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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
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Freund San Lee gekommen. Wir wollen bei der Essensausgabe helfen. Ähm … für ein Schulprojekt. Geht das?«
    Schwester Mary Clare musterte mich von Kopf bis Fuß. »Na, kleidungsmäßig ist er ja nicht gerade tipptopp, aber unser Herr und Heiland war das auch nicht. Kannst du Geschirr spülen, Stanley?«
    Â»Ich heiße San Lee.«
    Â»Richtig, Stanley, das hab ich gesagt.«
    Â»Nein, ich –«
    Emily, früher auch unter dem Künstlernamen Woody bekannt, trat mir auf den Fuß und schnitt mir damit das Wort ab. »Ja, San ist ein hervorragender Geschirrspüler. Er ist schnell und gründlich. Der Trick daran ist schließlich, sich nicht zu sehr an eine Schüssel zu binden – man muss sich immer schnell der nächsten zuwenden, ohne Gefühle. Das ist Sans Spezialität.«
    Autsch. Miss ELL hatte gut reden. Von wegen sich von Schüssel zu Schüssel bewegen. Ich hatte allerdings keine Zeit, darauf zu reagieren, weil im selben Augenblick Mildred Romberger mit einem Stück Käse aus einer Tür geschossen kam, auf der SPEISEKAMMER stand. »Siehst du?«, lachte sie gackernd. » Du bist die Senile, Mary Clare! Du hast behauptet, wir hätten keinen Parmesan mehr, aber hier ist er! Jetzt können wir mit der Butter, die wir angeblich auch nicht haben, gutes Knoblauch-Käsebrot machen. Oh, hallo, San! Wie geht es meinem liebsten Zen-Schüler heute?«
    Wo war ich hier? In der Suppenküche oder im Altersheim? Und würde Mildred mich verraten? Ich musste das Thema wechseln. »Danke, mir geht’s bestens. Ich bin hier, um Geschirr zu spülen. Aber ich frage mich … ähm … Bitte, nehmen Sie es mir nicht übel, aber helfen hier nicht auch ein paar … äh … jüngere Leute aus?«
    Schwester Mary Clare beantwortete die Frage: »Also, Stanley, viel zu viele Jugendliche scheinen zu beschäftigt zu sein, um an andere Menschen zu denken. Im Gegensatz zu deiner Freundin Emily hier. Als sie letztes Jahr mit ihrer ersten Spende zu mir kam, dachte ich: ›Das wird nicht noch einmal passieren. Sie ist bestimmt nur eins von den reichen Mädchen, die sich gut fühlen wollen.‹ Aber dann tauchte sie im folgenden Monat wieder auf, und im Monat danach und immer wieder – dreizehn Monate lang bis jetzt. Unsere Emily ist was Besonderes. Seid ihr beide ein Paar, Stan? Wenn ja, werden wir versuchen, euch in der Abspülecke nicht zu lange allein zu lassen, was, Mildred?«
    Darauf brüllten die beiden Oldies vor Lachen. Oh, mein Gott! Oder besser: Oh, meine Buddhas! Dies konnte der erste Fall seit Beginn der Geschichtsschreibung sein, in dem eine Nonne und eine Bibliothekarin versuchen, zwischen einem falschen Buddhisten und der Folk singenden Tochter eines Zahnarztes in der heißen Spülecke einer Suppenküche ein Date zu arrangieren. Nur schade, dass sie nicht wussten, dass Emilys Herz bereits dem geheimnisvollen ELL gehörte. Oder dass ich für meine gefühlsmäßige Distanz und meine fehlenden irdischen Sehnsüchte berühmt war. Alles, was in der Spülkammer geschähe, wäre die Reinigung von Geschirr.
    Mist.
    Schwester Mary Clare führte uns schnell durch den Speisesaal, die Speisekammer und die Hauptküche. Dann schubste sie uns in den hinteren Teil der Küche, gab uns Schürzen und Gummihandschuhe und zeigte uns, was ein Tellerwäscher zu tun hat. Zuerst kamen auf einem Fließband vor uns riesige Tabletts durch ein kleines Fenster. Wenn ein Tablett über dem enorm großen Spülbecken war, hielten wir das Fließband an, packten so was wie einen Duschhalter und besprühten das Geschirr auf dem Tablett mit dem superheißen Wasser der Dusche. Als Nächstes setzten wir das Fließband wieder in Gang, manövrierten das Tablett in einen Edelstahlkasten und drückten auf den SPÜL-Hebel, der einen fünfminütigen Zyklus startete, um das Geschirr richtig sauber zu bekommen. Am Schluss riss man den Hebel wieder hoch, wartete auf grünes Licht neben dem Kasten, setzte das Fließband wieder in Gang und schob das nächste Tablett an seinen Platz.
    Es klang einfach, allerdings nur, solange die Action noch nicht begonnen hatte. Zum Beispiel kamen drei Tabletts auf einmal und waren mit ekligen, schmierigen Platten, Tellern, Schüsseln und Besteck voll beladen. Das Besteck sollte aber separat gespült werden. Also musste einer

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