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Buddha-Boy

Buddha-Boy

Titel: Buddha-Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Sonnenblick
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senkten, musste ich meine ganze Willenskraft zusammennehmen, um das Zeug nicht auf den Teller zurückzuwürgen.
    Zu allem Unglück war es ein dicker Wrap. Er enthielt die obligatorischen Sprossen, die in meinem Mund zerplatzten und eine faulige, mit Schmutz gewürzte Flüssigkeit ausschieden. Die Tortilla selbst schmeckte wie das abscheuliche Ergebnis einer Vermählung von Möhren und Spinat. Es war auch noch etwas Schlüpfriges und unsagbar Schwammiges drin. Tofu? Ein flaumiger Pilz? Und das Ganze badete in einer schauderhaften Soße, die wie monatealte Mayonnaise schmeckte, vom räudigen Fell einer toten Katze geschleckt. Mit Knoblauch.
    Und wisst ihr was? Ich verdrückte alles bis auf den letzten Krümel.
    Bis mir einfiel, dass ich ja auch nur den Krautsalat hätte essen können.

Von
Angesicht zu Angesicht, von Zehe zu Zehe
    Am nächsten Morgen konnte ich immer noch den Sprossen-Knoblauch-Horror schmecken – selbst nach zweimaligem Zähneputzen, dem Verschlingen einer Riesenportion Cap’n Crunch, nochmaligem Putzen und Herunterkippen von so viel Mundwasser, dass man ein Dixiklo damit hätte desinfizieren können. Irgendeine Ahnung, wie schwer Meditieren fällt, wenn der Mund ein vegetarisches Katastrophengebiet ist?
    Andererseits bin ich San Lee. Wenn weder Kälte, Regen, Armut und Tragödie meine Konzentration ruinieren konnten, schaffte das auch ein Sandwich aus toten Pflanzen nicht. Inzwischen war das Zazen-Sitzen merkwürdigerweise bequem geworden. Die kleine Kuhle im Fels, in der das Ende meines Rückens ruhte, fühlte sich an wie ein Lieblingssessel. Als Woody zur Schule kam, stellte sie fest, dass ich gerade geistig abdriftete. Ich hatte wohl bereits so ungefähr drei Viertel der Strecke zum Nirvana zurückgelegt und näherte mich ihm mit Spitzengeschwindigkeit, als Woody vor mir aufstampfte.
    Â»Hach«, stöhnte sie. »Ich hasse ihn!«
    Â»Und dir auch einen guten Morgen, Partnerin. Wovon redest du?«
    Â»Von meinem Bruder, diesem Idioten!«
    Ich konnte es nicht lassen. »Du meinst STIEFbruder.«
    Sie funkelte mich an. »Du verstehst das nicht, San! Er und seine blöde Mutter. Sie zerstören mein Leben!«
    Â»Okay, Woody, beruhige dich! Was ist passiert?«
    Notiz an mich: Dem Mädchen, das du magst, nie sagen, dass es sich beruhigen soll.
    Â»Was passiert ist? WAS PASSIERT IST? Ich sag dir, was passiert ist: Peter hat meiner Mutter gepetzt, dass wir miteinander gehen.«
    Wow, war es heiß hier draußen oder war nur mir heiß? Ȁh, tun wir das?«
    Â»Wohl kaum, San. Irdische Bindungen, oder? Aber darum geht es gar nicht. Die Sache ist die: Meine böse Stiefmutter will nicht, dass ich jeden Mittwoch unbeaufsichtigt mit dir zusammen bin. Und deshalb hat sie bestimmt, dass ich nicht mehr mit dir zur Suppenküche darf.«
    Â»Aber wir sind doch gar nicht unbeaufsichtigt! Wir sind in einem Haus mit ungefähr dreihundert Leuten. Und unser Boss ist eine NONNE! Was stellt sie sich denn vor? Dass wir vor der guten Mutter Teresa züngeln?«
    Züngeln? Hatte ich wirklich gerade züngeln gesagt?
    Woody schnaufte und wurde vielleicht sogar ein bisschen rot. »Ich weiß. Aber meine Eltern sind total irre, wenn es darum geht, mich vor Jungs zu schützen, bis ich neunundzwanzig bin.«
    Â»Kannst du Peter nicht überreden, ihr zu sagen, dass er sich getäuscht hat? Sollen wir gleich mal mit ihm sprechen? So kindisch kann er doch nicht sein.«
    Â»Klar können wir mit ihm reden«, sagte Woody. »Aber er ist a) schon ganz früh in die Schule gegangen, weil er angeblich was Wichtiges zu erledigen hat, b) unglaublich kindisch und c) voll Hass auf uns beide und deshalb begeistert, dass ich wegen ihm Ärger mit seiner Mutter bekommen habe.«
    Â»Oh.«
    Woody starrte auf ihre Füße, mit denen sie im eisigen Gras herumwischte.
    Â»Warum hasst Peter dich eigentlich?«
    Â»Ach, das ist eine lange Geschichte. Er denkt, mein Vater hat die Ehe seiner Eltern zerstört.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil mein Vater die Ehe seiner Eltern zerstört hat.«
    Â»Aber was hat das mit dir zu tun?«
    Â»Nichts. Außer dass sich seine Mutter für eine Weile große Mühe gab, meine Freundin zu sein, und sich Peter geweigert hat, mit meinem Vater Zeit zu verbringen. Also wurde Peter in der sechsten Klasse ein halbes Jahr lang ziemlich vernachlässigt. Wofür ich

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