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Buddenbrooks

Buddenbrooks

Titel: Buddenbrooks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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schweren Pelze, der vorne offen stand und einen grüngelben, faserigen und durablen englischen Winteranzug sehen ließ, war eine großstädtische Figur, ein imposanter Börsentypus. Er war so außerordentlich fett, daß nicht nur sein Kinn, sondern sein ganzes Untergesicht doppelt war, was der kurz gehaltene, blonde Vollbart nicht verhüllte, ja, daß die geschorene Haut seiner Schädeldecke bei gewissen Bewegungen der Stirn und der Augenbrauen dicke Falten warf. Seine Nase lag platter als jemals auf der Oberlippe und atmete mühsam in den Schnurrbart hinein; dann und wann aber mußte der Mund ihr zur Hülfe kommen, indem er sich zu einem ergiebigen Atemzuge öffnete. Und das war noch immer mit einem gelinde schmatzenden Geräusch verbunden, hervorgerufen durch ein allmähliches Loslösen der Zunge vom Oberkiefer und vom Schlunde.
    Frau Permaneder verfärbte sich, als sie dieses altbekannte Geräusch vernahm. Eine Vision von Citronensemmeln mit Trüffelwurst und von Straßburger Gänseleberpastete suchte sie heim dabei und hätte beinahe für einen Augenblick die steinerne Würde ihrer Haltung erschüttert … Das Trauerhäubchen auf dem glattgescheitelten Haar, in einem vortrefflich sitzenden schwarzen Kleid, dessen Rock mit Volants bis oben hinauf besetzt war, saß sie mit gekreuzten Armen und etwas emporgezogenen Schultern auf dem Sofa und richtete noch beim Eintritt der beiden Herren eine gleichgültige und ruhevolle Bemerkung an ihren Bruder, den Senator, der es nicht hätte verantworten können, sie in dieser Stunde im Stiche zu lassen … Sie blieb auch noch sitzen, während der Senator, der den Gästen bis zur Mitte des Zimmers entgegengeschritten war, eine herzliche Begrüßung mit dem Makler Gosch und eine korrekt höfliche mit dem Konsul tauschte, erhob sich dann auch ihrerseits, vollführte eine gemessene Verbeugung vor Beiden zugleich und beteiligte sich dann ohne jedweden Übereifer {663} mit Wort und Hand an den Aufforderungen ihres Bruders, gefälligst Platz zu nehmen. Übrigens hielt sie hierbei vor unberührter Gleichgültigkeit ihre Augen beinahe ganz geschlossen.
    Während man sich setzte und im Verlaufe der ersten darauf folgenden Minuten sprachen abwechselnd der Konsul und der Makler. Herr Gosch bat mit abstoßend falscher Demut, hinter der Allen sichtbar die Tücke lauerte, gütigst die Störung zu entschuldigen, doch hege Herr Konsul Hagenström den Wunsch, einen Rundgang durch die Räumlichkeiten des Hauses zu thun, da er eventuell als Käufer darauf reflektiere … Und dann wiederholte der Konsul mit einer Stimme, die Frau Permaneder wiederum an belegte Citronensemmeln gemahnte, das Selbe noch einmal in anderen Worten. Ja, in der That, der Gedanke sei ihm gekommen und er sei schnell zum Wunsche geworden, den er sich und den Seinen erfüllen zu können hoffe, gesetzt, daß nicht Herr Gosch ein gar zu gutes Geschäft dabei zu machen beabsichtige, ha, ha! … nun, er zweifle nicht, daß sich die Angelegenheit zur allseitigen Zufriedenheit werde ordnen lassen.
    Sein Gehaben war frei, sorglos, behaglich und weltmännisch, was seinen Eindruck auf Frau Permaneder nicht verfehlte, besonders da er aus Courtoisie sich mit seinen Worten fast immer an sie wandte. Er ließ sich sogar darauf ein, seinen Wunsch in beinahe entschuldigendem Ton ausführlich zu begründen. »Raum! Mehr Raum!« sagte er. »Mein Haus in der Sandstraße … Sie glauben es nicht, gnädige Frau, und Sie, Herr Senator … es wird uns effektiv zu eng, wir können uns manchmal nicht mehr darin rühren. Ich rede nicht einmal von Gesellschaft … bewahre. Es ist effektiv nur die Familie nötig, Huneus', Möllendorpfs, die Angehörigen meines Bruders Moritz … und wir befinden uns effektiv wie die Heringe. Also warum – nicht wahr?«
    {664} Er sprach in dem Tone einer leichten Entrüstung, mit einem Ausdruck und mit Handbewegungen, welche besagten: Sie werden das einsehen … ich brauche mir das nicht gefallen zu lassen … ich wäre ja dumm … da es doch, Gott sei Dank, am Nötigsten nicht fehlt, der Sache abzuhelfen …
    »Nun habe ich warten wollen«, fuhr er fort, »ich habe warten wollen, bis Zerline und Bob ein Haus gebrauchen würden, um ihnen erst dann das meine abzutreten und mich nach etwas Größerem umzuthun; aber … Sie wissen«, unterbrach er sich, »daß meine Tochter Zerline und Bob, der Älteste meines Bruders, des Staatsanwaltes, seit langen Jahren verlobt sind … Die Hochzeit soll nun nicht allzu

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