Buffy - 22 - Spike & Dru
mir, zu den Pflichten, die der Rat Ihnen auferlegt
hat. Er mag in Ihren Visionen auftauchen, aber sie sind nicht die Realität.
Spike ist böse. Wenn Ihre Visionen Sie zu ihm führen, dann müssen Sie
immer zurückkommen. Sie müssen die Kraft zur Rückkehr aufbringen.«
»Ja, natürlich«, sagte Yanna abwehrend, als würden Sophies Worte sie
kränken. »Hältst du mich für eine Närrin? Spike muss sterben. Aber es kann
nicht schaden, ein einzigartiges Exemplar zu studieren. Edgar hätte
verstanden, dass ich den Drang spüre, ihn genauer unter die Lupe zu
nehmen.«
»Vermutlich«, räumte Sophie ein. Aber sie sah den nachdenklichen
Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Wächterin und war nicht überzeugt.
Obwohl keiner von ihnen besonders gut kochen konnte, machten sie
zusammen Abendessen. Eigentlich war Haversham ihr Koch, doch er und
Rubie waren noch nicht zurückgekehrt, und Sophie wollte nicht länger mit
dem Essen warten. Der Zufall wollte, dass die beiden Ratsagenten nur zehn
Minuten bevor das Essen fertig war, heimkehrten.
Der Lastwagen brummte laut, als sie ihn um das Bauernhaus herum und in
die Scheune steuerten. Als Rubie mit blassem, verkniffenem Gesicht durch
die Hintertür kam, vermutete Sophie, dass Havershams Fahrkünste für seine
Stimmung verantwortlich waren. Aber dann trat der hoch gewachsene,
elegant gekleidete Haversham selbst ein, und Sophies Augen weiteten sich.
Ihr Herz hämmerte. Havershams Gesicht drückte Entsetzen und gleichzeitig
grimmige Entschlossenheit aus.
Das Abendessen war vergessen.
»Was ist los?«, wollte Sophie wissen. »Was haben Sie erfahren?«
»Wir werden in der nächsten Zeit nicht nach England zurückkehren«,
erwiderte Rubie, während seine Augen ins Leere starrten. »Aber wir bleiben
auch nicht in Frankreich.«
Yanna stand auf und trat zu Mr. Haversham. Sie schien sich wieder völlig
gefasst zu haben, und Sophie fragte sich, ob sie vorhin nicht überreagiert
hatte, ob ihre Besorgnis wegen Yannas Visionen und ihrer zunehmenden
geistigen Abwesenheit und Niedergeschlagenheit nicht übertrieben waren.
Sie hoffte es. Und als sie sie jetzt ansah, konnte sie es fast glauben. Dies war
die Yanna, die sie kannte, direkt und selbstbewusst. Die Wächterin blieb vor
Haversham stehen und blickte zu ihm auf, um seine Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken. Vor diesem großen Mann wirkte sie ganz klein.
»Bitte, Mr. Haversham, was ist passiert? Warum wirken Sie beide so
ernst?«, fragte sie.
Haversham holte tief Luft und nickte. »Es tut mir Leid, Miss Narvik. Es
ist nur so, dass einige von ihnen meine Freunde waren, verstehen Sie?«
»Von wem reden Sie?«, drängte Yanna besorgt.
»Von den Wächtern«, erklärte Rubie.
Sophie studierte den rotgesichtigen kleinen Mann und sah, wie Zorn den
Kummer verdrängte, der ihn überwältigt hatte. Wut stieg in ihm hoch und
ließ ihn mit den Zähnen knirschen. Als er wieder sprach, zeugte seine
Stimme von einem Hass, den sie ihm niemals zugetraut hätte.
»Wir haben alle neue Aufträge bekommen«, erklärte er. »Haversham und
ich werden nach England zurückkehren. Sie beide sollen sofort nach
Amerika reisen. Dort wartet eine neue Mission auf Sie.«
»Amerika?«, wiederholte Sophie erstaunt. »Warum?«
Haversham räusperte sich. Sein Gesicht drückte noch immer Grauen und
Fassungslosigkeit aus. »Letzten Monat ist es zwei Vampiren gelungen, in
das Hauptquartier des Rates in London einzudringen und zwei seiner
Mitglieder zu ermorden. Zu jener Zeit wusste es niemand, aber es scheint,
dass sie anschließend die Liste der Nachwuchsjägerinnen kopiert haben.«
Sophie runzelte die Stirn und warf Yanna einen fragenden Blick zu.
Die Wächterin wich ihrem Blick aus, setzte aber zu einer Erklärung an.
»Der Rat verwendet große Energie darauf, jene Mädchen auf der ganzen
Welt zu identifizieren, die laut den Zeichen und Omen als potenzielle
Kandidatinnen für die Rolle der Auserwählten geeignet sind. Die
Talentiertesten von ihnen werden kontaktiert und ausgebildet, so wie ich
dich ausgebildet habe, und aus ihren Reihen wird die nächste Jägerin
ausgewählt. Du wärst überrascht, wie gut das System funktioniert.«
»Meine Nachfolgerinnen«, erwiderte Sophie auf Dänisch. »Für den Fall,
dass ich sterbe.«
Yanna nickte. »Ja. Genau so ist es.«
Die Jägerin brauchte einen Moment, um das Gehörte zu verarbeiten. Sie
schloss kurz die Augen und wandte sich dann wieder an die Agenten. »Diese
Vampire,
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