Buffy - 22 - Spike & Dru
bohrte. In dieser intimen Pose tranken sie sie
gemeinsam in kürzester Zeit aus.
Die Leiche ließen sie neben dem Wächter liegen.
Bevor sie zu dem Laster zurückkehrten, blieb Spike einen Moment stehen
und blickte auf den Wächter hinunter, in dessen aufgerissenen Augen der
Wahnsinn flackerte.
»Süße Träume, Alter.«
Im Laster, auf dem Rückweg, summte Drusilla zufrieden vor sich hin. Das
Lied war weitaus melodischer als jenes, mit dem sie sich auf der Hinfahrt
unterhalten hatte, und es bereitete ihr ein solches Vergnügen, dass sie
schauderte.
»Geht es dir gut, Zuckerschnäuzchen?«, fragte Spike.
Drusilla schwang ihren Kopf zu ihm herum, und ihre Haare fielen wie ein
finsterer Wasserfall über ihr Gesicht. Sie sah ihn hinter diesem Vorhang aus
Haaren mit einem wissenden Ausdruck an, von dem sie wusste, dass er
Spike verrückt machte.
»Sieh mich nicht so an, Dru, oder ich werde den Laster auf der Stelle
anhalten müssen. Du weißt, dass ich dir nicht widerstehen kann, und ich
würde lieber nicht mehr in der Wüste sein, wenn die Sonne aufgeht, Laster
hin oder her.«
Sie schenkte ihm ein verschmitztes Grinsen. Dann kehrten ihre Gedanken
wieder zu dem zurück, was sie dazu veranlasst hatte, hinaus in die Wüste zu
fahren. »Es hat Spaß gemacht, seine Augen zu sehen«, flüsterte sie. »Er wird
schön braten, der Gute. Schade, dass wir nicht bleiben und zusehen
können.«
»Wenn du meinst, Schatz.«
So plötzlich, wie der Wind umschlug, änderte sich auch ihre Stimmung.
Drusilla zog einen Schmollmund, wandte den Kopf ab und schlug die Hände
vor das Gesicht.
»Spike«, piepste sie mit dieser Kleinmädchenstimme, von der sie wusste,
dass sie fast alles damit erreichen konnte. »Mir ist langweilig.«
Mit einem Kopfschütteln seufzte Spike. »Wie sollte es auch anders sein.
Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, um dir die Langeweile zu
vertreiben? Du willst doch diese verdammte Kette haben, oder?«
»Oh ja«, rief sie entzückt, ganz euphorisch bei dem Gedanken an das
glitzernde Schmuckstück, an all die Spiele, die sie mit der Kette treiben
konnten. Endlich würde sie ihr eigenes Spiegelbild sehen können. »Ich will
sie unbedingt haben. Du sagst mir, dass ich schön bin, aber in meinen
Gedanken habe ich kein Gesicht.«
»Und weiter?«
Sie überlegte einen Moment. »Ich glaube, ich habe die Namen zweier
Amerikanerinnen auf dieser Liste gesehen. Ich liebe Amerika. Die Leute
dort sind so schön vulgär und alle anders.«
Spike starrte sie an und achtete für einen Moment nicht mehr auf das
Lenkrad. »Zum Teufel, Dru. Wir haben uns doch darauf geeinigt, dass es
nur logisch ist, die amerikanischen Mädchen zuletzt zu töten. Ich habe keine
Lust, nach Amerika zu reisen und dann wieder nach Europa
zurückzumüssen, um den Job zu erledigen.«
Drusilla schmollte, stützte das Kinn auf die Hände und blickte aus dem
Fenster in den wirbelnden Sand. Der Lastwagen rumpelte der Straße
entgegen, die sie verlassen hatten, Richtung libysche Küste, und Spike
knurrte etwas Unverständliches.
»Andererseits«, fügte er dann murmelnd hinzu.
»Ja?«, fragte Dru schnell. Sie lächelte, drehte sich zu ihm um und
schaukelte auf ihrem Sitz.
»Ganz gleich, wohin uns unsere mörderischen Spritztouren führen – wir
müssen sowieso nach Norwegen zurück, um dein Geburtstagsgeschenk
abzuholen, wenn wir mit allem fertig sind. Außerdem will Skrymir, dass wir
die Jägerin erst dann töten, wenn wir all ihre Nachfolgerinnen erledigt
haben. Wenn wir hier bleiben, werden wir wahrscheinlich auf sie stoßen,
noch ehe wir die anderen ausgeschaltet haben. Vielleicht ist es gar keine so
schlechte Idee, nach Amerika zu verschwinden.«
»Meinst du das im Ernst, Spike?«, fragte Dru erfreut.
Spike streckte den Arm aus und drückte ihre Hand. »Ja,
Zuckerschnäuzchen«, bestätigte er. »Wir fahren nach Amerika.«
Sie grinste und klatschte begeistert in die Hände. Dann sah sie ihn streng
an. »Ich werde dich trotzdem später bestrafen.«
»Nichts lieber als das.«
Briare, Frankreich
26. Juni
Die Tage waren lang und warm geworden. Eine Brise raschelte in den
Bäumen rund um den kleinen Bauernhof am Rand von Briare, auf dem sie
sich seit ein paar Tagen versteckten. Am Horizont sank die Sonne, und die
Schatten der Bäume wanderten über den Boden zu Sophie, die auf der
Vordertreppe des Hauses saß und das Schwert schärfte, das sie von ihrem
Vater geerbt hatte. Während sie
Weitere Kostenlose Bücher