Buffy - 22 - Spike & Dru
sein Körper ... die Schuppen weichen marmorweißem
menschlichem Fleisch. Seine Schnauze schrumpft, bis ihn nur noch die
Reißzähne als Räuber identifizieren.
Sein Haar ist weißblond, und er lächelt...
»Yanna!«
Ihre Augen wurden wieder klar, und sie sah, dass der Himmel von einem
tiefen, dämmrigen Blau war. Minuten waren vergangen. Sophie kniete an
ihrer Seite auf dem Deck und starrte sie besorgt an.
»Eine Vision«, erklärte Yanna matt.
»Ich weiß. Ich bin ja nicht blind«, stieß Sophie hervor. »Sie werden
stärker. Und gefährlicher. Sie können so nicht weitermachen. Ich habe ... ich
habe Angst um Sie. Hätte ich Sie nicht aufgefangen, wären Sie über die
Reling gefallen und ertrunken.«
Yanna holte schaudernd Luft. Sie wusste nur zu gut, dass Sophies Sorge
um sie nur wenig mit der Gefahr des Ertrinkens zu tun hatte. »Danke«, sagte
sie. »Ich ... es tut mir Leid. Das ist nicht fair. Ich könnte dich in Gefahr
bringen, wenn mich eine Vision zur falschen Zeit überfällt. Im Kampf zum
Beispiel.«
Es gab noch mehr zu sagen. Als Yanna Sophie in die Augen blickte,
erkannte sie, dass die Jägerin Bescheid wusste. Stattdessen redeten sie beide
um den heißen Brei herum.
»Sie haben noch nie eine Vision während eines Kampfes gehabt«, sagte
Sophie bedächtig, und ihr Blick war bekümmert. »Aber wir dürfen es nicht
ausschließen. Fühlen Sie sich ... kräftig genug für eine körperliche
Auseinandersetzung?«
Yanna konnte ihrem Blick nicht länger standhalten.
Die Jägerin richtete sich auf, streckte ihre langen Beine, lehnte sich an die
Reling und sah auf ihre Wächterin hinunter. Der forschende Blick des
Mädchens gab Yanna das Gefühl, unter einem Mikroskop zu sein. Frustriert
fuhr sich Sophie mit den Händen durch die langen blonden Haare und
blickte dann hinaus aufs Meer.
»Du vertraust mir nicht«, flüsterte Yanna. Es schmerzte sie, diese Worte
auszusprechen, vor allem, da sie sich selbst nicht mehr traute.
Die Jägerin blickte weiter aufs Meer. »Ich habe Angst um Sie«, gestand
sie. »Diese Visionen ... es sind so viele. Und jedes Mal sind Sie ... länger
abwesend. Sie brauchen immer länger, um in die Realität zurückzufinden.
Ich habe Angst, dass Ihr träumendes Ich Ihre Urteilskraft beeinträchtigt, Ihr
Denkvermögen beeinflusst. Vorher ist das noch nie so gewesen. Ich frage
mich, ob Sie diese Visionen nicht irgendwie heraufbeschwören, sie selbst
erzeugen, ohne sich dessen bewusst zu sein.«
»Unmöglich«, fauchte Yanna.
Sophie drehte sich um und sah sie hilflos an. »Wirklich? Können Sie das
mit Sicherheit sagen? Ihre Faszination für diesen Teufel macht mir Sorgen.
Er hat unschuldige junge Mädchen und viele Wächter abgeschlachtet,
Menschen, die Sie kannten. Er hat einen Mann getötet, den Sie liebten.
Wahrscheinlich haben er und Drusilla bereits dieses Mädchen Rita und ihren
Wächter in Boston ermordet. Was müssen die beiden denn noch alles
anstellen, bevor Sie diesen Schleier vor Ihren Augen abschütteln?«
Yanna machte eine abwehrende Kopfbewegung und wollte der Jägerin
schon widersprechen, aber dann dachte sie wieder an die Vision – und an
die Gefühle, die sie gehabt hatte, als die Alligatoren sich gegenseitig
zerrissen.
Mit einem leisen Stöhnen stand sie auf, hob stolz ihr Kinn und trat zu
Sophie an die Reling. »Das Böse ist die Natur der Vampire«, erklärte sie.
»Ich behaupte nicht, sie zu verstehen. Dennoch hat Spike etwas an sich, das
mich anzieht, mich fasziniert, mir sogar Ehrfurcht einflößt, und zwar auf
eine Weise, wie ich es noch nie bei einer dunklen Macht oder einem Dämon
erlebt habe. Ich kann diesen Magnetismus nicht erklären, ich kann nur eins
sagen: Er labt sich am Bösen. Ich habe ihn einmal in Fleisch und Blut
gesehen. Und zahllose Male in meinem Kopf. Das Böse ist für ihn Ekstase.
Er empfindet so viel Vergnügen am Tod und am Leiden, dass es alles
untergräbt, woran ich jemals geglaubt habe.«
Sophie starrte ihre Mentorin mit aufgerissenen Augen an. Yanna verstand
die Verwirrung des Mädchens, aber sie konnte nichts dagegen tun. Obwohl
sie die Gefahren kannte, die das Dasein als Seherin mit sich brachte, glaubte
sie inzwischen, dass es nicht Wahnsinn war, was sie fühlte, sondern
intellektuelle Faszination.
»Ich würde Spike liebend gern studieren, Sophie. Um ihn und Drusilla
und die anderen zu verstehen«, räumte Yanna ein. »Aber hör zu und
begreife: Ich weiß, dass sie böse
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