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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
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Mitgefühl. Wir benutzen die armen Leute nur, um bessere Noten zu bekommen.«
    Was überhaupt nicht stimmte. Ich benutzte sie auch, um zu vermeiden, einem Elternteil Respekt zollen zu müssen. Um ein Date zu haben, das nichts kostete.
    Â»Daran habe ich auch gedacht, Woody, aber dann kam mir der Gedanke: Wie kann es unmoralisch sein, Menschen etwas zu essen zu geben? Richtig handeln ist richtig handeln.«
    Â»Ist das eine Art Zen-Spruch?«
    Â»Auf jeden Fall!«
    Sie seufzte. »Okay, San. Wie wär’s da mit: Wir machen beides, Basketball und Suppenküche. Dann kriegen wir ganz bestimmt Supernoten. Oder geh ich dir schon auf die Nerven? Peter meint, ich bin manchmal zu aufdringlich und …«
    Grrr. Was war bloß los mit diesem Typen? Ich wusste nur, dass Peter und Woody manchmal zusammen im Auto mitgenommen wurden, dass er eine hervorragende rechte Führhand hatte und seine Initialen nicht ELL waren. »Nein, schon okay. Echt. Es ist toll, meine ich. Super. Aber ich bin eine Null in Basketball.«
    Â»Ich weiß, ich hab’s gesehen!«
    Â»Und wenn ich mich nicht verbe-«
    Â»Du wirst dich verbessern, San. Du wirst. Vertrau dich mir an! Und der Macht oder was auch immer.«
    Â»Woody, die Macht ist eigentlich kein Zen-Begriff, sondern aus Star Wars .«
    Â»Ja, ich weiß. Es war ein Witz. Falls ›vertrau dich mir an‹ zu mächtig geklungen hat oder was.«
    Â»Nein, es hat nicht zu mächtig geklungen.« Ich atmete tief ein und langsam wieder aus. Jetzt die große Frage: »Hätte es denn mächtig klingen sollen?«
    Sie sah zur Seite. »Hättest du das gewollt?«
    Meine Güte. Das konnte ja ewig so weitergehen. Oder bis ich einen Herzinfarkt bekam. Außerdem würden wir wieder zu spät kommen und Woodys Herz gehörte ohnehin ELL – was hatte das Ganze also für einen Sinn? »Ich versuche, keine … ähm … irdischen Bindungen zu kultivieren. Buddha hat gesagt, dass das Loslösen von irdischen Bindungen der Schlüssel zum Frieden und zur Erleuchtung ist.«
    Woody drehte ihren Kopf so heftig weg, dass sie mich überhaupt nicht mehr ansehen konnte, und ich hörte ein künstlich klingendes Lachen. »Richtig. Natürlich. Komm, gehen wir, San. Wir kommen zu spät.« Als ich mich von meinem Fels erhob, schaute sie mich wieder an. »San, du hast Schnee in den Haaren.« Sie wischte ihn weg und zog dann die Finger so schnell zurück, als würden meine Augenbrauen brennen.
    Ehrlich gesagt, so fühlte es sich auch an.
    Als wir in die Schule trotteten, schwebten seltsame Schwingungen um uns herum. Zu spät kamen wir sowieso. Ich schwöre, wenn ich jemals ein Buch schreiben sollte, werde ich es Zen in der Kunst, Mädchen beinahe abzuschleppen und das dann ohne guten Grund für immer zu vermasseln nennen.
    Ich begleitete Woody zu ihrem Klassenzimmer, aber wir waren nicht wirklich zusammen – nur zwei Leute, die nebeneinander einen hässlichen grünen Flur entlanggingen. An ihrem Schließfach winkte sie mir kaum merklich zu, und ich winkte kaum merklich zurück. Nichts war mehr wie in der Blütezeit unserer Beziehung, eine Viertelstunde zuvor.
    Kennt ihr die blöden dreieckigen Fußballdinger, die Sechstklässler aus Aluminiumfolie basteln, um sie in der Mittagspause über den Esstisch schnippen zu können? So eins lag auf dem Fußboden im Flur. Ich kickte es immer und immer wieder bis zu meinem Spind. Zum Glück verletzte ich mir nicht die Zehen – Sandalen sind nicht das traditionelle Schuhwerk von Kickern –, aber es fühlte sich gut an, nach irgendetwas heftig zu treten.
    Ich öffnete mein Schließfach, das ein richtiges Zen-Schließfach war: nichts drin außer drei Schulbüchern, alle mit ordentlichem Schutzumschlag versehen. Ich bin eigentlich nicht ordentlich, aber nichts zu besitzen, entrümpelt das Leben eines Jungen. Ich hängte meine Jacke auf und nahm die Bücher raus. Dabei fiel ein Zettel vom obersten Buch. Jemand musste ihn durch einen der schmalen Lüftungsschlitze in der Tür geschoben haben. Der dicke, teure Briefbogen von der Art, die mein Vater immer benutzt hatte, um jedes Mal, wenn wir umzogen, seinen Lebenslauf neu darauf drucken zu lassen, war viermal gefaltet. Auf diesen Zettel hatte jemand mit einer eckigen, pseudo-asiatischen Schrift Folgendes geschrieben:
    Der Zweck des Zen ist die

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