Buffy - 22 - Spike & Dru
Hals hinauf, und er löste den
kleinen Knoten, der ihr Hemd zusammenhielt. Es glitt von ihrem bleichen
Körper, Alabasterhaut, Adern wie blaues Eis.
Sie liebten sich mit brutaler Wildheit auf dem Boden, neben dem
Leichnam von Webley, dem Steward, dessen tote Augen das Ganze mit
blanker Eifersucht verfolgten. Später tranken sie erneut. In den stillen
Morgenstunden schlichen sich die beiden Liebenden hinauf an Deck und
warfen seine Leiche über die Reling in die wogenden Fluten.
Das Unterseeboot durchpflügte die raue Meeresoberfläche. Mondlicht
glitzerte an der massiven Panzerung seines Kommandoturms.
Kurt Raeder saß tief im Inneren und sehnte sich nach einer Dusche. Nicht
nur das, er wünschte sich auch eine für jedes andere Mitglied der Besatzung
der U-28B. Er saß mit den anderen Fähnrichen des Unterseeboots in ihren
Quartieren und aß, was nach vier Tagen auf dem Meer als Essen durchging.
Die vier Männer hockten schweigend auf den unteren Kojen des U-Raums,
die Köpfe gebeugt, um nicht gegen einen der Metallrahmen über ihnen zu
stoßen. Grimmige Enttäuschung mischte sich in ihren Gestank und
verseuchte das ganze Boot.
Ein Konvoi hatte sie in einer Entfernung von vierzig nautischen Meilen
passiert, und sie hatten ihn verpasst. Die U-29 und U-5 hatten ihn rechtzeitig
erreicht und großen Schaden angerichtet – und sie hatten tatenlos zusehen
müssen. Nur ein Schiff hatten sie seit Ausbruch des Krieges versenkt, ein
simples Handelsschiff.
»Verdammter Konvoi«, knurrte Fähnrich zur See Walther und ließ seinen
Löffel in den Schweinefraß in seiner Schüssel fallen. »Was hat es für einen
Sinn, Schiffe in einem Konvoi fahren zu lassen? Zusammen bieten sie doch
nur eine größere Angriffsfläche. Das war mir schon immer unerklärlich.«
Kurt runzelte die Stirn. »Der Ozean ist riesig. Wenn die Schiffe
zusammen fahren, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie auf eine
unserer Patrouillen stoßen, und selbst wenn, haben sie bewaffneten
Geleitschutz. Es ist alles eine Frage des Risikos.«
Er hätte vielleicht noch mehr gesagt, aber die anderen warfen ihm
abfällige Blicke zu und konzentrierten sich wieder auf ihr Essen. Mit zornig
verkniffenem Mund stellte Kurt seine Schüssel zur Seite. Er hätte es besser
wissen und sich die Antwort auf eine derartige Frage verkneifen müssen. Sie
zeugte von Walthers Ignoranz, doch es war nun einmal ein sinnloses
Unterfangen, einen der anderen Fähnriche zur See zu korrigieren. Kurts
Onkel war Großadmiral Erich Raeder, der Oberkommandierende der
deutschen Marine. Kurt hätte jeden Job auf dem Meer haben können, aber er
hatte sich entschlossen, unter Wasser zu dienen. Die Besatzung von U-
Booten war tapfer und klug. Ihre geheimen Operationen erforderten Mut
und Tarnung und waren für die Pläne des Führers lebenswichtig. Onkel
Erich hatte versucht, es ihm auszureden, aber Kurt war standfest geblieben.
Er hatte schon immer vom Dienst an Bord eines Unterseeboots geträumt.
Jedenfalls hatte er das gedacht.
Und jetzt lebte er in einem Typ VIIA-U-Boot; mit vierundvierzig anderen
Männern in einem Stahlzylinder eingepfercht. Von außen hatte das U-Boot
Größe und Form eines Eisenbahnwagens. Doch im Inneren zeigte sich, dass
diese Größe eine Illusion war. Der Bauch des Bootes war voller Maschinen;
ansonsten gab es nur eine lange Gangway für den Schichtwechsel. Selbst der
Kapitän hatte nur einen Schreibtisch hinter einem Vorhang. An Bord eines
derartigen Schiffes gab es keine Privatsphäre. Keinen Freiraum, nur Platz
zum Schlafen und um den Job zu erledigen, für den man abkommandiert
worden war. Niemand wusch sich oder wechselte seine Kleidung. Wenn das
U-Boot tauchte, funktionierten die Toiletten nicht. Der Gestank der Männer
und des Öls und des Schimmels war schier unerträglich.
Kurt hatte sich freiwillig gemeldet. Vielleicht hätte er es nicht einmal
bedauert, denn es gab auch Vorteile. Die Dinge, die er sich vom U-Boot-
Dienst erträumt hatte, stimmten. Für andere U-Boote. Aber die U-28B hatte
nur ein einziges Handelsschiff versenkt, und daran war nichts Ruhmvolles.
Und die anderen Männer hassten ihn, weil er ihnen intellektuell so
offensichtlich überlegen war und weil sein Onkel Großadmiral Raeder hieß.
Die anderen ließen ihre Löffel fallen. Die Essenspause war vorbei. Kurts
Schicht würde in Kürze beginnen. Über ihnen war es noch immer Nacht,
und er und die anderen aus seiner Schicht
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