Buddha-Boy
antworten?«
»Also â¦Â«
»Bitte? Es dauert nur eine Minute.«
»Na, dann mach schon. Ich sehe, die Götter des Lehrplans sind heute gegen mich.«
»Hört mal her! Zen ist überhaupt nicht so, wie Peter die Sache beschrieben hat. Es hat nicht viel mit Ãbernatürlichem zu tun. Es geht darum, im Alltäglichen Weisheit zu finden. Es gibt eine berühmte Zen-Geschichte.
Ein Mönch sagte zu Joshua: âºIch bin gerade in das Kloster eingetreten. Bitte unterrichte mich.â¹
Joshua fragte: âºHast du deinen Reisbrei gegessen?â¹
Der Mönch erwiderte: âºIch habe ihn gegessen.â¹
Joshua sagte: âºDann wäschst du jetzt besser deine Schale aus.â¹
In diesem Augenblick war der Mönch erleuchtet.«
Ich schwieg kurz.
»Versteht ihr? Niemand sucht ein magisches neues Oberhaupt. Nur eine neue Art des Sehens.«
Mr Dowd sagte: »Danke für diese äuÃerst passende Geschichte, San. Und jetzt hoffe ich, dass wir etwas für den Unterricht tun können. Ihr wisst schon â Notizen machen, leere Zeilen füllen.«
Ich wünschte nur, dass mir jemand helfen würde, die leeren Zeilen meines Lebens zu füllen. Aber ich nahm wie alle anderen mein Heft heraus.
In den nächsten Tagen versuchte ich, in Deckung zu bleiben, sowohl zu Hause als auch in der Schule. Ich machte alle meine Hausaufgaben, las in einer Nacht das Tao von Pu durch, meldete mich nicht im Unterricht und vermied es, mit meiner Mutter oder Woody allein zu sein. Oder mit Peter. Oder Mr Dowd. Oder sonst wem.
AuÃer in der Sporthalle. Woody und ich trainierten wie verrückt. Bis jetzt brachte unser groÃes Zen-Experiment aber noch keine sichtbaren Erfolge. Und das Ende der Zeit, die bewertet würde, rückte näher, auch wenn ich keine Freiwürfe schaffte. Ich sagte Woody, dass sich Zen-Bogenschützen nie Gedanken über ihre Treffsicherheit machen. Sie kriegen zuerst die Form perfekt hin, anschlieÃend kommt die Treffsicherheit ganz automatisch. Aber sie meinte, Zen-Bogenschützen üben den Sport ja auch nicht aus, um für ein wichtiges Projekt eine gute Note zu kriegen.
Toll. Der Druck, der jetzt auf mir lag, würde meine Treffsicherheit bestimmt verbessern!
Am Dienstag nach der Krise mit meiner Mutter, weil ich den Anruf meines Vaters verpasst hatte, gingen Woody und ich aufs Spielfeld.
Plötzlich tauchte Peter auf. »Wetten, dass du mich beim Werfen nicht schlagen kannst, Buddha?«
Ich lächelte ihn an. »Wetten, dass du Recht hast, Peter? Du bist ein klasse Basketballer.«
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das nicht die gewünschte Antwort war. »Du hast bloà Angst, die Wette anzunehmen«, sagte er gehässig.
Womit er gar nicht Unrecht hatte. Ich wollte das gerade zugeben, als Woody mir zuflüsterte: »Tuâs!«
Ich murmelte: »Warum? Du weiÃt doch, dass mich dein Bruder fertigmacht.«
Sie zischte zurück: »STIEFbruder, San. STIEFbruder! Und er macht dich nicht fertig. Du hast doch unheimlich viel trainiert. Wenn du ihn vor den anderen schlägst, kriegen wir auf jeden Fall eine gute Note.«
Mehr war ich nicht für sie? Nur eine Note? Ich wette, ELL hätte sie nicht gezwungen, sich wegen eines Projekts vor der ganzen Klasse zu blamieren. Andererseits war ELL wahrscheinlich sowieso die gröÃte Sportskanone.
Vielleicht sollte ich mich doch an die Linie stellen , dachte ich. Natürlich wäre es totaler Verrat am ganzen Zen-Gedanken, wenn ich mich dazu anstacheln lieÃe, aus rein egoistischen Gründen zu werfen. Aber Woody will, dass ich es tu. AuÃerdem hat sie vielleicht Recht. Vielleicht kann ich Peter schlagen. Ja, ja. Und vielleicht war der amerikanische Einmarsch im Irak eine glänzende Idee .
Aber Woody schaute zu und das war schlieÃlich alles, was zählte. Ich trat vor. »Sag du, wie wirâs machen, Peter!«
»Okay, Buddha. Jeder kriegt zehn Freiwürfe. Wer die meisten Bälle versenkt, gewinnt. Wenn es unentschieden ausgeht, werfen wir nacheinander von der Drei-Punkte-Linie, bis einer danebenwirft. Du fängst an!«
Ihr wisst doch, wie Haie, wenn sie Blut im Wasser riechen, von weit her in Scharen angeschwommen kommen. So war es jetzt, nur dass die Klasse der Haifischschwarm und ich der blutige Ködereimer war. Während sich alle herandrängten und uns in dieser kochenden See fieberhafter, menschenfressender Aufregung
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