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Büchners Braut: Roman (German Edition)

Büchners Braut: Roman (German Edition)

Titel: Büchners Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Klepper
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einzige Geruch, der den Vater auf der Stelle rührselig werden ließ.
    Ich sage euch, das ist der Geruch der Kindheit. Und so viele Poststationen ich auch im Leben gerochen habe, nur im »Cour du Corbeau« riecht es nach Zuhause.
    Kleider und Wäsche wurden gefaltet, sorgfältig in Kisten gelegt. Pass auf, Minna, so macht man das, und hier keine Kanten überstehen lassen.
    Herrje, noch zwei Kisten, rief der Vater von oben. Ich brauche noch Kisten für die Bücher.
    Jacques-Jules holperte mit seinem Steckenpferd durch die Räume. Ich reite nach Straßburg! Straßburg!
    In der leeren Wohnung hinterließ das Schleifen des Stockes über den Holzdielen ein lautes Grollen.Der Kreislauf in Barr war aufgebrochen. Minna war ihm entkommen. Straßburg würde einen neuen öffnen. Eine Zeitlang. Wie lange?
    Am 11. September 1826 wurde Jaeglé als dritter Pastor in St.-Guillaume in Straßburg eingeführt.

November 1831, Straßburg
    Georg Büchner kam als Logiergast zu den Jaeglés, als Student, der Unterkunft brauchte. Am 2. November 1831 war er abends in Straßburg eingetroffen. Im Finstern stand er auf der Place Broglie, gegenüber dem Rathaus, und erwartete Edouard Reuss. Das war der Cousin seiner Mutter, gerade mal neun Jahre älter als er selbst, doch bereits Privatdozent am Protestantischen Seminar. Mit Edouard fuhr Georg an diesem Abend hinaus zum Neuhof der Familie Reuss, eine halbe Stunde vor der Stadt gelegen. Es war ausgemacht, dass Georg am nächsten Tag bei den Jaeglés einziehen konnte. Also fuhren sie früh zurück nach Straßburg, und da Edouard eine Vorlesung zu halten hatte, wollte er Georg solange im »Café Kamm« absetzen.
    Dort werde ich demnächst das »Casino théologique et littéraire« etablieren. Du hast im Café Lektüre zur Auswahl, meinte Edouard. Zerstreue dich damit, dich treibt ja noch nichts, und gegen Mittag gehen wir zusammen in die Wilhelmergasse zu Jaeglés.
    Georg setzte sein gereiztes Gesicht auf. Zu nervös war er, um lesend zwei Stunden auf Edouard zu warten. Jetzt wollte er dies erledigt haben, die Sache mit dem Logis, jetzt wollte er sehen, wo er sich einrichten konnte.
    Nein, hielt er bestimmt Edouard entgegen. Nein, nein, ich entschuldige dich bei Jaeglés, und du kommst dann Mittag nach.
    Die Umstände, mit Koffer und Reisetasche jetzt erstins Café zu gehen – nein, Georgs Bestimmtheit ließ keinen Zweifel. Kurz und bündig wollte er eine Auskunft über den Weg in die Wilhelmergasse, bestellte einen Fuhrmann für das Gepäck und ging selbst zu Fuß.
    Straßburg sehen, eine richtige Stadt, die nichts gemein hatte mit diesem Regierungsbeamtendorf, das sich Darmstadt nannte. Er blickte in die Seitengassen, endlich über die Domstraße zum Münster hinunter. Da stand er, der Turm, der höchste, ganze 142 Meter, ich komme, dachte Georg, ich komme ganz hinauf und werde sehen!
    Bonjour, Citoyens, wollte er am liebsten allen zurufen. Franzosen, ihr habt euren »Bürgerkönig«, der schickt sich an, meineidig zu werden. Passt auf! Georg stippte mit dem Spazierstockknauf seinen Zylinder an, der tief in den Nacken rutschte. Das Bürgertum und die Großbourgeoisie dirigierten ihren König, und für das Proletariat entpuppte sich der glorreiche Tag im Juli letzten Jahres als Tag der Geprellten.
    Jetzt durch Gassen hinunter zum Palais Rohan, ein kleiner Umweg, was macht es schon, hinunter zur Ill. Es riecht brenzlig in Frankreich, und wie wenig ist in den Gesichtern der Leute zu sehen. Noch vor wenigen Wochen die »Emeute des Boeufs«. Während dieses Aufstandes wurden die Zollhäuser zerschlagen, er endete mit der gewaltsamen Befreiung des Viehmarktes, worauf der liberale Polizeipräfekt abberufen wurde, der es gewagt hatte, das Volk zu einer Bittschrift an den König zu ermuntern. Frankreich, pass auf!
    Kurz vor den Schiffsleutstaden lag die Wilhelmerbrücke, dahinter war schon die Wilhelmskirche zu sehen, Jaeglés Pfarre.
    Straßburg, dieser deutsch-französische Suppentopf,dem mit Revolutionsfeuer eingeheizt worden war. Nun lebte man zwischen katholisch-französischem Große-Welt-Getue und protestantisch-deutschem Weltverbesserungsgeist.
    Gut, gut, ich werde mich einfügen, dachte Georg. Ich werde aus jeder Komödie das Meinige herausziehen.
    Er stand kurz vor der Tür in der Rue St.-Guillaume, oder Wilhelmergasse, wie man’s gerade wollte. Herrgott! Was denk ich! Dabei soll man sich ordentlich vorstellen.
    Er nahm den eisernen Türklopfer, schlug an, sah sich um. Er wartete, wandte sich

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