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Buerokrankheiten

Buerokrankheiten

Titel: Buerokrankheiten
Autoren: Raymund Krauleidis
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Gerätschaften aus der Technik-Steinzeit zurück, die zwar laute, hässliche Stromfresser waren, aber wenigstens das taten, was man von ihnen verlangte.
    Ebenso nervtötend wie die modernen Fehlerproduziermaschinen sind übrigens auch die lieben Kollegen, die permanent Papierstaus verursachen, ohne die Störung zu beheben oder dem zuständigen Druckertechniker zu melden.
    Ursachen:
    Natürlich wäre es möglich, Multifunktionsdrucker zu produzieren, die dauerhaft zuverlässig funktionieren. Schließlich schießt man ja auch technisch wesentlich komplexere Satelliten ins Weltall, ohne dass sie laufend kaputt gehen. Allerdings wären dann gefühlte Millionen von Druckertechnikern auf einen Schlag arbeitslos, weshalb insbesondere die Politik kein allzu großes Interesse daran haben dürfte, die aktuelle Situation zu verändern.
    Bezüglich des Phänomens, dass die Drucker immer in entscheidenden Momenten den Dienst verweigern, geistern schon seit geraumer Zeit Theorien durch die Büroflure, wonach die Betriebssysteme der Geräte mit einem Modul versehen sein sollen, welches die Dokumente nach bestimmten Dringlichkeits-Schlagwörtern durchsucht (zum Beispiel. »Vorstand«, »zeitkritisch« oder »eilig«). Wird ein derartiger Begriff gefunden, verabschiedet sich der Drucker angeblich automatisch in den Stand-by-Modus und wirft einen zufällig generierten Fehlercode aus. Der Theorie ist vermutlich Glauben zu schenken, denn es wäre nicht das erste Mal, dass Softwareentwickler durch ihren perfiden Sinn für Humor negativ auffallen.
    Verwandte Krankheiten:
    Druckdemenz
    Behandlungsmöglichkeit:
    Papier, Stift, Kohlepapier (siehe auch Büronostalgie )
    [Krankheitsverzeichnis]
    Fäulnis, äußere
    (gr. deorrhoe, lat. transpiratose vulgaris)
    Beschreibung:
    Unkontrollierte Freisetzung von kurzen verzweigten Fettsäuremolekülen, die als Abfallprodukte der bakteriellen Zersetzung von in den apokrinen Knäueldrüsen produzierten Stoffen an der Hautoberfläche entstehen (landläufig auch »Schweißgeruch« genannt)
    Verbreitung:
    Tritt bevorzugt in Großraumbüros oder engen Besprechungsräumen auf.
    Erscheinungsformen:
    Vielfältig: von zarter Vanille (eher selten) bis hin zu Güllegeruch (eher häufig)
    Verstärkende Faktoren:
    Mangelnde Körperhygiene, fehlendes Deodorant, synthetische Kleidung, Hochsommer. Mitunter versuchen die Erkrankten, ihr Problem mit dem Auftragen von billigem Parfum zu übertünchen, was es für ihr Umfeld allerdings nicht besser macht.
    Verwandte Krankheiten:
    Beförderungslethargie, Excel-Schweiß
    Behandlungsmöglichkeit:
    Duschen
    [Krankheitsverzeichnis]
    Fäulnis, innere
    (lat. flatulentia)
    Beschreibung:
    Rektales, meist geräuschvolles Entweichen von Darmwinden infolge einer übermäßigen Anhäufung von Gär- und Faulgasen im Verdauungstrakt (landläufig auch »Blähungen« genannt)
    Verbreitung:
    Tritt bevorzugt in Großraumbüros oder engen Besprechungsräumen auf.
    Erscheinungsformen:
    Vielfältig: von Rosenblütenextrakt (eher selten) bis hin zu explodierter Kläranlage (eher häufig)
    Verstärkende Faktoren:
    Hülsenfrüchte in der Kantine, Rohkost, Kohlsuppendiät; können im schlimmsten Fall zu einer chronischen Analbronchitis führen.
    Verwandte Krankheiten:
    Toilette-Syndrom
    Behandlungsmöglichkeit:
    Fenster auf. Schnell!
    [Krankheitsverzeichnis]
    Feierzwang
    (lat. abusus spumanti)
    Beschreibung:
    Stößchen!
    Symptome:
    Das Leben ist für die an dieser Krankheit leidenden Kollegen eine einzige Party. Deshalb lassen sie auch im Büro keine Gelegenheit aus, die Korken knallen zu lassen – und passende Gelegenheiten gibt es ihrer Meinung nach massig: Seien es Geburtstage, anstehende Urlaube, beendete Urlaube, Namenstage, Geburten, Hochzeiten, Scheidungen, runde Dienstjubiläen, unrunde Dienstjubiläen, Kündigungen oder die Tatsache, dass in exakt dreihundert Tagen schon wieder Weihnachten ist. Im Endstadium der Krankheit werden sogar Nichtgeburtstage und Wochentage ohne »U« gefeiert.
    Ist schließlich ein (un-)passender Anlass gefunden, trommeln die Erkrankten weitere Infizierte zusammen, holen den am Morgen provisorisch im Kühlschrank zwischengeparkten Sekt (sowie eine Alibi-Packung Orangensaft) aus der Kaffeeküche und erklären das Gelage für eröffnet. Den Rest des Arbeitstages verbringen sie entweder im Delirium oder damit, abzuklären, wer von ihnen morgen die Runde schmeißt.

    Verwandte Krankheiten:
    Jahresabschuss,
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