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Büchners Braut: Roman (German Edition)

Büchners Braut: Roman (German Edition)

Titel: Büchners Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Klepper
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zusammen einschreiben, sobald Georg alle Papiere beisammen hatte. Nur keine Eile, sagte Eugène, erst lassen wir noch die Ansprachen am Montag über uns ergehen. Dann beginnt das Medizinstudium!
    Und zunächst noch der Streuselkuchen bei Jaeglés. Sonntags. Edouard Reuss war auch gekommen mit einem seiner Schüler, August Stoeber. Eine Tante Minnas war mit ihrer kleinen Tochter erschienen. Boeckel kam mit seinem Vater. Die alten Herren saßen mit der Tante zusammen, die kleine Cousine sagte kaum ein Wort, ungefragt schon gar nicht. Lucius hielt sich an Louis-Théodore und Büchner. Von seinem Tisch aus sah Georghinüber zum Kanapee, auf dem sich Eugène neben Minna platziert hatte. Auf unbestimmte Art empfand Georg seinen Stuhl als unbequem. Minna plauderte dort drüben angeregt mit seinem neuen Bekannten. Eine häusliche Selbstverständlichkeit lag über der Szene, von den Vätern zweifellos goutiert. Jetzt zog Minna die Füße hoch auf das Kanapee, lehnte sich bequem zurecht. Eugène, ganz Gentleman, hielt mit seinem Kuchenteller in der Hand den gerade nötigen Abstand, auf den Lippen den Eifer vertrauter Geschwätzigkeit.
    Unserem Freund Boeckel sind Sie also schon begegnet. Formidabel der Mann, nicht wahr, sagte Louis-Théodore unvermittelt. Gerade hatte er noch bildreich von der Zukunft der Chemie geschwärmt.
    Um ehrlich zu sein, Büchner, bei zweien von drei Begegnungen mit ihm bin ich überfordert, oder unterfordert, wie immer man es sieht.
    Hm, machte Georg. Ich meine, seine Burschikosität kann trübe Stimmung vertreiben. Zuweilen schätze ich dies an andren. Ist er oft hier im Haus?
    Nun ja, er ist so etwas wie ein Freund der Familie. Unsere Väter … Sie wissen schon.
    Ja, ja. Aber vor allem schätze ich an ihm, dass er die trockengelegten Sümpfe der Theologie gegen das lebendige Studium der Medizin eingetauscht hat.
    Ha, trockengelegte Sümpfe! Sehr gut, Büchner.
    Tja, wo soll in der Theologie noch das Wasser zu finden sein, das den Geist frisch aufblühen lässt?
    Warum saß Minna so weit weg von ihm? Konnte sie ihn hören? Und wenn, war sie ganz von Eugène eingenommen?
    Der junge Lucius hörte mit roten Backen zu, die Augenlachten vor Begeisterung. Richtig zu lachen getraute er sich nicht.
    Hör uns ruhig zu, sagte Georg, so lernst du noch was dazu.
    Verderben Sie ihn nicht, Büchner.
    Viele Meinungen zu hören schärft das eigene Urteil. Das kann nicht verderben.
    Auf einmal hatte er kaum noch Lust, sich zu unterhalten. Ein Zustand, der ihn öfters in größerer Gesellschaft befiel. Jetzt gehen können, die dicke Luft verlassen. Die Brust wurde eng. Louis-Théodores Worte, und hier Lucius’ große Augen, dort Edouards weiche Stimme, dazu die fremde Tante, das stille Mädchen, die zwei alten Pastoren.
    Eugène, hörte er Minna sagen, denn seine Ohren suchten ihre Richtung.
    Eugène, sagte Minna, Sie haben es also geschafft, nun ist es so weit. Die Medizin wartet auf Sie.
    Er antwortete: Ich muss zugeben, ich bin aufgeregt, ehrlichen Herzens aufgeregt.
    Georg dachte, eine nette Wendung: ehrlichen Herzens aufgeregt zu sein. Jetzt, jetzt gleich wollte er dies Minna mitteilen. Einen Gedanken an sie weitergeben, ein Gespräch mit ihr. Jetzt gleich.
    Wenigstens sah sie ihn an, einen Moment nur, aber sie nahm die Füße vom Kanapee, setzte sich gerade, lachte ihm zu. Einem Gast muss man zulächeln.
    Sie kam zum Tisch. Haben Sie noch alles, meine Herren? Philipp, auch du?
    Georg wollte sagen: Die weibliche Unterhaltung fehlt. Aber das ging nicht. Weiß Gott, wenn dann die Tante gekommen wäre! Er war auch ehrlichen Herzens aufgeregt.– Minna, das müssen Sie doch sehen! Und ich bin neu in Straßburg. Alles ist für mich viel aufregender! Herrgott, was denkt man alles zusammen! – Die letzten Nächte waren zu kurz und schlaflos. Die Cafés, die Billardsalons, das Bier. Gestern zum Beispiel hatte er in der Brasserie »Zum Riesen« Ochsenzunge gegessen, dazu Rotwein und danach Bier. Die Unterhaltung mit einem Studenten, der ebenso aus Hessen stammte, war besser als das Bier, kannte der andere doch die hiesigen Verhältnisse, natürlich auch das Übel des Regierungswesens des Herrn du Thil zu Hause in Darmstadt.
    Kommen Sie am 28. ins Hotel »Zum Geist«, dort können Sie einige Köpfe der hiesigen Opposition kennenlernen, hatte der andere noch gesagt. Aber Georg überlegte, dass er in anderen Zirkeln offenere Auskünfte und Ohren finden könnte als bei einem Bankett zum Jahrestag der polnischen

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