter Arbeitsbereich, aber wenn wir Unterlagen haben, dann finden wir was.“
Eine halbe Stunde lang suchten sie erfolglos im Computer und in der Registratur, konnten aber nichts Passendes finden. Kunz zog noch einen Kollegen hinzu, der sich auf den Bereich der Umweltdelikte spezialisiert hatte, aber auch der konnte nicht viel weiterhelfen.
„Laufende Kontrollen wie in Lebensmittelgeschäften oder bei der Gastronomie machen wir im Industriebereich nicht“, war seine Auskunft, „und wenn bisher keine strafbaren Vorkommnisse waren, haben wir vermutlich keine Unterlagen.“
Lindt wollte schon achselzuckend das Büro verlassen, als er ihm nachrief: „Halt, Oskar, mir fällt da ein, was wir noch versuchen könnten. Setz dich doch bitte noch mal. Bei der Stadtverwaltung habe ich öfter mit einem Mitarbeiter vom Umweltamt zu tun. Der bearbeitet auch das Immissionsrecht. Neulich hatten wir zum Beispiel bei einer Großküche im Hagsfelder Gewerbegebiet Beanstandungen wegen Geruchsbelästigungen. Daneben liegt ein Mercedes-Autohaus und denen haben die Essensdüfte irgendwie die Verkaufsverhandlungen beeinträchtigt.“
„Das kann ich mir direkt vorstellen!“ Lindt nahm wieder Platz. „Der Herr Direktor will zusammen mit seiner Gattin ein Cabrio aussuchen und da riecht es nach Pommes oder Sauerkraut. Klar, dass die dann lieber woanders weiterschauen.“
Bruno Kunz schlug in seiner Telefonkartei nach und wollte gerade die gefundene Nummer eintippen, als Lindt ihn unterbrach: „Moment noch, wart mal kurz. Bei ›Blanco‹ stinkt es auch manchmal. Die Kleingärtner aus der Anlage dort in der Nähe haben uns das berichtet. Es stinkt zwar nur bei Ostwind und wonach, das konnten uns niemand so recht sagen, aber Tatsache ist, dass es irgendwelche Gerüche gibt.“
„Das wäre doch schon mal ein Anknüpfungspunkt, um beim Umweltamt nachzufragen.“ Kunz war beruhigt, einen konkreten Grund für seinen Anruf zu haben und nahm den Hörer wieder in die Hand. Er schilderte dem Sachbearbeiter, der sich am anderen Ende der Leitung meldete, kurz den Sachverhalt.
„Ja, die Leute der Kleingartenanlage haben bei uns angerufen ... Nein, nicht direkt beschwert, es war mehr eine Anfrage ... Ach so, das Gewerbeaufsichtsamt hat die Abluftanlagen erst vor kurzem neu abgenommen ... Ja, ich weiß schon, Luftmessungen sind sehr schwierig und teuer und wenn der Geruch nicht dauernd auftritt ... Wie meinen Sie? ... Das Regierungspräsidium müsste so etwas erst anordnen ...“
Kunz legte seine Stirn in tiefe Falten und begann, mit den Augen zu rollen.
Lindt schrieb schnell das Wort ›Kläranlage‹ auf einen Notizzettel und schob ihn Kunz über den Schreibtisch hinweg zu.
„Vielleicht kommen die Belästigungen ja auch aus der Werkskläranlage ... Ach, da sind Sie gar nicht zuständig ...“
Kunz schaltete den Lautsprecher ein, um Lindt mithören zu lassen.
„Nein, das bearbeitet mein Kollege Burgbacher, der hat sich darauf spezialisiert, aber der ist momentan nicht da. Krank oder Urlaub ... weiß ich nicht genau, schon seit gestern.“
„Bingo!!!“, dachte Oskar Lindt, strahlte, weil sich sein Verdacht mehr und mehr bewahrheitete, aber Bruno Kunz bohrte weiter: „Hätten Sie denn Zugang zu den Akten, dann könnten wir vielleicht herausfinden, ob die Kläranlage schon mal wegen auftretenden Gerüchen überprüft worden ist.“
Einen kurzen Moment lang war Stille in der Leitung.
„Hm, das ist nicht ganz so einfach ... Ich weiß zwar schon, wo mein Kollege Burgbacher die Vorgänge ablegt und wir vertreten uns hier im Amt auch gegenseitig ... aber ich habe momentan fast keine Zeit, um intensiv zu suchen. Hätte das nicht Zeit, bis er wieder da ist?“
Kunz erfand schnell eine Ausrede, er müsste bald für einige Wochen in Kur und wollte auf die Anfrage der Kleingärtner wenigstens noch eine Antwort geben: „Wegen der Bürgernähe halt ...“
Widerstrebend willigte der Beamte vom Umweltamt ein: „Also gut, könnten Sie denn herkommen? Dann lege ich Ihnen die Ordner raus – nachlesen müssten Sie dann aber
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